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Liebe nette Männer! Sechs Punkte, an denen es hakt

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Liebe nette Männer,

manchmal seid ihr kein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Klar, wir wollen alle nicht sexistisch sein, aber wir leben in einer Gesellschaft, in der Geschlecht eine wichtige Kategorie ist, an der Macht hängt. Viel davon haben wir verinnerlicht, und das zu erkennen und dagegen zu arbeiten, ist schwierig.

Da ich’s gewohnt bin, gratis für Männer zu arbeiten, habe ich, servicemäßig wie ich bin, ne Liste erstellt an Punkten, bei denen mir auffiel, dass es hakt.

  1. Du nimmst die Aussagen von Männern wichtiger als die von Frauen.
    Hab ich schon erlebt. Ich sage etwas. Nach einer halben Stunde Diskussion wiederholt ein Mann diese Aussage, und sie wird ernst genommen. Falls du auch lieber auf Männer hörst, schließe ich unten den gleichen Text nomma in ner Version an, in der ich aus der privilegierten Rolle spreche. Ich heiße ja auch Norbert, mich muss * ernst nehmen!
  2. Ungleiche Verteilung in der Reproduktionsarbeit.
    Gesellschaftliche Muster sagen uns, dass es akzeptabel ist, wenn ein Mann 0% der Reproduktionsarbeit übernimmt und eine Frau 100%. Falls du als Mann, männlich sozialisierte oder gelesene Person mit einer Frau, weiblich gelesener oder sozialisierter Person zusammen lebst, kann es schnell passieren, dass sich die Reproduktions/Hausarbeit ungleich verteilt. Männer* haben oft den Eindruck, dass sie viel machen, wenn sie 10% leisten, und bei 30% entsteht der Eindruck, dass sie bestimmt die Hälfte machen. Nehmt eure Freund*innen, Partn*, Mitbewohn* ernst, wenn sie euch sagen, dass es sich ungleich verteilt, und überlegt euch, wie ihr dagegen arbeitet. (Hint: So ein Haushaltsplan kann richtig schön anarchistisch sein <3)
  3. Du fühlst dich durch die Erfahrungswelten anderer angegriffen.
    Du bekommst eine Rückmeldung zu deinem Verhalten. Etwas hat eine Person verletzt, etwas wird als diskriminierend und sexistisch bezeichnet. Du bist empört, denn du bist ja kein Sexist! Nein, auch wenn du nicht vorsätzlich sexistisch bist, bist du mit Mustern aufgewachsen, die dazu führen, dass du gewisse Dinge tust, die der Gleichheit entgegen stehen. Auch wenn es gegen dein Selbstbild geht und es dich in dem Moment richtig kränkt, verletzt, wütend oder traurig macht – chillax, und versuche, anzunehmen, was dir zurück gemeldet wird.
    Menschen tauschen sich aus über ihre sexistischen Gewalterfahrungen. Du liest es, und du fühlst dich verurteilt, weil sie so gemein über die Männer reden. Atme tief durch, und denke kurz nach: Sagen wir tatsächlich: „Alle Männer sind so!“, oder reden wir gerade ausschließlich über die Männer, die so sind? Wenn letzteres zutrifft, nimm uns ernst, höre zu und überlege, ob du dich vielleicht doch an manchen Punkten so verhältst, dass sich andere unwohl fühlen.
