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Total Liberation Interview 3 – TVG Saar e.V.

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Der Begriff „Total Liberation“ taucht in den letzten Jahren immer häufiger in der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung auf. Er umschreibt die Idee, alle emanzipatorischen Bewegungen unter dem Überbegriff „Total Liberation“ zusammenzuführen. Da zu diesem Thema bislang eher wenig geschrieben wurde, haben wir verschiedene Gruppen und Einzelpersonen innerhalb und außerhalb der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung gefragt.

Wie verstehen und interpretieren einzelne Gruppen und Personen aus dem emanzipatorischen Spektrum das Konzept „Total Liberation“? Welche Perspektiven und Möglichkeiten bietet dieser Ansatz? Welche Herausforderungen und Probleme ergeben sich aus dem Zusammenschluss mit anderen, nichtveganen, emanzipatorischen Gruppen? Wie können wir das Thema für Aktive aus dem emanzipatorischen Spektrum attraktiv zu machen, für die Tierrechte und Tierbefreiung aktuell noch nicht Teil ihres politischen Engagements sind?

Wir veröffentlichen nun jede Woche eines dieser Interviews und wollen damit eine Diskussion zu diesem Thema anstoßen – innerhalb und außerhalb der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung. Wir hoffen auf fruchtbare und konstruktive Diskussionen. Zum Abschluss dieser Interviewreihe werden wir die, aus den Interviews und Diskussionen gewonnenen, Erkenntnisse und Fragestellungen in einem Artikel zusammenfassen.

Für unser erstes Interview sprachen wir mit der Berliner Tierbefreiungsaktion (BerTA). In unserem zweiten Interview gaben uns die Kreaktivisten ausführliche Einblicke. In diesem Interview haben wir die Menschen für Tierrechte – Tierversuchsgegner Saar e. V. zum Thema befragt.


 

Stellt euch und eure Gruppe kurz vor. Seit wann gibt es euch und was sind die Schwerpunkte eurer Arbeit?

Die Gründung der ursprünglichen „Tierversuchsgegner Saar e.V.“ erfolgte 1985, also vor genau 30 Jahren. Anfangs als kleine Gruppe, befassten wir uns überwiegend mit dem Riesenspektrum Tierversuche, weiteten jedoch schon nach kurzer Zeit unser Engagement auf alle tierrechtsrelevanten Bereiche und auf die Befreiung der Tiere aus ihrem Sklav_innenstatus aus. Dieses erweiterte Engagement stellten wir mit dem Namenszusatz „Menschen für Tierrechte“ heraus. Der ursprüngliche Name „Tierversuchsgegner Saar“ wurde bis dato weiter mitgeführt, er ist allerdings irreführend und beschreibt uns auch mit dem Zusatz unzureichend.

Obwohl wir seit langen Jahren kein Mitglied des „Bundesverband Menschen für Tierrechte“ mehr sind, kam es bis in die jüngste Vergangenheit aufgrund der Namensähnlichkeit immer wieder zu nicht tragbaren Verwechslungen. Es kostete viel unnötige Energie, uns selbst und unsere Ziele immer wieder von anderen Organisationen abzugrenzen. Viele gehen auch davon aus, dass wir ein untergeordneter Regionalverband des Bundesverbandes seien, mit ähnlich reformistischem Ansatz und gleichem politischen Selbstverständnis. Der BV setzt sich tatsächlich mit der Überzeugung von irgendwann einmal spürbaren Zwischenschritten für juristisch festgeschriebene Rechte nichtmenschlicher Tiere ein ohne ihren Eigentumsstatus in Frage zu stellen. Mit dem dazu bemühten Bezug auf rechtsstaatliche Autoritäten sollen aber genau jene Instanzen (befangene und korrupte Gesetzgeber, Institutionen, Ministerien, Ausführungsorgane) mit der Durchsetzung von Tierrechten beauftragt werden, deren Aufgabe es ist, Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen in dieser Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Der Mensch bleibt weiterhin das [übergeordnete, gesetzgebende] Maß aller Dinge während „das Tier“ in der Rolle des Bittstellers, das auf menschliche Gnade angewiesen ist, verbleibt.

Aus diesem Grund sind wir auch gerade in der Umbenennungsphase von „Menschen für Tierrechte – Tierversuchsgegner Saar e. V.“ zu „Tierbefreiungsoffensive Saar e. V.“ (vgl. www.tvg-saar.de)

Wir haben uns, was „Schwerpunkte“ betrifft, nicht festgelegt und arbeiten zu allen relevanten Tierrechts- und Tierbefreiungsthemen, die uns sinnvoll und erfolgsversprechend erscheinen, jedoch in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext, da wir die Versklavung nicht-menschlicher Tiere nicht als separates Problem sehen, das separat gelöst werden kann sondern als nur eine von vielen Folgen herrschaftlicher Strukturen. Aus diesem Grund sehen wir auch den derzeitigen „Trend zum unpolitischen Veganismus“ mit großer Sorge.

Der Begriff ″Total Liberation″ taucht ja in den letzten Jahren immer häufiger auf. Was versteht ihr unter dem Begriff ″Total Liberation″?

In der Beziehung der Menschen zu jenen, die wir Tiere nennen, ist es zu einem so grundlegenden Versagen des Menschen gekommen, dass sich alle anderen, wie die globale soziale und ökologische Krise, aus ihm ableiten lassen. Die Zivilisation hat spätestens im Zuge der Industrialisierung ein zerstörerisches, lebensverachtendes, kapitalistisches Ausbeutungs- und Verwertungssystem entwickelt, das in seiner Perfektion kaum zu überbieten ist und nicht nur die vollständige Unterwerfung tierlicher Individuen und ihre Benutzung für die Zwecke der menschlichen Gemeinschaft beinhaltet, auch die Ausbeutung von Menschen und die Zerstörung der Natur sind systemimmanent.

Es herrscht ein traditionell fest verankerter Glaube an natürliche Hierarchien, auf deren unterster Stufe nichtmenschliche Tiere angesiedelt sind. Dieser dogmatische Glaube gründet sich meist schlicht auf faktische Macht und den Willen zur Herrschaftsabsicherung, er muss hinterfragt und durchbrochen werden. Die bisherigen Bemühungen und die politischen Ansätze verschiedener Befreiungskämpfe sozialer Bewegungen zu einer Verbesserung der Situation waren nur Stückwerk und schwach, sie waren nicht integrativ und rückschrittlich in ihrer Sicht auf nichtmenschliche Tiere.

Die Kritik an der Tierausbeutungsindustrie ist losgelöst vom Kontext der Unterdrückung durch die gesellschaftlichen Verhältnisse im Kapitalismus zum Scheitern verurteilt, da sie nur ein Symptom einer Gesellschaftsordnung darstellt, die auf Ausbeutung und Profitmaximierung beruht. Die Politik der „totalen Befreiung“ ist keine neue, sie hat eine lange Geschichte, die sich weit in die Zeit der abolitionistischen Sklavenbefreiungsbewegung zurückverfolgen lässt und begreift die Gemeinsamkeiten verschiedener emanzipatorischer Bewegungen wieder, erkennt gemeinsame Ziele, sie vereint ungleiche Befreiungsbewegungen für die Menschen und alle anderen Lebewesen und schmiedet entsprechende politische Bündnisse. Der Begriff „Total Liberation“ verdeutlicht unmissverständlich die Abwesenheit anthropozentrischer Herrschaftsstrukturen, willkürlicher Einteilung aufgrund irrelevanter Eigenschaften und der daraus folgenden Diskriminierung und Unterdrückung egal durch wen über wen. Sie ist ein Ideal, das wahrscheinlich nie erreicht werden wird aber sie ist ein Ziel, das es anzustreben gilt.

„no one is free until all are free“

Welche Perspektiven und Potentiale seht ihr im Hinblick auf die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen emanzipatorischen Gruppen?

Wir sind der Ansicht, dass Menschen, die sich für die Rechte bestimmter von Gewalt und Unterdrückung Betroffener einsetzen, eher dazu bereit und in der Lage sind, herrschaftliche Strukturen zu erkennen, zu hinterfragen und ihre Mechanismen zu begreifen und somit auch eher bereit sind, weitere Opfer dieser Strukturen (an)zu erkennen. Dass Othering, also die Differenzierung und Distanzierung der Gruppe, der man sich zugehörig fühlt (Eigengruppe), von anderen Gruppen, die Grundlage für Diskriminierung gleich welcher Art ist, wird gemeinhin gut verstanden. Und damit auch die künstlichen Abgrenzungen z.B. zwischen Nichtmenschen und “uns“. Darüber hinaus ist ein weltweiter Trend der Einschüchterung und der Versuch, emanzipatorische Bewegungen zu kriminalisieren, erkennbar, die bewegungsübergreifende Solidarität erfordert. Von daher sehen wir zunehmend Potentiale in allen momentanen und zukünftig angestrebten Vernetzungen mit anderen emanzipatorischen Gruppen und die kontinuierliche Thematisierung des Tier-/Totalbefreiungsgedankens nicht nur als sehr sinnvoll und zielführend an sondern als einzige Chance.

Wie versucht ihr den Ansatz ″Total Liberation″ in eurer praktischen Arbeit umzusetzen? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

Wir unterstützen verstärkt Aktionen diverser Antifagruppen, der Antiatomstrombewegung sowie Aktionen mit gemeinsamer Basis von Attac zu Themen wie Gemeinwohlökologie, TTIP und beteiligen uns mit Infoständen an den Umwelt- und Friedenstagen, linken Konzerten etc. Allerdings lehnen wir eine Beteiligung an Demos, Aktionen, Straßenfesten oder anderen Veranstaltungen ab wenn abzusehen ist, dass sich auch antiemanzipatorische Gruppierungen oder Redner beteiligen und begründen diese Ablehnung auch entsprechend bei Einladungen. Bei allen unseren eigenen Aktionen bitten wir die Teilnehmer, kein Material (Infoflyer, Plakate, Flaggen etc.) antiemanzipatorischer Gruppen mitzubringen und verweisen auf folgende Seiten unserer Homepage: http://www.tvg-saar-vegan.de/startseite/gesch%C3%A4ftsbericht-2013-2014/tierschutzpartei-mut/ sowie http://www.tvg-saar-vegan.de/startseite/gesch%C3%A4ftsbericht-2013-2014/peta/

Wir haben damit die positive Erfahrung gemacht, dass sich bestimmte Personen aus dem emanzipatorischen Spektrum für uns zu interessieren begannen, die zuvor unsere Zielsetzungen nicht kannten. Andere hingegen, die eher im Bereich „Tierschutz“ oder „Hauptsache für die Tiere“ verortet werden können, haben sich zum Teil empört von uns abgewandt als wir unsere Position deutlich(er) machten. Letztere teilen sich mit Menschenrechtlern die Auffassung, „Tierrechte“ hätten nichts mit Politik zu tun und seien ein ganz anderes Problem. Sowohl Menschenrechtler als auch viele, die sich für „die Tiere“ einsetzen, teilen sich somit engstirnige, isolierte Positionen, sie schwächen und marginalisieren sich selbst, indem sie das Engagement für Menschen einerseits und jenes „für die Tiere“ andererseits strikt getrennt halten wollen, was sie auch durch sprachliche Dichotomie zum Ausdruck bringen. Sie verkennen dabei die untrennbare Verknüpfung, ahnen nicht dieselben Ursprünge und überlappenden Dynamiken, die einen produktiven Dialog und die Solidarität mit anderen emanzipatorischen Gruppen erfordert und ignorieren sich bestenfalls gegenseitig.

Ein aktuelles Beispiel, das ganz unverhohlen die spöttische Ablehnung zeigt:

Wir hatten vor kurzem eine Anfrage an „Die kommunistische Internetzeitung“ gestellt, ob sie Positionspapiere/Aufsätze zu den Themen Tierrechte oder Tierbefreiung hätten, die als Literaturhinweise veröffentlicht werden könnten.

