In zahlreichen veganen Facebook-Gruppen, die von dem Administrator Jörg Ponten administriert werden, kommt es zunehmend zur Verhinderung von Kritik an rechten Strukturen in der veganen Szene sowie zur Depolitisierung dieser Gruppen. Dazu ein Rechercheaufruf von uns.
Der Lektor Jörg Ponten, der 2013 neben dem rechten Tierrechtler Erik Gottwald in Köln auftrat, arbeitete lange mit dem rechtsoffenen Frankfurter Kreideaktivisten Rainer Tesche (Rai Te) in vielen der von diesem gegründeten Städtegruppen zusammen. Nach dem Untertauchen Rai Tes hatte sich die Situation leicht verbessert, da Ponten wenigstens nach entsprechenden Hinweisen rechte Inhalte und rechtsradikale Mitglieder aus den Gruppen entfernte. Bereits in Zusammenhang mit den Diskussionen um Patrik Baboumian vor einem Jahr zeigte sich jedoch, dass Ponten seine administrativen Möglichkeiten nutzte, um Kritik an Querfront-Strukturen zu behindern und inklusiv auf diese einzuwirken.
Auf Facebook ist Ponten selbst mit zahlreichen Querfrontler*innen vernetzt. In der Gruppe Essen Vegan verhinderte er mit seinem Adminteam Aufklärung über die rechtsradikale Tortenbäckerin Kim Kalkowski aka. Sarah Strickling. Zuletzt entfernte Ponten willkürlich Gruppenmitglieder aus seinen Gruppen, wenn diese auf Querfrontler*innen innerhalb seiner Gruppen hinwiesen. In anderen Fällen tat er dies ohne jede Begründung. Hierzu liegen uns zahlreiche solcher Fälle vor. Auf schriftliche Anfragen zu diesen Interventionen reagiert Ponten nur sehr selten. Maskulinisten dürfen in Pontens Gruppen ihre Misogynie frei ausleben, wie zuletzt in „Berlin Vegan“ gesehen. Politische Aktionen von Antifaschist*innen werden innerhalb seiner Gruppen unterbunden.
In einem aktuellen Fall kam Ponten der Aufforderung eines Aktivisten nicht nach, ein Posting zu entfernen, welches dessen Kinder zum Bestandteil einer politischen Auseinandersetzung machte. Spätestens jetzt, wo die Kinder von Antifaschist*innen durch Querfrontler*innen wie dem Kölner Andreas Kreimendahl zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen gemacht werden, und dies von Jörg Ponten unterstützt wird, ist für uns der Punkt erreicht, eine Übersicht über die Aktivitäten Pontens zu erstellen. Kreimendahl ist im politischen Umfeld des rechtsradikalen Querfrontlers Gérald Hägele aktiv und trat zuletzt dadurch in Erscheinung, dass er Angehörige eines Antifaschisten mit verstellter Stimme anrief und vorgab, er hätte bei dem Aktivisten Drogen bestellt. Kreimendahl solidarisiert sich in einem aktuellen Posting mit dem antisemitischen Tierschutzverein „Verein gegen Tierfabriken“(Schweiz).1 Zudem outete sich Kreimendahl 2012 als begeisterter Hörer der rechten Querfrontkapelle „Die Bandbreite“.2
Ponten ist nach aktuellem Recherchestand Administrator in 16 veganen Facebook-Gruppen. In der Gruppe Berlin Vegan, mit 7.000 Mitgliedern, ist er sogar alleiniger Administrator. Folgende Gruppen, die von Ponten administriert werden, sind uns bisher bekannt. Diese umfassen eine Gesamtreichweite von ca 69.000 Personen:
- Ich packe auf mein veganes Tellerchen (37.409)
- Tellerchen-Debattierclub (11.155)
- Berlin Vegan (7.000)
- Deutschland Vegan (5.447)
- Essen Vegan (2.429)
- Bremen Vegan (1.444)
- Wiesbaden Vegan (1.013)
- Wuppertal Vegan (910)
- Saarbrücken vegan (496)
- Oberhausen Vegan (232)
- Gelsenkirchen Vegan (229)
- Mülheim an der Ruhr Vegan (150)
- Lübeck Vegan (143)
- Potsdam Vegan (105)
- Herne Vegan (86)
- Wolfsburg Vegan (49)
Sollten euch weitere Facebook-Gruppen oder Foren bekannt sein, die von Jörg Ponten administriert werden, postet uns diese bitte in die Kommentare.
Zu all diesen und vielen weiteren Vorfällen recherchieren wir aktuell, um uns einen Überblick zu verschaffen, welches Ausmaß diese Depolitisierung, das aktive Vorgehen gegen Antifaschist*innen und die Unterstützung von Querfrontstrukturen durch diesen Administrator hat.