    Wenn wir darüber reden, dass alle Männer böse sind – chillax. Lass uns reden, unseren Frust loswerden und wenn du dich wirklich gekränkt fühlst, kannst du das zu einem späteren Zeitpunkt anmerken. Meistens merke ich selbst, wenn ich mich in Stereotype verirre. Manchmal muss ich Frust loswerden und pauschal über alle Männer meckern. Manchmal muss ich sarkastisch sein, Herrschaftsmuster umdrehen und fiese Dinge sagen. #‎NotAllMen macht übrigens wirklich keinen Sinn. Es hilft nicht viel, wenn du sagst, dass du anders bist. Viele sagen das. Und doch reicht es, den einen zu treffen, der n Fiesling ist, um Schaden zu nehmen. Und ihm steht das seltenst auf die Stirn geschrieben. Nimm mir meine Erfahrung nicht weg. Sag mir nicht, dass ich schlimme Dinge nicht schlimm finden darf, weil du der herrschenden Gruppe angehörst und dich gekränkt fühlst. Und damit sind wir schon beim nächsten Punkt:
  4. Du nutzt dein Privileg doch gar nicht, also hast du es nicht.
    Nein. Privilegien kannst du nicht einfach annehmen oder ablegen, ebenso wenig wie Benachteiligungen. Du kannst dich natürlich bemühen, sie so wenig wie möglich auszunutzen (was ich zu schätzen weiß), aber dennoch sind sie da. Und das fiese an Privilegien ist, dass sie oft unbemerkt bleiben. Wenn du eingestellt wirst, weil es für weniger wahrscheinlich gehalten wird, dass du schwanger wirst, in Elternzeit gehst und intensiv der Reproduktionsarbeit nachgehst und eine Frau aus diesem Grund den Job halt nicht kriegt, dann merkst du das nicht. Wenn du dich in der U-Bahn breit machst und sich die Frau neben dir eingequetscht auf ihrem Sitzplatz verdreht, merkst du das vielleicht nicht. Wenn du in Eile bist und dir in der Innenstadt Menschen aus dem Weg gehen, weil du als Mann gelesen wirst, merkst du es nicht. Höchstens, wenn du deine Freundin* abhängst, weil sie sich zwischen den Menschen hindurchschlängeln muss, weil sie halt nicht so wichtig ist wie du.
    Dieser Punkt ist losgelöst von der eigenen Identität. Es kommt darauf an, als was dich andere Menschen lesen – also als Mann oder Frau. Auch trans* Menschen, die als Mann gelesen werden, sind in dieser Art privilegiert. Zugleich möglicherweise falsch zugeordnet und dadurch in einer marginalisierten Position. Kompliziert, und beim nächsten Punkt:
  5. Du kannst ja gar nicht diskriminieren, du bist ja selbst diskriminiert.
    Nein. Dass du in einer Sache diskriminiert bist, bedeutet nicht, dass du nicht trotzdem eine gewisse männliche Herrschaft ausübst, mit der du andere unterdrückst. Nicht vorsätzlich, nicht als fieser Patriarch, aber durch Sachen, wie in 1, 2 und 4 beschrieben. Das findet ja nicht nur auf der Ebene des Umgangs zwischen zwei Menschen statt, sondern auf so vielen.
  6. Eine Frau hat ein Problem, und deine Sorge gilt nur dem, was das für dich bedeutet.
    Das ist der fieseste Auswuchs eines nice guys, der mich richtig wütend macht. Das Internet und das real life sind voll von Gejammer, wieso Frauen nur auf Arschlöcher stehen. Du bist nett, und trotzdem ist die Frau, die du so doll magst, mit nem Typen zusammen, der sie schlecht behandelt. Er ist gemein zu ihr, und vielleicht sogar körperlich gewalttätig. Wäre sie mit dir zusammen, wärst du doch so gut für sie. Du würdest zwar das tun, was in 1-4 beschrieben wurde, aber du würdest sie nicht schlagen und nur ganz ganz selten fies zu ihr sein.
    Du bist Teil des Problems. Wenn du nicht denkst: „Oh, wie schrecklich, eine Frau ist in einer gewalttätigen Beziehung und ich bin mir unsicher, ob und was ich machen soll, denn kein* hat es verdient, so behandelt zu werden!“, sondern: „Würde sie regelmäßig meinen Schwanz lutschen, ginge es ihr doch besser!“, siehst du Frauen nicht als Individuen, sondern als Existenzen, die dir gut tun sollen und darüber hinaus keinen Belang haben.