Antwort der Redaktion (Zitat) „Wir kämpfen für die Befreiung des Menschen von der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.“ Auf unsere Anmerkung, dass dies eine anthropozentrische Einstellung sei und was sie denn z. B. von der Position von Herbert Marcuse oder Rosa Luxemburg halten, wobei zumindest letztere eine klare Tierrechtsposition vertrat, wurden wir mit einer ganz ähnlichen Einstellung konfrontiert, wie die Aufseherin aus Rosa Luxemburgs „Brief aus dem Gefängnis“ von dem Soldaten auf ihre Frage, ob er denn gar kein Mitleid mit den Tieren hätte:  „Mit uns Menschen hat auch niemand Mitleid!“….und hieb noch kräftiger auf die Tiere ein. Die Antwort des Redakteurs nämlich lautete (Zitat):

„Wir haben eine ebenso anthropozentrische Einstellung, wie die Kuh beim Bauern Bos primigenius taurus-zentrisch, die Sau Sus scrofa domestica-zentrisch oder der Hirsch cervidae-zentrisch usw. eingestellt ist. Der wesentliche Unterschied ist aber, dass der Mensch zur Vernunft fähig ist. Wenn die Tierbefreier als ‚menschliche Tiere‘ die Mutation des Vormenschen zum Menschen, also die Eigenschaft zur Vernunft, nicht besitzen, so sind sie Individuen ohne Vernunft, oder? (und weiter) Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. Tierbefreier sind der Beweis für die unendliche menschliche Dummheit. Oder soll ich sagen ‚tierische’? Nein! So blöd ist kein Rindvieh. gez. Rotfront, Der Rote Webmaster“

Wenngleich es jene Menschenrechtler selbst sind, die die enge Verbindung zwischen verschiedenen Formen der Unterdrückung mit ihrer Einstellung verlautbaren (Wir Menschen werden unterdrückt, warum sollten wir also auf ‚Tiere‘ Rücksicht nehmen?), so scheint ihnen dennoch das Bewusstsein für das gemeinsame Unterdrückungsmuster mit seinem identischen Ursprung zu fehlen. Das Konzept des Antispeziesismus wird als eine Abwertung des Menschen empfunden und als anti-emanzipatorisch vorverurteilt oder (angesichts des Leids, das Menschen zugefügt wird) als zumindest ‚verfrüht‘ angegangen und somit ‚unverantwortlich‘.

Mit welchen Herausforderungen und Problemen seid ihr im Kontakt und in der Zusammenarbeit mit anderen, nicht veganen, Gruppen, aus dem emanzipatorischen Spektrum, konfrontiert, und wie geht ihr damit um?

Aktive aus verschiedenen Antifa-Gruppen wussten offenbar zunächst nicht, wo sie uns einordnen sollen, ob wir vielleicht rechtsoffen sein könnten oder zumindest unreflektiert in diesem Bereich. Das gelang uns durch stetige Teilnahme an antifaschistischen Veranstaltungen, Gestaltung von Vorträgen im Rahmen unserer Brunches, die Herausgabe entsprechender Broschüren und eine zunehmend klare öffentliche Positionierung mehr und mehr auszuräumen.

Was kann man aus eurer Sicht tun, um die Tierbefreiungsbewegung für Aktive aus dem emanzipatorischen Spektrum attraktiv zu machen, für die Tierbefreiung aktuell – noch – kein Thema ist?

Wir wissen auch von anderen Gruppen, die sehr gute Erfahrungen damit gemacht haben, zunächst gar nicht vordergründig über Veganismus und Tierbefreiung zu sprechen, sondern einerseits – ohne die Identität als Tier-/Totalbefreiungsaktivisten zu verschweigen – für andere Ansätze/ Bewegungen allgemein unterstützend aktiv zu sein, ganz praktisch, ggf. auch verpflegend, und andererseits Intersektionalität (Schnittmenge von verschiedenen Diskriminierungsformen) Unity of Oppression (Einheit der Unterdrückung) und Totalbefreiung, also strukturelle Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten/Ähnlichkeiten verschiedener Diskriminierungen, Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnisse und vernetzte, verbandsübergreifende Widerstandsansätze zu thematisieren.

Dabei werden ganz selbstverständlich, sowohl rational als auch nachvollziehbar emotional, Speziesismus neben anderen Formen der Diskriminierung erwähnt.

Auf diese Weise kann man z.B. gerade Anti-Speziesismus in den Themenschwerpunkten anarchistischer Netzwerke unterbringen, auch wenn diese Thematik den meisten Teilnehmenden bislang völlig unbekannt war. Es können Beispiele für Probleme aufgezeigt werden, die mehrfache Betroffenheit (z.B. Armut, Rassismus, Umwelt, Mitmenschen) schaffen, und die entsprechend übergreifend angegangen werden sollten. Wir denken, dass das ein praktikabler Ansatz ist, die Tierbefreiungsbewegung für andere emanzipatorische Gruppen und Personen attraktiv zu machen.

Danke für das Interview @ Menschen für Tierrechte – Tierversuchsgegner Saar e. V.

Übersicht aller bisher veröffentlichten Total Liberation-Interviews.

Der Beitrag Total Liberation Interview 3 – TVG Saar e.V. erschien zuerst auf Indyvegan.


Total Liberation Interview 4 – LISA Wiesbaden

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Der Begriff „Total Liberation“ taucht in den letzten Jahren immer häufiger in der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung auf. Er umschreibt die Idee, alle emanzipatorischen Bewegungen unter dem Überbegriff „Total Liberation“ zusammenzuführen. Da zu diesem Thema bislang eher wenig geschrieben wurde, haben wir verschiedene Gruppen und Einzelpersonen innerhalb und außerhalb der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung gefragt.

Wie verstehen und interpretieren einzelne Gruppen und Personen aus dem emanzipatorischen Spektrum das Konzept „Total Liberation“? Welche Perspektiven und Möglichkeiten bietet dieser Ansatz? Welche Herausforderungen und Probleme ergeben sich aus dem Zusammenschluss mit anderen, nichtveganen, emanzipatorischen Gruppen? Wie können wir das Thema für Aktive aus dem emanzipatorischen Spektrum attraktiv zu machen, für die Tierrechte und Tierbefreiung aktuell noch nicht Teil ihres politischen Engagements sind?

Wir veröffentlichen nun jede Woche eines dieser Interviews und wollen damit eine Diskussion zu diesem Thema anstoßen – innerhalb und außerhalb der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung. Wir hoffen auf fruchtbare und konstruktive Diskussionen. Zum Abschluss dieser Interviewreihe werden wir die, aus den Interviews und Diskussionen gewonnenen, Erkenntnisse und Fragestellungen in einem Artikel zusammenfassen.

Für unsere ersten drei Total Liberation-Interviews sprachen wir mit der Berliner Tierbefreiungsaktion (BerTA), den Kreaktivisten sowie den  Menschen für Tierrechte – Tierversuchsgegner Saar e. V. In unserem neusten Interview sprachen wir mit den Menschen von LISA Wiesbaden.


 

Stellt euch kurz vor. Seit wann seid ihr politisch aktiv und was sind die Schwerpunkte eurer Arbeit?

LISA Wiesbaden ist die lokale Struktur einer feministischen Frauenarbeitsgemeinschaft, die der Partei DIE LINKE nahe steht. Sie ist zum einen zwar eine anerkannte Arbeitsgemeinschaft der Partei, zum anderen aber eine autonome Struktur, die ihre Inhalte und Aktionen selbst bestimmt und in der auch Nicht-Parteimitglieder mitarbeiten. LISA Wiesbaden gibt es seit etwa 2007, zunächst mit einem Fokus, der sich eher auf die Beseitigung von Frauendiskriminierungen in der Linken richtete. Im Laufe der Zeit hat sich der Fokus jedoch stark verschoben, wir haben viel gemeinsam gelernt – und sind nach wie vor stetig dabei – und sehen uns heute als Teil der radikalfeministischen Bewegung an, die zum Glück gerade auch in Deutschland ein Comeback erlebt. Insofern stehen nicht die klassischen Themen des heutigen – zumeist neoliberal gefärbten – Feminismus, wie Erwerbsbeteiligung oder Quoten in Aufsichtsräten, auf unserer Agenda, mit denen man im Kreislauf kapitalistischer Verwertungslogik verbleibt, sondern insbesondere jene patriarchalen Unterdrückungsmechanismen, durch die Frauen als gesellschaftliche Klasse systematisch beherrscht werden, zum Beispiel in der Sexindustrie.

LISA Wiesbaden ist inhaltlich-programmatisch damit nicht unbedingt deckungsgleich mit LISA-Gruppen andernorts oder auf Bundesebene, sondern gewachsenes Produkt der feministischen Arbeit vor Ort.

Wir engagieren uns überregional in – auch internationalen – Bündnissen (Abolition 2014) ebenso wie lokal vor Ort (Wiesbaden Grenzenlos, Frauenkommunikationszentrum, Runder Tisch Frauengesundheit) und mit eigenen Gruppenaktivitäten. Wir stehen auch gerne bundesweit für Veranstaltungen als Referentinnen oder für Podiumsdiskussionen zur Verfügung.

Der Begriff ″Total Liberation″ taucht ja in den letzten Jahren immer häufiger auf. Was versteht ihr unter dem Begriff ″Total Liberation″?

Wir lehnen das häufig verfolgte Konzept des „Empowerments“ als politisches Konzept ab: Eine Gruppe von Menschen – in unserem Kontext Frauen – soll durch Empowerment fit gemacht werden, sich in unserer Gesellschaft durchschlagen zu können. Ein solches Konzept muss scheitern, weil es immer Menschen geben wird, für die die Rahmenbedingungen so ungünstig sind, dass sie es trotz allem Bemühen nicht schaffen können und an dieser Herausforderung scheitern werden – und dies wird ihnen dann als eigenes Versagen angelastet. Frauen sollen sich nicht so an das Patriarchat anpassen müssen um überleben zu können, sondern wir möchten eine egalitäre, solidarische Gesellschaft ohne Macht- und Herrschaftsstrukturen. Deshalb verfolgen wir den Ansatz der „Liberation“, also der Befreiung.

Um es anders zu sagen: Empowerment ist ein reformistischer Ansatz, der Ansatz der Liberation hingegen der revolutionäre, weil er sich anschickt die Macht- und Herrschaftsstrukturen nicht durchlässiger zu machen, sondern vollkommen aufzulösen. Dabei sind wir uns bewusst, dass das Patriarchat zwar ein sehr wirkmächtiges, aber nicht das einzige Unterdrückungssystem ist, dem Menschen in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind. Das Konzept der Triple Oppression – Unterdrückung durch Race, Class, Gender als drei nebeneinander existierenden Unterdrückungssysteme, die sich häufig gegenseitig verstärken – ist bei der Analyse sehr hilfreich. Auch hier wieder am Beispiel der Sexindustrie leicht zu verdeutlichen: Prostituierte Personen sind überall auf der Welt in aller Regel weiblich, arm und gehören einer diskriminierten, ethnischen Minderheit an (Roma in Deutschland, Indigene in Kanada, Aboriginies in Australien, …)

In den 90er Jahren wurde nachvollziehbarer Weise eine Erweiterung des Ansatzes in ein Unity of Oppression-Konzept gefordert: Macht und Herrschaft können sich auch in anderen Formen, beispielsweise Speziesismus, Ableismus, Heterosexismus, Lookismus, usw.zeigen.
Da alle Unterdrückungssysteme zwar unabhängig voneinander bestehen, aber ähnlich funktionieren, bedeutet „Total Liberation“ für uns, die Abolition aller dieser Unterdrückungssysteme.

Ihr wart im Januar 2015, als einzige nicht-vegane Gruppe, bei der Wiesbaden Total Liberation Demo. Wie kam es zu eurem Mitwirken und welchen Bezug habt ihr zum Thema Veganismus und Tierbefreiung. Lebt ihr (oder einige von euch) vegan?