Solltet ihr entsprechende Erfahrungen mit diesem Administrator gemacht haben, schickt uns eine PN oder postet diese in die Kommentare. In beiden Fällen bitte möglichst mit entsprechendem Belegmaterial (Screenshots). Wenn ihr keines habt, sichert euch ab, indem ihr eine Person benennen könnt (die muss zunächst nicht genannt werden), die den entsprechenden Vorfall bezeugen kann. Wir wollen weder Gerüchte noch Falschbehauptungen sammeln. Für alle oben aufgeführten Beispiele liegen uns Belege vor, die wir in dem folgenden Artikel veröffentlichen werden.
Administrator*innen von Facebook-Gruppen haben entscheidenden Einfluss darauf, wie sich menschenfeindliche Ideologien und Querfrontstrukturen in veganen Gruppen ausbreiten können. Gleichzeitig haben sie entscheidenden Einfluss auf die Präsenz von Gegenkulturen. Unsere Recherchen beziehen sich nicht auf Fälle, in denen klare und begründete Admin-Entscheidungen getroffen wurden, sondern auf Willkür, Doppelstandards und eine aktive Unterdrückung von Aufklärung über menschenfeindliche Ideologien und für emanzipatorische Positionen in veganen Gruppen.
Wir sind darüber informiert, dass es in den letzten Jahren bereits zahlreiche Dialogversuche mit Jörg Ponten von verschiedenen Aktivist*innen gab. Das ist der Grund, warum wir mit dem Thema nun an die Öffentlichkeit gehen. Gegen eine Depolitisierung der digitalen Netzwerke der „veganen Szene“! Für eine emanzipatorische Bewegung!
Update 17. Juni 2016
In der von ihm selbst administrierten Facebook-Gruppe „Tellerchen Debattierclub“ gab Ponten nun folgende Stellungnahme ab:
Wir teilen dazu mit, dass wir tatsächlich einen Teil unserer Informationen von einem Aktivisten haben, der in intensiven Diskussionen mit Jörg Ponten war. Ponten versucht hier unsere Rechercheanfrage mit dem Kick einer Person aus einer Seite seiner Gruppe zu begründen. Die Gründe für die von uns angestrengten Recherchen finden sich in diesem Aufruf.
Dass Jörg Ponten zu „Rechten“ im Sinne von „Rechtsradikalen“ keinen Kontakt hat, können wir insofern bestätigen, als dass uns bis auf eine zurückliegende, längere Facebook-Freundschaft mit dem rechtsradikalen Tierschützer Semael Nahash Karzinger nichts derartiges bekannt ist. Bekannt jedoch sind zahlreiche Kontakte zu Querfrontler*innen, sowie sein solidarischer Einsatz für diese. Ob es sich bei Pontens entsprechender Verlautbarung um eine bewusste Lüge oder um Unkenntnis bezogen auf den Begriff „Querfront“ handelt, können wir nicht sagen.
In den Kommentaren unter dieser Stellungnahme verlinkt Ponten auf die Seite „Vegan emanzipatorisch kritisch“. Die Seite wird maßgeblich von der Querfrontlerin Sandra Nentwich betrieben, die bereits in der Vergangenheit dadurch auffiel, da sie sich mit dem rechtsradikalen Holocaustleugner Semael Karzinger, mit dem rechtsradikalen Querfrontler, Reichsbürger und Pickup-Coach Gérald Hägele sowie mit dem Querfrontler Pablo Schaub gemeinsam gegen Antifaschist*innen organisierte. Auch postete sie mit einem Klon-Profil rufschädigende Stellungnahmen im dem Namen eines Antifaschisten. Ebenfalls an dieser Seite beteiligt, sind einzelne Mitglieder der V-Partei. Der Beitrag, der von Ponten verlinkten Querfrontseite, wurden von Indymedia entfernt, da man auch dort offenbar sofort erkannt hat, dass es sich um ein Querfront-Projekt handelt.
Dass sich Jörg Ponten mit der, für die „Hauptsache für die Tiere“-Fraktion üblichen „in die rechte Ecke schieben“-Rhetorik verteidigt, überrascht wenig. Wir halten an dieser Stelle fest, dass wir Ponten an keiner Stelle als „rechts“ bezeichnet haben. Die aktuellen Hinweise machen deutlich, dass Ponten aktiv an einer Depolitisierung seiner Regionalgruppen arbeitet, hart gegen Antifaschist*innen und nachsichtig mit antiemanzipatorischen Mitgliedern umgeht, Querfrontler*innen in seinen Gruppen schützt, sowie mit diesen vernetzt ist. Der Ausschluss einer*eines Antifaschist*in wäre für uns keine Motivation, einen Artikel über eine Person zu schreiben. Auch dann nicht, wenn der Ausschluss ungerechtfertigt gewesen wäre. Wir sehen hier grundsätzliche, seit längerem bestehende Probleme. Eine Recherche dazu war bereits seit Langem geplant.
Zu der Frage, warum Jörg Ponten in seiner Gruppe „Berlin Vegan“ Einschüchterungsversuche durch Querfrontler*innen gegen Antifaschist*innen duldet, bei denen Kinder zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen gemacht werden, gibt Ponten in seiner Stellungnahme keine Auskunft.
Der Beitrag Jörg Ponten – Ein Administrator für die Querfront? erschien zuerst auf Indyvegan.