Danksagung

Guys, ich liebe euch, weil ihr euch bemüht, das zu berücksichtigen. Weil ihr meine Rückmeldungen ernst nehmt, weil ihr euch selbst reflektiert, und weil wir uns gemeinsam darum bemühen, den Scheiß‘ hinter uns zu lassen. Auch wenn es verdammt viel Arbeit ist.
🌈 💙 ✳ ✂


~* Da Male Version *~

Liebe nette Mit-Männer,

manchmal sind wir kein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Klar, wir wollen alle nicht sexistisch sein, aber wir leben in einer Gesellschaft, in der Geschlecht eine wichtige Kategorie ist, an der Macht hängt. Viel davon haben wir verinnerlicht, und das zu erkennen und dagegen zu arbeiten, ist schwierig.

Da ich als Mann weiß, wie der Hase läuft, hab ich mal ne Liste aufgestellt, um allen ein für alle Mal zu erklären, wie das ist mit dem Sexismus.

  1. Wir nehmen die Aussagen von Männern wichtiger als die von Frauen.
    Hab ich schon erlebt. Eine Frau sagt etwas. Nach einer halben Stunde Diskussion wiederhole ich diese Aussage, und ich werde ernst genommen. Wir werten die Kompetenz von Frauen ab. Das ist nicht cool.
  2. Ungleiche Verteilung in der Reproduktionsarbeit.
    Gesellschaftliche Muster sagen uns, dass es akzeptabel ist, wenn ein Mann 0% der Reproduktionsarbeit übernimmt und eine Frau 100%. Falls du als Mann, männlich sozialisierte oder gelesene Person mit einer Frau, weiblich gelesener oder sozialisierter Person zusammen lebst, kann es schnell passieren, dass sich die Reproduktions/Hausarbeit ungleich verteilt. Männer* haben oft den Eindruck, dass sie viel machen, wenn sie 10% leisten, und bei 30% entsteht der Eindruck, dass sie bestimmt die Hälfte machen. Nehmt eure Freund*innen, Partn*, Mitbewohn* ernst, wenn sie euch sagen, dass es sich ungleich verteilt, und überlegt euch, wie ihr dagegen arbeitet. (Hint: So ein Haushaltsplan kann richtig schön anarchistisch sein <3)
  3. Du fühlst dich durch die Erfahrungswelten anderer angegriffen.
    Du bekommst eine Rückmeldung zu deinem Verhalten. Etwas hat eine Person verletzt, etwas wird als diskriminierend und sexistisch bezeichnet. Du bist empört, denn du bist ja kein Sexist! Nein, auch wenn wir nicht vorsätzlich sexistisch sind, sind wir mit Mustern aufgewachsen, die dazu führen, dass wir gewisse Dinge tun, die der Gleichheit entgegen stehen. Auch wenn es gegen mein Selbstbild geht und es mich in dem Moment richtig kränkt, verletzt, wütend oder traurig macht – ich chillax, und versuche, anzunehmen, was mir zurück gemeldet wird. Nur so kann ich eigene sexistische Muster reflektieren und dagegen arbeiten.
    Menschen tauschen sich aus über ihre sexistischen Gewalterfahrungen. Ich lese es, und ich fühle mich verurteilt, weil sie so gemein über die Männer reden. Wie soll ich damit umgehen? Tief durchatmen, kurz nachdenken. Sagen sie tatsächlich: „Alle Männer sind so!“, oder reden sie gerade ausschließlich über die Männer, die so sind? Wenn letzteres zutrifft, nimm sie ernst, höre zu und überlege, ob du dich vielleicht doch an manchen Punkten so verhältst, dass sich andere unwohl fühlen.
    Wenn sie darüber reden, dass alle Männer böse sind – chillax. Lass sie reden, ihren Frust loswerden und wenn du dich wirklich gekränkt fühlst, kannst du das zu einem späteren Zeitpunkt anmerken. Meistens merken sie selbst, wenn sie sich in Stereotypen verirren und müssen sich das nicht mansplainen lassen. Manchmal müssen sie Frust loswerden und pauschal über alle Männer meckern. Manchmal müssen sie sarkastisch sein, Herrschaftsmuster umdrehen und fiese Dinge sagen. #NotAllMen macht übrigens wirklich keinen Sinn. Es hilft nicht viel, wenn wir sagen, dass wir anders sind. Viele sagen das. Und doch reicht es, den einen zu treffen, der n Fiesling ist, um Schaden zu nehmen. Und ihm steht das seltenst auf die Stirn geschrieben. Nimm durch Geschlecht diskriminierten Personen ihre Erfahrungen nicht weg. Sag ihnen nicht, dass sie schlimme Dinge nicht schlimm finden dürfen, weil du der herrschenden Gruppe angehörst und dich gekränkt fühlst. Und damit sind wir schon beim nächsten Punkt:
  4. Wir nutzen unser Privileg doch gar nicht, also haben wir es nicht.
    Nein. Privilegien können wir nicht einfach annehmen oder ablegen, ebenso wenig wie Benachteiligungen. Wir können uns natürlich bemühen, sie so wenig wie möglich auszunutzen, aber dennoch sind sie da. Und das fiese an Privilegien ist, dass sie oft unbemerkt bleiben. Wenn ich eingestellt werde, weil es für weniger wahrscheinlich gehalten wird, dass ich schwanger werde, in Elternzeit gehe und intensiv der Reproduktionsarbeit nachgehe und eine Frau aus diesem Grund den Job halt nicht kriegt, dann merke ich das nicht. Wenn ich mich in der U-Bahn breit mache und sich die Frau neben mir eingequetscht auf ihrem Sitzplatz verdreht, merke ich das oft nicht. Wenn ich in Eile bist und mir in der Innenstadt Menschen aus dem Weg gehen, weil ich als Mann gelesen werde, merke ich es erst, wenn ich meine Freundin* abhänge, weil sie sich zwischen den Menschen hindurchschlängeln muss, weil sie halt nicht so wichtig ist wie ich. Dieser Punkt ist losgelöst von der eigenen Identität. Es kommt darauf an, als was dich andere Menschen lesen – also als Mann oder Frau. Auch trans* Menschen, die als Mann gelesen werden, sind in dieser Art privilegiert. Zugleich möglicherweise falsch zugeordnet und dadurch in einer marginalisierten Position. Kompliziert, und beim nächsten Punkt:
  5. Ich kann ja gar nicht diskriminieren, ich bin ja selbst diskriminiert.
    Nein. Dass ich in einer Sache diskriminiert bin, bedeutet nicht, dass ich nicht trotzdem eine gewisse männliche Herrschaft ausübe, mit der ich andere unterdrücke. Nicht vorsätzlich, nicht als fieser Patriarch, aber durch Sachen, wie in 1, 2 und 4 beschrieben. Das findet ja nicht nur auf der Ebene des Umgangs zwischen zwei Menschen statt, sondern auf so vielen.
  6. Eine Frau hat ein Problem, und meine Sorge gilt nur dem, was das für mich bedeutet.
    Damit bin ich ich der fieseste Auswuchs des nice guys. Das Internet und das real life sind voll von Gejammer, wieso Frauen nur auf Arschlöcher stehen. Wir sind nett, und trotzdem sind die Frauen, die wir so doll mögen, mit nem Typen zusammen, der sie schlecht behandelt. Er ist gemein zu ihr, und vielleicht sogar körperlich gewalttätig. Wäre sie mit mir zusammen, wäre ich doch so gut für sie. Vermutlich würde ich einiges von dem tun, was in 1-4 beschrieben wurde, aber ich würde sie nicht schlagen und nur ganz ganz selten fies zu ihr sein.
    Wenn wir das denken, sind wir ein ordentlicher Teil des Problems. Wenn wir nicht denken: „Oh, wie schrecklich, eine Frau ist in einer gewalttätigen Beziehung und ich bin mir unsicher, ob und was ich machen soll, denn kein* hat es verdient, so behandelt zu werden!“, sondern: „Würde sie regelmäßig meinen Schwanz lutschen, ginge es ihr doch besser!“, sehen wir Frauen nicht als Individuen, sondern als Existenzen, die zu unserem Spaß da sind und darüber hinaus keinen Belang haben.

Appell

Lasst uns nicht zu den Leuten gehören. Wir sollten uns darum bemühen, ein besseres Miteinander zu gestalten und uns nicht daran zu orientieren, dass es welche gibt, die ja noch viel fieser sind als wir. Auch wenn es richtig richtig weh tut, auf unsere privilegierte Position hingewiesen zu werden und zu hören, dass wir gerade Scheiße gebaut haben – wir sollten nicht aufhören, an uns zu arbeiten.
🌈 💙 ✳ ✂


Wir haben diesen Text mit freundlicher Erlaubnis von Düse übernommen. Denn wir glauben, dass er von möglichst vielen Menschen, insbesondere Männern gelesen werden sollte. Der Text steht unter Creavtive Commons Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 und erschien zuerst auf Facebook. Danke, Düse.

Artikelbild: BS Thurner Hof CC BY-SA 3.0

 

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