Wir waren 2014 das erste Mal mit einem Infostand bei der Demo, die damals noch „Wiesbaden Pelzfrei“ hieß. Die Debatten zwischen Tierschützer_innen auf der einen und Tierrechtler_innen auf der anderen sind den innerfeministischen Debatten sehr sehr ähnlich. Da einige von uns in den letzten Jahren den Schritt zum – politischen – Veganismus gegangen sind, die anderen als Vegetarierinnen mindestens damit sympathisieren und eigenes Konsumverhalten sehr kritisch reflektieren, kam es zwangsläufig zu Diskussionen zu diesem Thema. Zumal Tierausbeutung sehr maßgeblich auch auf Frauenausbeutung aufbaut. Das Vegan Feminist Network ist in diesem Zusammenhang eine große Inspirationsquelle.

Generell ist es auch häufig zu beobachten, dass man als Mitglied einer diskriminierten Gruppe, welches sich dieser Diskriminierung bewusst ist, sensibler ist für die Diskriminierung und Unterdrückung einer anderen Gruppe. Während im parlamentarischen politischen Raum Männer stark überrepräsentiert sind, sieht das in veganen oder antirassistischen Initiativen oft anders aus.  Auffällig ist auch, dass es einen Zusammenhang zwischen antifeministischen Einstellungen und militantem Fleischessen zu geben scheint.

In der Partei gelten wir als LISAs inzwischen übrigens sowieso allesamt als Veganer_innen, weil alle von uns immer zu Veranstaltungen vegane Leckereien fürs Buffet mitbringen – hier sind wir der Meinung, dass dies in linkspolitischen Kontexten durchaus längst Konsens sein sollte, ganz unabhäng davon welche individuellen Entscheidungen jemand außerhalb dieser Kontexte trifft.

Welche Probleme und Schwierigkeiten seht ihr in der Zusammenarbeit mit Gruppen aus der Tierbefreiungsbewegung? Mit welchen Vorbehalten wurdet ihr, als nicht vegane Gruppe, konfrontiert?

Bisher haben wir hier nur sehr positive Erfahrungen gemacht. 2014 wurden wir von zahlreichen Menschen ermuntert an unserem Infostand auch unsere anderen Themen unterzubringen. Wir haben uns hier sehr willkommen und wohl gefühlt – mit Ausnahme einer eher unschönen Situation, wo sich ein Mann am Nebenstand extrem sexistisch verhielt. Wir haben das zwar für uns vor Ort einigermaßen zufriedenstellend geklärt, aber es verhagelt schon ein wenig die gute Stimmung.

Auf der einen Seite erleben wir, dass man in der Tierbefreiungsbewegung unseren Kern-Themen gegenüber sehr offen ist und wir das Gefühl haben, anders als häufig in anderen Kontexten, verstanden zu werden. Das liegt mit Sicherheit hauptsächlich daran, dass unsere Analysemethoden in das jeweils andere Unterdrückungssystem „übersetzbar“ sind. Das gilt insbesondere für den politischen Veganismus.

Schwierigkeiten sehen wir insbesondere da, wo die „Übersetzung“ nicht gelingt und beispielsweise vegane Gruppen sich sexistisch verhalten oder gar wie PETA Sexismus als Marketinginstrument bewusst einsetzen. Der Zweck heiligt in diesem Fall eindeutig nicht die Mittel.

Was kann man aus deiner Sicht tun, um  die Tierbefreiungsbewegung für Aktive aus dem emanzipatorischen Spektrum attraktiv zu machen, für die Tierbefreiung aktuell – noch – kein Thema ist? Habt ihr Vorbehalte und Bedenken und wenn ja, welche?

Ein guter Anfang wäre gemacht, wenn wir die vielen guten Bücher, die es bereits gibt, auch auf Deutsch zugänglich machen könnten. Von Carol J. Adams gibt es bisher beispielsweise nur ein Buch auch auf Deutsch – Zum Verzehr bestimmt: Eine feministisch-vegetarische Theorie. Auch Mary Daly, ist in diesem Zusammenhang, trotz stark religiösen Einschlag und teilweise durchaus problematischen Positionen, sehr interessant.

Ein deutsches Bloggerkollektiv wie das Vegan Feminist Network, welches die beiden Themen regelmäßig in Zusammenhang setzt, wäre ebenfalls sehr hilfreich. Wir sind froh, dass unsere Freundinnen von den Störenfriedas hier sehr aufgeschlossen sind und regelmäßig Texte posten, wenngleich das nicht der originäre Schwerpunkt ist.

Von der Grundhaltung sind sich Abolitionist_innen so ähnlich, dass man unserer Meinung hier noch sehr viel Bündnispotenzial ausschöpfen kann. Wir sind den Veranstalter_innen der Total Liberation Demo jedenfalls sehr dankbar, dass sie dieses Feld nicht zuletzt durch die Umbenennung weiter geöffnet haben. Wir alle kämpfen gegen kapitalistische Verwertungslogik, Ausbeutung und Unterdrückung. Diese Kämpfe lassen sich wunderbar zusammenführen. Das sollten wir tun!

Danke für das Interview @ Carolin, Manuela, Maya, Sarah und Tatjana von LISA Wiesbaden


Übersicht aller bisher veröffentlichten Total Liberation-Interviews.

Der Beitrag Total Liberation Interview 4 – LISA Wiesbaden erschien zuerst auf Indyvegan.

Hippie-Smasher – Attila Hildmanns rechte Hand

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Es gab bereits einige Diskussionen um den Vegangsta1, die sexistische, vermeintliche Kunstfigur, des sich pflanzlich ernährenden Kochbuchproduzenten Attila Hildmann. Der „Müsli-Jochen-Klatscher“2, später „Hippie-Smasher“,3 gespielt von Andreas Hordan sollte eine weitere Figur in dem vermeintlich ironischem Projekt Vegangsta werden. Nachdem Hordan sich aktuell wiederholt rassistisch äußerte und Hildmann ihn weiterhin in sein Vegangsta-Projekt einbindet, haben wir uns entschlossen, ihm einen eigenen Beitrag zu widmen.

Ruhm und EhreBereits zu dem Zeitpunkt, als Hildmann die Zusammenarbeit mit dem Strongman Andreas Hordan ankündigte, gab es eine Reihe kritischer Stimmen, die auf die rechte Gesinnung des Kraftsportlers hinwiesen. Hildmanns Verteidigung bezog sich vor allem auf Hordans Tätowierungen „Ruhm & Ehre“ sowie „SPQR“.4 Hier stellte Hildmann zwar die ursprüngliche Bedeutung dieser Codes fest, erwähnte jedoch, abgesehen von dem Stahlgewitter-Song „Ruhm und Ehre“ nicht, dass diese Codes auch von Neonazis verwendet werden und eine entsprechende Deutung, je nach Kontext, ebenfalls in Betracht kommt. Attila Hildmann war sich jedoch ganz sicher, dass Hordan kein Rechter sein könne. Dies begründete er damit, dass Hordans Frau „Russin“ sei, er selbst (Attila) ein „Kanacke“ und Hordan „viele ausländische Freunde“ habe. Dass sich rechte Ideologien nicht auf bestimmte Staatsangehörigkeiten beschränken und Rechte gern zwischen „guten“ und „schlechten Ausländern“ unterscheiden, ist Hildmann offenbar entgangen.

Wie rechts dreht der „Hippie-Smasher“?

Schauen wir uns Andreas Hordan einmal genauer an, um einen Eindruck von seiner Gesinnung zu bekommen. In einem aktuellen Posting auf seiner Facebook-Seite verlinkt Hordan einen Beitrag der islamfeindlichen, rechtsextremen Facebook-Seite „PEsN – Patriotische Europäer sagen „Nein““. Den ZDF-Beitrag, der sich mit dem Drogenhandel im Görlitzer Park in Berlin Kreuzberg befasst, kommentiert Andreas Hordan mit den Worten:

„Ich verstehe nicht was da so kompliziert ist. Großeinsatz ….alle mit dem knüppel in einen Wagon treiben und direkt zurück nach Afrika.“(sic!)5

Hordan Rassismus01

Einige Wochen zuvor zeigte er sich belustigt über ein, von ihm kopiertes, islamfeindliches und rassistisches Statement: 6

Hordan Rassismus02a

Das folgende Posting von Andreas Hordan hat es auf verschiedenen Ebenen in sich. Im Eingangs-Posting bezeichnet Hordan den US-Präsidenten Barack Obama als „Herr Affe“. Der Name Obama taucht an dieser Stelle zwar nicht auf, jedoch erschließt sich aus den Bezeichnungen „Frau Fratze“ und „Herr Affe“ im Zusammenhang mit den Spannungen zwischen Russland und der Nato sowie der prorussischen Position Hordans, wer dort gemeint ist. Die Kommentare weiter unten bestätigen dies.7

Herr Affe

In den Kommentaren fügt Hordan hinzu:

„Ich hoffe es kommt nicht dazu….sollte es doch wünsche ich mir inständig das diese Affenbande mit abkratzen wird !!!“(!sic)

Zudem wird in den Kommentaren die neurechte Querfront-Website „Contra-Magazin“ verlinkt. Andreas Hordan gefällt das. Im Weiteren verbreitet ein Calin Eschenasy Reichsbürgerideologie. Auch diesen Kommentar markiert Hordan mit „gefällt mir“:

„Ironie oder nicht Deutschland mus das tuhen was die Amis wollen das ist nun mal die Besatzungsmacht Nr 1 . Friedensvertrag gibt’s ja nicht also !!!“(!sic)

Einen russlandkritischen Kommentar, der sich auf die Annexion der Krim, den Umgang mit Homosexuellen in Russland, sowie auf die dort nicht vorhandene Meinungsfreiheit bezieht, tut Hordan folgendermaßen ab:

ARD und ZDF

Am Ende der Diskussion hofft ein Freund Hordans, die „Marionetten Obamas“ würden gehängt. Er meint damit vermutlich die Bundesregierung. Andreas Hordan gefällt das. Und als wäre dies noch nicht genug, zeigt uns Hordan, dass er die antisemitische Verschwörungsthese um die jüdische Bankiersfamilie „Rothschild“ vertritt und deutet an, diese ebenfalls gern hängen zu wollen.

Hängen-und-Rothschild-und-Like

Dass Hordan sich und seine Sportsfreund*innen gern auch mal als „Germanen beim Einmarsch“ bezeichnet8, wenn er eine Wettkampfhalle betritt, wirkt dagegen fast schon harmlos.

Unter den Facebook-Seiten die Andreas Hordan mit „gefällt mir“ markiert, finden sich:

Die Nachtwölfe (rechter russischer Motorrad- und Rockerclub)
Anonymous-Kollektiv (die rechte, verschwörungsideologische Facebook-Seite)9

Fazit

Unserer kurzen Bestandsaufnahme folgend, ist Andreas Hordan kein „Nazi“. In Anbetracht seiner Statements kann man ihn jedoch sehr wohl als „Rechten“, „Nationalisten“ und „Rassisten“ bezeichnen. In den Kommentaren auf seiner Facebook-Seite sowie in seiner Freundesliste finden sich weitere Profile mit rechten Inhalten.10 Zusätzlich deutet einiges auf eine Nähe zur pro-russischen Querfront hin.11

Es finden sich eine Reihe kritischer Punkte im Wirken von Attila Hildmann. Leider hat sich Hildmann zu keiner Zeit selbstkritisch zu diesen Punkten geäußert. Stattdessen übt er sich regelmäßig in trotzigen Reaktionen und Ignoranz. Ob er die öffentliche Kritik an seiner Zusammenarbeit mit einem Rechten wie Andreas Hordan nun ebenfalls zu einem Versuch von Aktivist*innen erklärt, ihm aus purem Neid schaden zu wollen, wird sich zeigen. Wir würden uns freuen, wenn sich Attila Hildmann einmal sachlich mit der Kritik an seiner Arbeit befasst.


 

Bonus: Andreas Hordan als Hochzeitsgast bei Patrik Baboumian

Umso überraschter waren wir, als bekannt wurde, dass der vegane Strongman Patrik Baboumian, über dessen Positionen zur Querfront wir berichteten, Andreas Hordan kürzlich zu seiner Hochzeit eingeladen hatte.12 Laut Baboumians eigenen Aussagen im Zusammenhang mit den Diskussionen zu seiner Teilnahme am VSD Stuttgart befinde er sich aktuell in einem Prozess, sich klar von rechten Strukturen und der Querfront abzugrenzen und sich über diese zu informieren.13 Davon ist aktuell nichts erkennbar. Im Gegenteil. Die Hochzeitstorte kam von Kim Kalkowski, die ebenfalls in der rechten Szene vernetzt ist und die wegen rassistischer Äußerungen und einiger Likes von rechtsextremen Facebook-Seiten und Aussagen erst kürzlich wieder in die Kritik geriet.14.Diese Fakten lassen Baboumians Aussage über seinen angeblichen Reflexionsprozess unglaubwürdig erscheinen. Sollte es diesen Prozess wirklich geben, so scheint Patrik Baboumian hier noch ganz am Anfang zu stehen.


 

Update 1

Ein Hinweis eines Lesers machte uns auf folgende Kommentare aufmerksam. Unabhängig von der Frage, mit welcher Motivation sich Andreas Hordan die Worte „Ruhm und Ehre“ in die Haut stechen ließ, so hat er offenbar nichts dagegen, wenn seine Tätowierung mit dem Stahlgewitter-Song „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“ in Verbindung gebracht wird.15

Ruhm-und-Ehre-SS-doppel

Update 2

Mittlerweile hat sich Andreas Hordan auf seiner Pinnwand zu unserem Artikel geäußert:

„Widerliche dumme schmierfinken seid ihr. Wenn ich angeblich ein Nazi sein soll auf Grund einiger Äußerungen von mir , dann sind ganz sicher 90% der Bevölkerung Nazis. Eigentlich sollte ich sie verklagen . Damit hebe ich sie dann allerdings auf ein Podest. Ich ignoriere sie und lasse sie weiterhin in ihrer tiefen jauchengrube schwimmen wo sie hin gehören. M.f.g Andy Hordan“(sic!)16

Außerdem äußert er:

Gutmensch Verblödet

Wir können wirklich nicht nachvollziehen, warum jemand auf einen Artikel im dem es heißt: „Unserer kurzen Bestandsaufnahme folgend, ist Andreas Hordan kein „Nazi“. „ mit den Worten: „Wenn ich angeblich ein Nazi sein soll auf Grund einiger Äußerungen von mir […]“ reagiert. Zu seinen rassistischen Äußerungen, seiner Sympathie für Reichsbürgerideologie, seinem antisemitischen Verschwörungsglauben, und seinen Mordphantasien äußert er sich nicht.

Hordan stellt richtig fest, dass Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus in Deutschland weit verbreitet sind. Darüber hinaus bleibt es bei Hordan, aber auch in den Kommentaren seiner Freund*innen, bei rechten Parolen, Beleidigungen, Verschwörungsthesen und Gewaltphantasien gegenüber Linken. Wir warten hier mal noch ein wenig ab und liefern euch noch eine Collage der besten Kommentare nach. Aber ein Schmankerl gibt es vorab:

Mossad oder Stasi

Update 3

Andreas Hordan hat seine Stellungnahme zwei Tage später wieder von seiner öffentlichen Facebook-Seite gelöscht. Wir haben die Stellungnahme samt der Kommentare natürlich dokumentiert. Wie angekündigt, gibt es nun auch eine Collage aus den dortigen Kommentaren. Aus dem Instrumentarium reaktionärer Ideologien ist fast alles dabei. Verschwörungsthesen, Rassismus, Xenophobie, Antisemitismus, Homophobie, Verteidigung von Reichsbürgerideologen und Ableism. Dass das Rechtspopulistinnen-Buzzword „Gutmenschen“ auch mehrfach dabei ist, wundert uns mit Blick auf Hordan und sein Umfeld nicht. Wir haben vergeblich nach Argumenten gesucht, dabei jedoch leider nur Kommentare gefunden, die Hordan gegen einen „Nazi“-Vorwurf verteidigen, der von uns nicht gemacht wurde. Zudem fanden sich eine Reihe von Beleidigungen gegen unsere Autorinnen.

Weder in der gelöschten Stellungnahme, noch an anderer Stelle hat sich Andreas Hordan zu den eigentlichen Vorwürfen geäußert oder seine Aussagen zurückgenommen. Kim Kalkowski verteidigt Hordan ebenfalls und ist sich ganz sicher, dass es sich bei unserem Beitrag um „Rufmord“ handle. Die Begründung für diese Behauptung fehlt. Dafür stellt sie fest, dass Indyvegan keine „Ehre“ hat.17 Das ist richtig.

Kim bei Hordan

Eine Stellungnahme von Attila Hildmann liegt aktuell noch nicht vor.

Artikelbild18


  1. http://www.stern.de/genuss/trends/attila-hildmanns-neue-kochshow–vegangsta–sorgt-fuer-verwirrung-5928576.html
    http://www.femstern.de/faules-gemuese/
    https://pinkstinks.de/veganer-sexismus/
    http://www.vegane-kueche.com/2015/03/sex-sells-oder-ein-bisschen-mehr-hirn.html
    http://diestoerenfriedas.de/unser-gentleman-der-woche-attila-hildmann/ 
  2. https://www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/photos/a.309816819060323.67767.115883448453662/868965006478832/?type=1&hc_location=ufi
    http://abload.de/img/mslijochenklatschertnrao.jpg 
  3. https://www.facebook.com/115883448453662/posts/874586565916676/
    http://abload.de/img/hippiesmasherqfqvc.jpg 
  4. https://www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/photos/a.309816819060323.67767.115883448453662/877111378997528/?type=1&fref=nf
    http://abload.de/img/stellungnahmezuhordand8yg7.jpg 
  5. https://www.facebook.com/andreas.hordan/posts/864300650307456?pnref=story
    http://abload.de/img/hordanrassismus015gu9n.jpg 
  6. https://www.facebook.com/andreas.hordan/posts/790721894331999?pnref=story
    http://abload.de/img/hordanrassismus02a2lrsw.jpg 
  7. https://www.facebook.com/andreas.hordan/posts/762265340510988?hc_location=ufi
    http://abload.de/img/hngenundrothschildgesgeobm.jpg 
  8. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=758080260929496&set=a.362316167172576.79378.100001825871601&type=1&hc_location=ufi
    http://abload.de/img/germanejhqo4.jpg 
  9. Die Seite „Anonymous-Kollektiv“ hat nichts mit „Anonymous“ zu tun. Auch wenn die Seite versucht, dies vorzutäuschen.
    Verschwörungsideologische rechte Querfrontseite: https://www.facebook.com/Anonymous.Kollektiv?fref=ts
    Offizielle Anonymous-Seite: https://www.facebook.com/OffiziellAnonymousPage?fref=ts
    Nähere Infos:
    http://www.spiegel.de/…/facebook-spam-bei-deutschen-medien-…
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/110923
    http://aluhut-fuer-ken.com/anonymous-kollektiv.php 
  10. Wir haben uns die ersten 75 von 2.195 befreundeten Profilen Hordans stichprobenartig angesehen und dabei sechs Profile mit zum Teil stramm rechten Inhalten gefunden.
    https://www.facebook.com/herzog.igzorn.12
    https://www.facebook.com/chris.thie.3
    https://www.facebook.com/popeye.isernhagen
    https://www.facebook.com/RupertWick
    https://www.facebook.com/lotharberg.privat
    https://www.facebook.com/achim.brenner.3 
  11. Die Hinweise sind hier: Seine Positionen zum Konflikt zwischen Russland und der Nato, der Like für den rechten russischen Motorradclub „Nachtwölfe“ sowie die recht Querfront-Seite „Anonymous-Kollektiv“, die von ihm vertretene antisemitische Rothschild-Verschwörungsthese sowie seine, für die pro-russische Querfront typische, Anmerkung zu den öffentlich rechtlichen Medien in Deutschland. 
  12. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=863203730417148&set=a.362316167172576.79378.100001825871601&type=1&hc_location=ufi
    http://abload.de/img/hochzeitbaboumianuzoar.jpg 
  13. https://www.facebook.com/events/1036629623019736/permalink/1111780808837950/
    Vorgeschichte dazu:
    http://indyvegan.org/patrik-paboumian-und-die-querfront-reviewed/
    http://indyvegan.org/patrik-baboumian-und-die-querfront/ 
  14. https://www.facebook.com/kreaktivisten.org/posts/10153299819587463
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/72599
    https://linksunten.indymedia.org/node/73181
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/73439 
  15. https://www.facebook.com/photo.php?__mref=message_bubble&_rdr=p&fbid=760756720661850&id=100001825871601&set=a.102657066471822.3691.100001825871601&source=43
    http://abload.de/img/ruhm-und-ehre-ss-doppv5ofl.jpg 
  16. https://www.facebook.com/andreas.hordan/posts/866544186749769?pnref=story
    http://abload.de/img/stellungnahme01l5oiu.jpg 
  17. Der Kommentar von Kim Kalkowski ist in dem dokumentierten Kommentarverlauf nicht enthalten, da sie kommentierte nachdem wir den letzten Gesamt-Screenshot vor der Löschung des Threads erstellt hatten. 
  18. Bildzitat aus: https://www.youtube.com/watch?v=grdiMNPJ5O8 

Der Beitrag Hippie-Smasher – Attila Hildmanns rechte Hand erschien zuerst auf Indyvegan.

Kritik & Handlungsalternativen für Facebook-Folterphantasie-Fans!

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Im folgenden Gastbeitrag von Mono (Kreaktivisten)
geht es um die Kommentare unter den Fotos misshandelter Tiere, wie man sie sehr häufig auf Tierschutzseiten findet.

Inhaltswarnung für die Originalversion unseres Artikelbildes: Explizite Gewaltphantasien und Rassismus!


 

Mein Gott wie mich diese ganzen Tierschutz-Faschos1 ankotzen! Ja es ist die traurige Realität, dass Tiere nicht nur in Zusammenhang mit industrieller Ausbeutung, sondern auch durch Sadist*innen, Tierhasser*innen oder einfach durch Vernachlässigung und Überforderung oder aus anderen Gründen massiv gequält oder getötet werden. Das ist schlimm, keine Frage. Mitleid oder Verständnis für die Täter*innen aufbringen – ich gebe zu, das fällt schwer und ist in großen Teilen auch mir nicht möglich. Die Taten verachten, verurteilen – klar! Es alles besser wissen? Eine oft automatische Reaktion, auch eine nicht unverständliche.

Darauf beschränken sich aber die hier benannten „Tierschutz-Faschos“ leider nicht. Die Top-Reaktionen, die sich täglich unter solchen Links zu Artikeln finden, in denen meistens nicht über Gerichtsurteile, sondern über Gräueltaten oder wilde Verdächtigungen berichtet wird:

  1. Beteuerungen, dass „heutzutage“ viel mehr „Wahnsinnige“ unterwegs seine als jemals zuvor und, dass „ja jeder mit Tierquälerei davon kommt“
  2. Aufrufe zu Gewalt, sexueller Gewalt, V*rg*w*lt*g*ng, Körperverletzung und Mord
  3. Drohungen und „Wenn ich den in die Hände bekomme, dann…“
  4. Systematische Hetze gegen Menschen mit psychischen Erkrankungen
  5. Sekündliches erstellen sinnloser Onlinepetitionen (ohne Inhalt, Sinn, Zweck, Adressat*innen) für „Tierschänder raus aus Deutschland“ oder ähnlich unreflektierten Brei
  6. Nochmal Aufrufe zu Mord und V*rg*w*lt*g*ng, detaillierte Folterphantasien
  7. Geflenne, dass die deutsche Gesetzgebung in jeder Hinsicht zu lasch sei und Täter wie „Tier- und Kinderschänder“ ja NIE bestraft würden, ja jede_r Falschparker_in erhalte höhere Strafen (okay, im Falle von Zoophilie könnte das zutreffen, denn diese gilt in D nur als Ordnungswidrigkeit – leider. Auch andere Delikte von Tierquälerei enden nur allzu oft in Verfahrenseinstellungen)
  8. Geschrei, dass ja mal wieder „Täterschutz vor Opferschutz“ käme..(meist als Reaktion auf die Bitte, von Gewaltkommentaren abzusehen)
    und abschließend natürlich
  9. Wilde Prognosen, dass „der Richter dann ja nichts macht“ (im Fall von Tierquälerei leider auch oft tatsächlich der Fall) meist aber leider verbunden mit dem verächtlichen Verweis darauf, dass psychisch kranke Täter_innen „ja nur in die Klapse/Luxusklinik“ kämen, dabei wäre ja klar, dass „so jemand keine Therapie verdient hat“ – in so einer Diskussion haben plötzlich alle ein Diplom in Psychologie und sind mindestens qualifiziert zum*zur Richter*in am Bundesverfassungsgerichtshof.

Menschenrechte Adé! Dass es sich bei sehr vielen dieser Artikel, auf den sich die „Tierschutzmuttis“ und „-vatis“ beziehen, nicht mal um Berichte über Verurteilungen, sondern lediglich Berichte2 über Taten oder Mutmaßungen handelt, ist den Fans der Facebook-Folterphantasien meist latte.

Bedeutet das nun, dass „man sich gar nicht mehr ärgern darf“ oder, dass man „alles was passiert verstehen/entschuldigen muss“ – nein das denke ich nicht, im Gegenteil.3 Ärgert euch, seid wütend, seid entsetzt – aber lasst bitte von Heuchelei ab. Tiere schützen, Menschen vorsätzlich foltern, v*rg*w*lt*g*n, töten?

„Was ist deine Rolle in dem Spiel?“

Am meisten nervt mich an dem ganzen Rummel immer das Geseiere von „da sieht man mal wieder, dass in Deutschland der Täterschutz vor Opferschutz kommt!!!einself!“ An all diese Menschen mal eine Frage: Was ist deine Rolle in dem Spiel? Bei jeder dieser Meldungen finde ich in Tierschutzforen hunderte, teilweise tausende Kommentare die den Fokus auf die Täter-Person lenken, was man ihr wünscht, was sie verdient, was ihr drohen sollte. Hunderte Menschen scheinen sich unendlich viele Gedanken darüber zu machen wie sie die Welt (in ihren Augen) gerechter machen könnten indem sie ausgeklügelte Rache-Szenarios oder Schwachsinns-Petitionen entwerfen, oder eben rummaulen, dass ja nie jemand an den Opferschutz denke.

Und von all diesen hunderten Menschen habe ich fast noch nie einen gelesen, der selber mal einen Gedanken daran verschwendet hätte, wie er_sie denn im ganz konkreten Fall zum „Opferschutz“[^4] beitragen könnte, anstatt den Fokus um die Täterperson weiter zu hypen.

Helfen

Wilde Idee: Man könnte den (konkreten) Opfern von solcher Gewalt, also den Tieren, Menschen oder den für das betroffene Tier verantwortlichen Menschen einfach helfen. Wie?

  • Freundliche Worte
  • Geldspenden für Therapie
  • medizinische Behandlung und Rechtshilfe
  • aktive Hilfe vor Ort
  • oder einfach mal anfragen: Kann man euch helfen?

Viele Tiere, die Opfer von Gewalt wurden und gerettet werden konnten, kommen anschließend in Tierheimen, auf Lebenshöfen unter, wo noch sehr lange Zeit ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden muss. Unterbringung, Transport, Therapie, Anwalt – alles muss gezahlt werden und wenn man halt keine Kohle zum Spenden hat, freuen sich die Helfer*innen wahnsinnig über eine motivierende Mail, freundliche Worte oder einfach ein:

„Toll, dass ihr das macht – Danke!“

Für jedes blöde, verächtliche, Arschloch-Hassposting würde ich mir wünschen, dass jemand ein nettes Posting bei einer Tierheim-/Lebenshofseite seiner*ihrer Wahl hinterlässt. Das würde nämlich die Welt vermutlich aktiv etwas netter machen, den Fokus auf die Leute lenken, die versuchen etwas Gutes zu tun und den Blick für das Wesentliche etwas öffnen – denn Hass-Postings gegen Täter*innen führen einfach mal ins Nichts. Weder ein*e Sadist*in noch ein überforderter „Tiermessi“ oder andere Menschen, deren Schuldfähigkeit oder Wahrnehmungsfähigkeit – durch Krankheit oder was auch immer – eingeschränkt ist, werden sich eure Kommentare zu Herzen nehmen (können) – oder überhaupt von ihnen Kenntnis nehmen. Letztendlich dient das zur Schau stellen eures hasstriefenden Entsetzens niemandem als eurer eigen Selbstbeweihräucherung, damit auch der_die letzte sieht, was ihr für tolle Tierschutzottos seid.

Kritiken & weiterführende Anmerkungen und Betrachtungen zum Thema

Unsere Kritik wird an diesem Punkt oft nur oberflächlich oder verkürzt verstanden. Unsere Aussage ist nicht, dass sich nur beschweren darf, wer auch sonst Hunde im Tierheim Gassi führt, sondern dass der Akt des „Hunde im Tierheim Gassi führens“ keine Rechtfertigung oder Entschuldigung oder ein Freischein dafür ist, solche ekelhaften Aussagen auf Facebook zu machen. Manche denken das nämlich. True story!

Abschließend möchte ich noch einen Punkt erwähnen, der erst nach dem Verfassen dieses Artikels nochmal aufkam, dank eines aufmerksamen Lesers, der ein Feedback dazu formulierte:

„Ich finde den Blick auf Täterinnen und Täter dennoch nicht grundsätzlich falsch. Wie sieht im konkreten Fall der Umgang mit der Täterin aus, welche gesellschaftlichen und rechtlichen Möglichkeiten werden angewendet (um andere, aber auch sie zu schützen)? Wegsperren? Zwangstherapieren? Isolieren? Meines Erachtens wird Gewalt, die ein Individuum ausübt, in der Regel anders wahrgenommen als die Gewalt, die das Kollektiv als notwendig und nützlich definiert und/oder von dem das Kollektiv profitiert.“

Und da hat er natürlich Recht. Ein solcher Blick auf die Situation der Täter-Person erscheint durchaus sinnvoll, berechtigt und fair. Was passiert mit Täter*innen, was darf und darf nicht passieren, welcher Umgang ist für alle Seiten konstruktiv? Tatsache ist, dass ein „Wegsperren“ aller Personen, die nicht im Einklang mit gesellschaftlich akzeptierten Handlungs- und Verhaltensweisen stehen (oder die Gesellschaft und/oder Einzelnen schaden)  niemals eine Lösung, schon gar keine Nachhaltige sein kann und daher das Problem sogar noch verstärken kann.

Menschen mit psychischen Erkrankungen

Auch ist es mir wichtig noch einmal darauf zu verweisen, dass mich persönlich die  Hetze/Stigmatisierung gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen anwidert. Natürlich ist nicht jeder Mensch, dessen Handlungen tierquälerisch sind tatsächlich psychisch erkrankt. Ich vermute zumindest, dass nicht jede Mastanlagen-Arbeitskraft ernstlich psychisch erkrankt ist. Und selbstverständlich führt nicht jede psychische Erkrankung zu Gewalttaten gegen Andere! Genauso soll dies nicht bedeuten, dass schadhafte Handlungen psychisch erkrankter Menschen gegen Andere entschuldigt oder „verstanden“ werden müssen. Doch gerade in Facebook-Kommentaren, in denen die Zielscheibe eine Person ist, die – zumindest laut Bericht – psychisch erkrankt ist, werden einfach widerliche Ressentiments, komplett bescheuerte und unzutreffende, verletzende, undifferenzierte und verachtende Kommentare gegenüber Menschen mit Erkrankungen offensichtlich, sowie ein vollkommenes Unverständnis hinsichtlich Therapiemethoden und eine vollkommen verschrobene Wahrnehmung zum Thema „Unterbringung in geschlossenen psychiatrischen Kliniken“.

Die „Psychiatrie“ wird als ungerechte „Luxusalternative mit Zimmerservice und Whirlpool“ zum Gefängnis gesehen. Der Verdacht, dass Menschen psychische Erkrankungen vorspielen um in diesen „Genuss“ zu kommen wird regelmäßig unterstellt. Auch das finde ich verachtend!

Psychische Erkrankungen können jeden Menschen treffen und sind für die Betroffenen oft schon an sich fast eine „Strafe“ – dann zu erzählen, dass man „solche Perversen abschlachten sollte, weil ja jeder weiß, dass Therapien sinnlos sind“ oder ähnliche küchentischpsychologische Schlüsse sind einfach grenzenlos arrogant. Ebenso ignorant bis arrogant ist die Idee, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen, die andere schädigen, ihr Recht auf Menschenrechte verwirkt hätten.

Wie gesagt, ich erwarte von niemandem Verständnis für solche Taten oder Täter*innen aufzubauen, ich erwarte aber von den Menschen, dass sie sich zurückhalten, den großen Richter spielen zu wollen und sich anzumaßen „das alles voll zu durchblicken“ und das auf Basis eines 5-Zeiligen Medienberichts.

„ich erwarte von niemandem Verständnis für solche Taten oder Täter*innen“

Gerade in diesem Zusammenhang mache ich immer wieder folgende absurde Beobachtung: Kritiker*innen von Gewalt-/Rachepostings werden als „Tätersympathiesant_innen“ identifiziert und somit direkt als „Tierhasser*in“ und letztendlich mit der Täterperson auf eine Ebene gestellt. Läuft dann etwa so ab:

„Alle Tierschänder sollten selber v*rg*w*lt*gt und erhängt werden“ – „Sorry, aber so ein Aufruf zu V*rg*w*lt*g*ng und Mord ist total daneben“ – „ACHJA? Du findest also gut was das perverse Schwein gemacht hat? Wahrscheinlich bist du selber so eine*r!“

Alles klar! Mal eingeständnishalber – wenn ein Mensch „(m)einem“ Tier was tun würde, oder meinen Freund*innen – ob staatlich oder institutionell legitimiert (Polizeigewalt, Abschiebungen…) oder illegalerweise – ich würde zur Furie und wenn nötig würde ich mich nicht nur verbal dafür einsetzen, dass meinen (menschlichen und tierischen) Freund*innen nichts geschieht. Schon allein deshalb kann und würde ich mich nicht als Anhängerin des „Gewalt ist aber niemals legitim“-Geschwafels einordnen.

Gewalt kann sogar Leben retten und meiner persönlichen Meinung nach, kann es auch legitime Gewalt geben (Tür eintreten um Lebewesen zu retten, nur mal als ein Beispiel) und ich verstehe auch den Frust und die Wut gegenüber unwirksamen „rechtsstaatlichen“ Mitteln, denn es ist kein Geheimnis, dass allein unter Berufung auf selbige, manchmal Schlimmeres nicht verhindert wird. Die meisten Formen der (Tier)ausbeutung und Gewalt gegen Lebewesen sind gesetzlich legitimiert, institutionalisiert und strukturell. Verstöße gegen Verordnungen zum Schutz von Tieren werden kaum verfolgt, selten sanktioniert, die wenigen existierenden „rechtsstaatlichen“ Mittel erweisen sich als wenig wirksam.

Ich verstehe die Wut, wenn jemand auf den Verweis, dass die Kettenhaltung auf dem Nachbarshof seit Jahren erwiesenermaßen illegal existiert und von den Behörden dennoch geduldet wird, die Antwort bekommt: „Na mach doch ‚ne Petition“. Ich spüre die Wut und diese Ohnmacht oft genug selber. Doch Gewalt zum Schutz konkret gefährdeter Lebewesen (Kette durchschneiden, Hund mitnehmen) ist einfach noch einmal eine andere Sache, als Rachephantasien gegenüber Täter-Personen nach einer Gewalttat.

„Könnte es nicht auch dich treffen?“

Selbstjustiz als systematische Lösung zu legitimieren, öffnet Türen für so viel ungeahnte Scheisse, dass es den Verfasser*innen dieser Forderung die Fußnägel hochrollen müssten. Allein darüber gibt es vermutlich ganze Bibliotheken voller Literatur, deren Inhalt und Argumentationsstränge ich hier nicht wiedergeben könnte. Aber nur mal ein Denkanstoß: Könnte es nicht auch dich treffen?

Jeden kann es treffen, Gewalttaten und der Tierquälerei beschuldigt zu werden – zur falschen Zeit am falschen Ort? Ziemliche Ähnlichkeit zu der Täter*innen-Beschreibung, die auf Facebook kursiert? Deine Nachbar*innen hatten dir gegenüber schon immer so ein komisches Gefühl? Du hast gerade fünf Straßenhunde aus Spanien aufgenommen und powerst all deine Kohle für die Behandlung ihres Parasitenbefalls raus, aber die Klatschtanten*onkels vom Friseur um die Ecke identifizieren dich glasklar als Tier-Messi, denn „da gabs doch neulich diesen Bericht bei Taff?“

Es gibt zahlreiche Fälle von Tierrechtler*innen die Anzeigen wegen Tierquälerei bekommen haben! Ja sogar von solchen, die eher tagelang in den Hungerstreik treten, bevor sie unveganen Essig in der Salatsauce tolerieren und sich eher ein Bein abschneiden würden, als ein Tier zu schubsen.

Das Absurde daran: Die Anzeigen kamen oft von Tierausbeuter*innen selber, z.B. mit dem Vorwurf, dass „Tierbefreiungen Tierquälerei sind, weil selbige die Tiere so stressen“, mit dem Vorwurf, dass „militante Tierschützer die Lüftungsanlage in der Schweinmast extra abgestellt haben, damit 2000 Tiere ersticken, weil diese militanten Idiot*innen Tiere ja lieber tot sehen als in Gefangenschaft“ o.Ä.

In vielen dieser Fälle kam es tatsächlich zu Ermittlungsverfahren und Gerichtsprozessen. In allen Fällen, die mir persönlich bekannt sind, wurden die Beschuldigten frei gesprochen. In den meisten dieser Fälle hätten die zu unrecht Angezeigten diesen Freispruch nicht mehr erlebt, wenn man den Facebook-Mordaufrufen nachgekommen wäre.

„Upps, war ja doch gar nicht so“

Jetzt kommt sicher: „Ja ich würde das ja nur bei Leuten machen, wo klar ist, dass die echt was Schlimmes gemacht haben“ – und das sagen Menschen, die zu V*rg*w*lt*g*ng und Mord gegenüber Personen auf Basis eines 5-Zeiligen Facebookposting-Screenshots aufrufen!
Was ist denn daran „ganz klar“ und „total sicher“? Wie oft kommt es vor, dass nach dem 1500-maligen Teilen eines privaten Facebook-Fahndungsaufrufs inkl. vermeintlicher Täter*innen-Identifikation herauskommt: „Upps, war ja doch gar nicht so“? Sehr oft! Das interessiert dann nur niemanden, denn die selbsternannten Gerechtigkeits-Experte*innen sind schon längst vier BILD-Artikel-Links und zwölf Racheszenarios weiter.

Ich schließe mit einen schönen Kommentar, den eine Leserin unter dem Artikel hinterließ
„Hasse nicht den Verbrecher, sondern das Verbrechen“ – fand ich einen guten Gedankenanstoß.

Lieben Dank für diesen Gastbeitrag an Mono von den Kreaktivisten


  1. Tierschutz-Faschos = Menschen, die sich selber als Tierschützer definieren und meist in einschlägigen Tierschutzforen zusammenfinden um regelmäßig in aller Breite Meldungen über Tiermisshandlungen zu kommentieren und dabei in ihren „entsetzten“ Kommentaren ziemlich ausschließlich Rachephantasien und Folterszenarien, sowie Gewaltaufrufe, Drohungen, Beleidigungen und Co formulieren, die so ziemlich jedes Menschenrecht untergraben. 
  2. Berichte = Hier eingeschlossen werden nicht nur Berichte/Artikel aus Rundfunk und Presse, sondern auch unbelegte Meldungen und Gerüchte aus dubiosen Blogs (gerne auch mit rassistischem Bezug zu Tierquälerei von Nicht-Deutschen oder im Ausland) oder sogar Screenshots von Facebookpostings unbekannten Datums, Ursprungs usw. 
  3. Opferschutz – Anmerkung: Absolut fraglich finde auch ich, inwiefern es dem „Opferschutz“ zuträglich ist, wenn fast schon sensationsgeil, Bilder des Opfers, Bilder der Misshandlung, Videos davon usw. ohne Ende teilt und verbreitet werden. Dem Opfer hilft das sicher wenig und andere Betroffene werden immer und immer wieder getriggert. Gut, ein Hund hat vielleicht wenig Ahnung davon ob sein Misshandlungsvideo auf Facebook die Runde macht, ich finde aber auch einen Gedanken an die Würde der Betroffenen wichtig und durchaus beachtenswert. 

Der Beitrag Kritik & Handlungsalternativen für Facebook-Folterphantasie-Fans! erschien zuerst auf Indyvegan.

Horst Bruno Olk und Vegani TV – Ein Reichsbürger im Tierschutz

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In unserem Artikel „Vegani TV und die Wolken“ schrieben wir kürzlich über den Vegani TV-Betreiber Horst Bruno Olk und dessen Glauben an die Chemtrail-Verschwörungsthese. Nun berichten wir, wie angekündigt, über die Aktivitäten des Vegani TV-Betreibers innerhalb der rechten Reichsbürgerbewegung1 sowie seine Versuche, eine Veröffentlichung zu verhindern.

Die Seite „vegani.tv“ ist seit dem 31.08.2014 registriert und beschreibt sich selbst als „Der freie und unabhängige Infokanal“. Horst Bruno Olk produziert Interviews für den Youtube-Kanal von Vegani TV sowie Ankündigungen, Berichte und Fotos von veganen Events und Demonstrationen.

Andockversuche

Unseren Recherchen zufolge versucht Olk, seit Ende letzten Jahres, in der Tierschutz- und Tierrechtsszene Fuß zu fassen. Bisher jedoch mit mäßigem Erfolg. So wurde Horst Bruno Olk bereits von allen Aktionen der Ortsgruppen Düsseldorf und Bochum des Vereins ″die tierbefreier e. V.″ ausgeschlossen. Auch seine Beitrittsanfrage zur Duisburger Ortsgruppe von Peta 2 Duisburg wurde abgelehnt. Zu Adrienne Kneis, Veranstalterin der Schlachthof-Demos in Viersen, scheint Olk gute Kontakte zu haben. Auch zum Kölner Ableger der Organisation „Aktion Fair Play“ scheint Horst Bruno Olk engere Kontakte zu pflegen.

Das Statement

Im April diesen Jahres warnte Horst Bruno Olk in einem öffentlichen Facebook-Posting vor einer Person, die versucht hatte, seine politische Gesinnung öffentlich zu machen. Hierzu kommentierte Horst Bruno:2

„Vorsicht vor dem. Der postet von Namensvettern diverse Parolen und verbindet uns mit rechts gesinntem Kram!“(sic!)

Behalten wir kurz im Hinterkopf, dass Horst Bruno Olk die von dieser Person dokumentierten Hinweise, er vertrete reichsbürgerideologische Positionen, mit der Behauptung zurückweist, diese Aussagen stammten von vermeintlichen „Namensvettern“. Später behauptet Olk bei seinem Engagement bei den Reichsbürger*innen habe es sich um Recherchearbeit gehandelt.

„Ich gestehe grundsätzlich mich in alle möglichen Versammlungen mit rein gesetzt zu haben um zu erfahren was die Menschen wirklich wollen, vor haben, vielleicht Ängste haben und sich zusammen raufen. Ich bin Journalist, da ist das Tagesordnung.“(sic!)

„hatte mich auf Versammlungen eingeschlichen um, zu recherchieren. Die haben dann später heraus bekommen das ich gar nicht dazu gehöre.“(sic!)

Gleichzeitig erklärt Horst Bruno Olk in besagtem Statement:

„Ich bin Freistaatler ohne Nationalität und habe mich als „Mensch auf Erden“ deklariert. […] Ich habe nicht mal mehr meine Angehörigkeit zu dem Land hier. […] Schon mal muss man einen Ausweis vorweisen. So etwas habe ich natürlich nicht. […] Ich sage nur, passt auf euch auf, die BR…ist die USA“(sic!)

Mit der Aussage „die BR[D]…ist die USA“ spielt Horst Bruno auf die Annahme von Reichsbürgerideolog*innen an, Deutschland sei ein von den USA besetztes Land. Horst Bruno Olk findet jedoch auch deutlichere Worte. Zu den USA merkt er an:

„Schon interessant das dort alles gesagt werden darf. Aber wenn man immer noch von denen besetzt wird, dann wundert mich das nicht.“(sic!)

Die Belege, die wir im Weiteren dokumentieren, beziehen sich auf die Namen: Horst Bruno, Horst Bruno Olk jr., Horst Bruno Olk II, H. B. Olk jr., H. B. Olk II., Horst Bruno Olk II zu Ralingen, Horst B. Olk jr sowie auf die Bezeichnung „JR´s Art – Art and Science“. Ein Blick auf die Anmeldedaten der Website von Vegani TV weist „Horst Bruno Olk II zu Ralingen“ als Anmelder der Seite aus.3

Eine unglaubwürdige Geschichte

Horst Bruno Olk will der Öffentlichkeit also folgende Geschichte erzählen: Die kritisierten Aussagen und Tätigkeiten, bezögen sich auf „Namensvetter“, obschon sich diese ideologisch mit seinem aktuellen Statement decken und der Name „Horst Bruno Olk II“ durchaus als selten bezeichnet werden kann. Gleichzeitig gibt er zu, in der Reichsbürgerszene aktiv gewesen zu sein, behauptet jedoch, dies sei ausschließlich zu Recherchezwecken geschehen. Olk versucht also der Öffentlichkeit weiszumachen, es gebe in der Reichsbürgerszene einen “ Horst Bruno Olk II“, der reichsbürgerideologische Positionen vertritt, aber nicht identisch ist mit jenem „Horst Bruno Olk II“ der Vegani TV betreibt,der als „Horst Bruno Olk II“ in der Reichsbürgerszene recherchiert haben will und bis heute von Deutschland als einem „besetzten Land“ spricht.

Uns überrascht diese widersprüchliche und unwahrscheinliche Erzählung keineswegs. Bereits in der Auseinandersetzung mit Herrn Olk im Zusammenhang mit unserem Beitrag zu seinem Chemtrail-Verschwörungsglauben machte er mehrfach unglaubwürdige Aussagen. Dass der Betreiber von Vegani TV nun in einem Statement eine Ideologie von sich weist, die er im gleichen Statement vertritt, bestätigt diesen Eindruck.

Ist Horst Horst?

Die Website archive.org, die bereits geschlossene Websites archiviert, verrät uns nicht nur, dass der Betreiber der Website www.jrs-art.de „H. B. Olk jr.“4 das gleiche Postfach im Impressum angibt, das auch „Horst Bruno Olk II zu Ralingen“ bei der Registrierung von Vegani TV angab.5 Unter „Rechtliches“ finden wir reichsbürgerideologische Ausführungen.6 Darüber hinaus begegnen uns auf der bereits stillgelegten Website die Chematrail-Verschwörungsthese, die Theorie der hohlen Erde, die pseudowissenschaftlichen „Orgonomie“ und einige weitere esoterische Klassiker.

Vegani-TV-Gegenüberstellung-Impressum

Zwischenfazit

Halten wir fest: Der Inhaber der Seite Vegani TV betrieb in der Vergangenheit eine Website mit verschörungs- und reichsbürgerideologischen Inhalten. Die Namen „H. B. Olk jr.“, „Horst Bruno Olk II zu Ralingen“ sowie die Bezeichnung „JR´s Art – Art and Science“ sind offenbar dem Betreiber von Vegani TV zuzuordnen. Gleiches betrifft die unter diesen Namen getätigten Aussagen, die wir im Folgenden dokumentieren.

Der Rechtssachverständige

Im eingangs erwähnten Statement sagt Horst Bruno Olk:

„Habe 6 Jahre lang Rechtswissenschaft als Sachverständiger praktiziert, da fallen einem dann schon mal ein paar Sachen auf“(sic!)

Wir konnten in unseren Recherchen keinen Juristen namens Horst Bruno Olk II ausfindig machen. Daher nehmen wir an, Olk meint hier seine Tätigkeit als „Rechtssachverständiger ea. Sonderbeauftragter Kommissar der Veritas World (England) Niederlassung XIX SV“ für die Reichsbürger-Initiative „Volks-Selbstbestimmung-Direkte-Demokratie-Thing-Gemeinschaft“ des Reichsbürgerideolgen Manfred Heinemann.7 Horst Bruno Olk II ist dort als „Bürger des Staates Deutsches Reich“ verzeichnet. Es ging um einen Vorfall vor dem Finanzamt in Sonneberg, den die Reichsbürgerbewegung I-VS-DD-TG initiiert hatte. Offenbar gab es Probleme mit der Polizei, weil ein Reichsbürgerideologe seiner Steuerpflicht nicht nachkam. Bekanntlich zahlen Reichsbürgerideolog*innen keine, beziehungsweise nur ungern Steuern, da sie die Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennen. Zudem war aus Olks rechtlichen Drohungen, im Zusammenhang mit unserer Veröffentlichung von Screenshots, klar ersichtlich, dass dieser nicht einmal über juristische Grundkenntnisse verfügt.

Klopf it like it’s Horst

Welche Veranstaltungen Horst Bruno Olk meint, in die er sich lediglich aus Interesse „rein gesetzt“ haben will, wissen wir nicht. Wir wissen jedoch, dass „Horst Olk“ am 08.09.2012 ein „Klopf-Seminar“ für die bereits genannte Reichsbürger-Initiative gegeben hat. Die Seminarbeschreibung hat einen gewissen Unterhaltungswert, weshalb wir sie unseren Leser*innen nicht vorenthalten wollen:

„Dein zweites ICH – Klopf Dich frei!“ – Seminar unter Leitung von Horst Olk zum Abbau von Blockaden und Ängsten. Einführung in die Technik der Heilung über die Meridian-Punkte am Körper. Anschließend gemeinsames Gleichschalten der linken und rechten Gehirnhälfte; Atemübung. Abschluß: MET-Klopfen für Geld. Die Macht der Anziehung. Info anbei. Ort: Gasthof „Krug zum grünen Kranz“, Schöne Aussicht 1, 96515 Sonneberg. Gebühr: 10,- €.“(sic!)8

Fürstliche Kommentare

Im Netz äußert sich „H.B. Olk JR“ Anfang April 2009 in einem Kommentar zu einem TAZ-Artikel über das „Fürstentum Germania“.

„Vielleicht schauen sie sich alle einmal ihren Personal-Ausweis (Sind sie Personal?) auf der Rückseite, seitenverkehrt an. Dort finden sie den Baphometen (Satansgestalt) als Grafik abgebildet. Es ist schon dreist, dass “Deutsche Volk” illegal als Finanzagentur Bundesrepublik Deutschland GmbH, Handelsregister-Nr. B51411, Handelsregister zu Frankfurt, (Seit 2007 in Solvenz gegangen) an der Nase herum zu führen und denen zu erzählen das sie eine Regierung, bzw. ein Statt sind. Ich nenne das Hochverrat! All diese Regierungsbeamte (selbsernannt) werden sich eines Tages dafür verantworten müssen. Ich hoffe das betrogene Volk wird sich dann eines Besseren besinnen und sie nicht erschlagen!“(sic!)9

Den Kommentar unterzeichnet der Autor mit:

„Olk jr.
JR´s Art
Art and Science“

Horst im Reichswahn

Im Kommentarbereich des Blogs reichling.wordpress, der kritisch über die Reichsbürgerbewegung aufklärt, diskutiert „H. B. Olk jr. Rechtsachverständiger ea.“ mit dem Betreiber des Blogs und zeigt was er ideologisch zu bieten hat:10

„Zunächst einmal darf man nicht verwechseln, daß das heutige Reich nicht das 3.Reich, sondern es sich um den Statt 2tes Deutsches Reich handelt. War nie in der NSDAP, weder im Krieg, noch wurde es aufgelöst. Es besteht immer noch, OLG Hamburg, 1. Zivilsenat, Urteil vom 7.12.1948, 1 U 59/48: Das Deutsche Reich ist durch die Kapitulation und die nachfolgenden Ereignisse nicht untergegangen!“(sic!)

Auch schmückt sich Horst Bruno Olk dort gern mit persönlichen Bezügen zu Nazi-Größen:

„Wie ein Weib, immer das letzte Wort! Was nach diesem Kampf übrig bleiben wird, sind nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen! Sie scheint wohl ein Minderwertiger auf die Welt gebracht zu haben, denn mein Großvater kannte AH persönlich! Den letzten Adjutanten von ihm (Günsche) ich persönlich, lebte bis 2003 eine Straße weiter! Und sie? Einen im Häuserblock Versteckten? Bzw. die Ausgeburt dessen?“(sic!)

Und so klingt die Androhung rechtlicher Schritte in Reichsbürgerdeutsch:

„Da die Staatshaftung nicht mehr existiert, warne ich jeden davor sich hier einem Staatsbeamten des DR gegenüber mit Unhaltbarem zu brüskieren. Es könnte sein, daß sie später dafür vor einem Gericht des DR landen und verurteilt werden.“(sic!)

Selbstverständlich haben wir jetzt schon große Angst davor, dass der Staatsbeamte des Deutschen Reichs „Horst Bruno Olk jr.“ auch uns eines Tages belangen wird, wenn sein Reich wiederkehrt. Wir haben hier nur einige wenige Aussagen ausgewählt. Wer die gesamten Äußerungen zur Überprüfung oder zur Unterhaltung im Kontext lesen will, kann das hier tun.

Wenig überraschend

Zuletzt werfen wir noch einen kurzen Blick auf Vegani.tv und stellen fest, dass Horst Bruno Olk dort auf die Website der Tortenbäckerin „Kim Kalkowski“ verlinkt, die wiederholt aufgrund ihres rechten Umfelds in der Kritik stand. Erst kürzlich likete sie (angeblich aus Versehen) den reichsbürgerideologischen Kommentar einer rechten Tierschützerin auf Facebook, welcher Adolf Hitler für den Erlass der Reichstierschutzgesetze feierte.11 In diesem Zusammenhang wurden einige weitere Likes rechtsextremer Seiten auf Kim Kalkowskis Facebook-Profil gefunden, die sie daraufhin verharmloste. Mehr hierzu folgt in einem eigenen Artikel.

Darüber hinaus wirbt Vegani.tv für eine Spenden-Sammel-Aktion der Organisation „Animal Central“ des rechten Tierschützers Frank Hummel, der für seine rassistischen Äußerungen, Holocaust-Vergleiche sowie Mord- und Ausrottungsphantasien bekannt ist.

Ob die Hauptdarstellerin des Films „Veganeros“ Rosalie Wolff, die von Horst Bruno für Vegani TV interviewt wurde, darüber informiert war, dass sie von einem Reichsbürgerideologen interviewt wurde, darf bezweifelt werden.

Fazit

Mit Blick auf dieses Gesamtbild können wir den Wunsch Horst Bruno Olks, seinen Aussagen kein Gewicht beizumessen, gut nachvollziehen. Dies äußerte er in einem Kommentar, unter einem aktuellen Facebook-Post der Querfront-Aktivistin und Sängerin „Morgaine“12

Horst Bruno Kommentar Morgaine Worte taten

Den „braunen Schuh“ hat sich Horst Bruno, wie die Belege zeigen, bereits vor einigen Jahren selbst angezogen. Bereits in der Vergangenheit versuchte er, durch eine Reihe von Ankündigungen rechtlicher Schritte sowie einer Anzeige gegen einen Tierrechtsaktivisten, die er allerdings wenig später wieder zurückzog, zu verhindern, dass seine Aktivitäten in der Reichsbürgerszene öffentlich werden.13 Wir hoffen, dass sich weitere Organisationen deutlich gegen eine Zusammenarbeit mit Reichsbürgerideologen wie Horst Bruno aussprechen und verbleiben mit einem freundlichen…

Screenshot!!!!

Update 09. Juli 2015

Ankündigung Video-Stellungnahme

Freudig und voller Erwartung sehen wir der Stellungnahme Horst Bruno Olks (VeganiTV) entgegen. Im Nachgang unserer Berichterstattung gab Horst Bruno Olk auf der VeganiTV-Facebook-Seite eine Sendepause bekannt. Unter dieser Bekanntmachung ergab sich eine Diskussion zwischen uns und Horst Bruno Olk, die, samt der Kommentare, wieder gelöscht wurde. Da diese Unterhaltung nochmals einen guten Einblick in die Lebenswirklichkeit dieses Reichsbürgerideologen gibt, haben wir selbstverständlich einen Screenshot!!!! davon gemacht und wollen euch diesen nicht vorenthalten.

Horst Bruno Olk gibt dort seine Einschätzung zum Besten, ein und dieselbe Person betreibe den Postillon, Indyvegan und den reichsbürgerkritischen Reichling Blog. Zudem spricht er von „Auftraggebern“ für die diese Person angeblich tätig sei. Horst Bruno Olk, der Reichsbürger, der keiner sein will, solidarisiert sich zudem mit dem Verschwörungsideologen und Reichsbürger Xavier Naidoo. Unsere Fragen wollte Horst Bruno Olk in besagter Diskussion partout nicht beantworten.

Update 15. Juli 2015

Horst Bruno Olk reagierte mit einer Video-Stellungnahme, die wir uns in unserem Artikel „Horst Bruno Olks Videobotschaft – Die Gedankenwelt eines Reichsbürgers“ genauer angesehen haben.

Artikelbild14


  1. Nähere Informationen zur Reichsbürgerideologie bietet die Broschüre „Wir sind Wieder da – Die Reichsbürger: Überzeugungen, Gefahren und Handlungsstrategien“ der Amadeu Antonio Stiftung
  2. https://www.facebook.com/horst.vegani/posts/427712414072813
    https://archive.is/N4Upb
    http://abload.de/img/outinghorstf7po6.jpg 
  3. http://www.whois.com/whois/vegani.tv
    https://archive.is/eiZRx
    http://abload.de/img/whoisveganitvqyucw.jpg 
  4. https://archive.is/4lK7b
    http://abload.de/img/jrsartdewaybackimpres0qpey.jpg
    http://web.archive.org/web/20120101075211/http://www.jrs-art.de/kontakt.html 
  5. http://www.whois.com/whois/vegani.tv
    https://archive.is/eiZRx
    http://abload.de/img/whoisveganitvqyucw.jpg 
  6. https://archive.is/piDic
    http://abload.de/img/jrsartdewaybackimpresplp7k.jpg
    http://web.archive.org/web/20120103030837/http://www.jrs-art.de/rechtliches.html 
  7. https://wissenschaft3000.files.wordpress.com/2012/10/2012-10-11-05_protokoll_c3bcbergriff_fa-polizei-son_u-buc39fgeldbescheide_26-s.pdf 
  8. https://wissenschaft3000.files.wordpress.com/2012/08/2012-08-10-01_veranstaltungskalender_ivsddtg-dphw.pdf 
  9. http://www.taz.de/!32444/
    https://archive.is/TQC4B
    http://abload.de/img/tazkommentaryspyo.jpg 
  10. https://reichling.wordpress.com/2010/04/11/reichskennzeichen-furs-eigene-auto-oder-reichsburger-kauft-tipp-ex/
    https://archive.is/vOaMc 
  11. http://abload.de/img/kimreichsblikew3sg1.jpg
    Weitere Informationen zu Kim Kalkowski:
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/72599
    https://linksunten.indymedia.org/node/73181
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/73439 
  12. https://www.facebook.com/morgaineofficial/posts/913643438692113
    http://abload.de/img/statementantideutsche9wqkn.jpg 
  13. https://www.facebook.com/horst.vegani/posts/427712414072813?comment_id=428402750670446&offset=0&total_comments=26&comment_tracking={%22tn%22%3A%22R3%22}
    http://abload.de/img/anzeige3cojd.jpg 
  14. Bildzitat aus: https://youtu.be/iE5UcVO4AGU 

Der Beitrag Horst Bruno Olk und Vegani TV – Ein Reichsbürger im Tierschutz erschien zuerst auf Indyvegan.

Horst Bruno Olks Videobotschaft – Die Gedankenwelt eines Reichsbürgers

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In unserem kürzlich erschienen Artikel „Horst Bruno Olk und Vegani TV – Ein Reichsbürger im Tierschutz“ berichteten wir über die Aktivitäten des Vegani TV-Betreibers innerhalb der Reichsbürgerszene, sowie über seine vergeblichen Versuche, eine Veröffentlichung zu verhindern. Davor hatten wir bereits über den Glauben der VeganiTV-Redaktion an die Chemtrailverschwörungsthese berichtet. Nun reagierte Horst Bruno Olk, wie bereits angekündigt, mit einer Video-Stellungnahme, deren Inhalt wir uns genauer angesehen haben.

Neben einigen wirren Ausführungen, die wir selbst bei wiederholtem Ansehen nicht zuordnen und nachvollziehen konnten, überraschte uns Horst Bruno Olk in seiner Stellungnahme mit einigen sehr aufschlussreichen Aussagen. Wir betrachten diese nicht chronologisch, da die Inhalte in der Stellungnahme sehr durcheinander auftauchten.

Der Reichsbürger der keiner sein will

Horst Bruno Olk sagt in seiner Stellungnahme:

„Ich bin kein Reichsbürger. Da möchte ich dann gerne von euch den Nachweis haben, wo das steht.“

In der gleichen Stellungnahme setzt er allerdings „Staat“ und „Regierung“ in gestische Anführungszeichen und vergleicht den Bundestag mit den Nazis. Außerdem berichtet Horst Bruno Olk von einer durch Zeugen beglaubigten „Willenserklärung“, die er abgegeben habe, um „aus dem System raus“ zu sein. Diese Willenserklärungen sind unter Reichsbürger*innen und sogenannten „Staatenlosen“ ein verbreitetes Mittel, um die eigene Staatsangehörigkeit zur BRD für beendet zu erklären.

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Horst Bruno Olk bestätigt, im August 2012 für die Reichsbürgerinitiative „Volks-Selbstbestimmung-Direkte-Demokratie-Thing-Gemeinschaft“ des Reichsbürgerideolgen Manfred Heinemann ein sogenanntes „Klopf-Seminar“ gegeben zu haben.1 Seine gleichfalls belegte Reichsbürger-Aktivität als selbsternannter „Rechtssachverständiger ea. Sonderbeauftragter Kommissar der Veritas World (England) Niederlassung XIX SV“ für die gleiche Reichsbürger-Initiative bestreitet er allerdings.2 Hier verweist er wiederholt darauf, dass mehrere Menschen einen ähnlich klingenden Namen hätten.

Wiederholt begegnet uns in Horst Bruno Olks Stellungnahme die fadenscheinige Ausrede, er habe in der Reichsbürgerszene nur recherchiert. Zu seinen aktuellen, wie auch zu seinen weiter zurückliegenden reichsbürgerideologischen Äußerungen, sagt Horst Bruno Olk in seiner Stellungnahme nichts. Ebenso wenig äußert er sich zu der von der VeganiTV-Redaktion vertretenen Chemtrail-Verschwörungsthese.

Stattdessen solidarisiert sich Horst Bruno Olk zum wiederholten Mal mit dem Reichsbürger Xavier Naidoo sowie mit der veganen Sängerin und Querfront-Aktivistin Morgaine (Maren Strassner).

Horst Bruno Olk und die Sicherheitsdienste

Ein Teil seiner Stellungnahme ist besonders aufschlussreich. Horst Bruno Olk weist uns darauf hin, in unserer Recherche vergessen zu haben, was er gemeinsam mit weiteren Akteur*innen vor zwei Jahren versucht haben will:

„[…] über eine [Internet-]Seite weltweit alle Menschen in eine Gemeinschaft zu integrieren, die sich untereinander einen Friedensvertrag schreiben.“(sic!)

Dieses Projekt sei jedoch gescheitert, da die dazugehörige Website gehackt worden sei. Bei der Untersuchung der Angriffe sei Horst Bruno Olk zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Hacker-Angriffe von „fünf unterschiedlichen Sicherheitsdiensten aus fünf unterschiedlichen Ländern“ verübt worden seien.

Zu seinen von uns dokumentierten reichsbürgerideologischen Kommentaren unter einem Beitrag des reichsbürgerkritischen „Reichling-Blogs“ sagt Horst Bruno Olk:

„Es ist also die Frage bei dem einen oder anderen Post im Internet, wir haben da mittlerweile recherchiert, wer das da rein gesetzt hat. Und das ist auch nicht mein vollständiger Name, und selbst wenn er dem ähnelt, oder geähnelt hat, ja zu früheren Zeiten, frage ich mich: War das nicht damals die Attacke für die Aktion die wir gebracht haben, entsprechend was diese Friedensverträge angeht und so weiter?“(sic!)

Olk vermutet also die von ihm genannten Sicherheitsdienste als Urheber dieser Kommentare, die den übereinstimmenden Inhalten und Selbstbezeichnungen folgend, sehr wahrscheinlich von ihm selbst stammen. Willkommen in der Welt des Horst Bruno Olk.

Wer gehört zu Indyvegan?

In einer von VeganiTV mittlerweile gelöschten Diskussion3 war sich Horst Bruno Olk noch ganz sicher, dass hinter Indyvegan, dem Postillon sowie hinter dem reichsbürgerkritischen Reichsling Blog ein und dieselbe Person stecke. Er bezog seine Annahme auf einen „Mayer Willhelm“ dessen Adresse und Telefonnummer er in diesem Zusammenhang veröffentlichte. Nun jedoch ist er sich offenbar sicher, dass sich ganz andere Personen hinter Indyvegan ″verstecken″.

Horst Bruno Olk verkündet stolz:

„Wir haben eure Namen!“

Woher er diese Namen haben will, verrät er uns ebenfalls:

„Gestern wurde das auch nochmal bestätigt auf dem VSD in Dortmund. Man zeigte mit dem Finger auf euch und sagte, dass ihr auch hinter Indyvegan steckt.“

Wenn also eine Person auf einem veganen Fest mit dem Finger auf ein paar Menschen zeigt und behauptet, dass das die Personen sind, die hinter Indyvegan stecken, dann ist der Rechercheeifer des professionellen Reichsbürger-Journalisten Horst Bruno Olk, Mitglied in zwei Journalist*innenverbänden, zufrieden gestellt.

Horst Bruno Olk glaubt sogar, auf der Gänsereiter-Demonstration in Bochum mit der „Führung“(sic!) von Indyvegan gesprochen zu haben:

„Dann von der Führung, wie schon gesagt gerade, mir persönlich gegenüber bei laufendem Tonband übrigens ja, [zwinker] wir können das nachweisen, gesagt wurde: Mit den scheiß Tierschutzparteien und -vereinen haben wir nichts am Hut. Wir sind da mehr die Radikalen und verfolgen das ganze über einen anderen Weg.“(sic!)

Wir müssen Horst Bruno Olk an dieser Stelle enttäuschen. Keine Person aus unserem Netzwerk hat auf dem VSD in Dortmund oder in Bochum mit ihm gesprochen. Auch mit den Namen, die Horst Bruno im Weiteren mit Indyvegan in Verbindung bringen will, ist dieser auf dem Holzweg.

Darauf, dass er, wie zuvor schon Marsili Cronberg, mit solchen Mutmaßungen, über die Zugehörigkeit von Personen zu unserem Netzwerk, rechtsradikale Anti-Anitfa-Arbeit unterstützt und Menschen, die nichts mit Indyvegan zu tun haben, in Gefahr bringt, Opfer rechter Übergriffe zu werden, scheint ihm gleichgültig zu sein.

Blödsinn, Schwachsinn, Hetze

Unsere Veröffentlichungen über die Reichsbürger-Aktivitäten Olks bezeichnet dieser als „Blödsinn“, „Schwachsinn“, „Hetze“ und merkt „diese Modeerscheinung die Nazikeule zu schwingen“ an. Er vergleicht Indyvegan mit den Nazis und kündigt an, uns zukünftig zu ignorieren. Dies überrascht uns, da er kürzlich noch eine Reihe von Anzeigen der ″gesamten Belegschaft von VeganiTV″ sowie seitens der „Rechtsabteilung“(sic!) von VeganiTV ankündigte.4

Horst Bruno Olk liefert eine Stellungnahme ab, in der er selbst bestätigt, was er in der gleichen Stellungnahme bestreiten will. Seine Einladung zum Dialog kann mit Blick auf seine Diskussion mit uns auf der VeganiTV-Facebook-Seite nur staunend zur Kenntnis genommen werden. Denn dort ließ er unsere Fragen komplett unbeantwortet und löschte stattdessen unsere Diskussion mit ihm, als er sich mit diesen Fragen konfrontiert sah.5 Auch auf einen neuerlichen Versuch, diese Fragen zu stellen, wurde mit der Löschung selbiger reagiert.

Das internationale Gericht und das Foto

Das Sojasahnehäubchen setzt Horst Bruno Olk seinen Ausführungen auf, als er uns dazu auffordert, sein Foto von unserer Website zu nehmen.

„Denn wir fordern euch hiermit auf, mein Foto, das ist auch wieder geistiges Eigentum, und mein Persönliches Foto, das Recht auf dieses Foto aus eurer Seite herauszunehmen, und das Ganze erst mal hier zu löschen, denn ihr müsst das dann irgendwann mal auch vor einem internationalen Gericht beweisen, dass das so ist, dass ich das unterzeichnet habe, dass da ein Foto ist, ein Beweismittel ist, dass ich das so ausgesagt haben soll.“

Zunächst handelt es sich bei diesem Foto um ein Bildzitat aus einem öffentlichen Video, dessen Inhalt Gegenstand unseres Beitrags war. Nach geltendem Recht stellt ein solches Bildzitat keine Verletzung des Urheberrechts dar, sofern die Quelle genannt wird. Wir wissen jedoch nicht, wie die Urheber- und Leistungsschutzrechte für Staatenlose, Reichsbürger und sonstige Angehörige von Phantasiestaaten geregelt sind. Daher bleibt uns nicht mehr zu sagen als:

Screenshot!!!!

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Verein gegen Tierfabriken – Antisemitismus mit Tradition

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Aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen kam es in der Schweizer Tierrechtsszene wiederholt zu Diskussionen sowie zu einem Ausschluss des Vereins VgT (Verein gegen Tierfabriken Schweiz)1 von der Demonstration „Für die Schließung aller Schlachthäuser!“ sowie von allen weiteren Veranstaltungen des Vereins Tier im Fokus (TIF). Bereits im April schlossen die Arbeitsgemeinschaft Schweizer Tierversuchs-Gegner, die Ligue Suisse Contre la Vivisection sowie der Verein zur Abschaffung der Tierversuche den VgT aus den gleichen Gründen von der „Demo für die Abschaffung der Tierversuche“ aus.

Im Mittelpunkt der Kritik stehen eine Reihe antisemitischer und menschenverachtender Äußerungen des VgT-Präsidenten Erwin Kessler in der Vereinszeitschrift „VgT-Nachrichten“ sowie auf der Website des Vereins. In seiner Stellungnahme dokumentiert der Verein „Tier im Fokus“ (TIF) einen Teil dieser Äußerungen und begründet damit die Beendigung jeglicher Zusammenarbeit mit dem VgT sowie den Ausschluss von allen weiteren Aktionen von TIF. Der VgT sprach in Reaktion darauf von einer „linksextremen Verleumdungskampagne“. Wir haben uns die dokumentierten Aussagen einmal genauer angesehen und weiter recherchiert.

„Perfide jüdische Verleumdung“ und Neonazistische Kontakte

Erwin Kessler, der in den 1970er Jahren Mitglied der „Nationalen Aktion gegen die Überfremdung von Volk und Heimat“ war2, sieht in dem Wikipedia-Eintrag zu seiner Person „klare Verleumdungen […] einer hochgradig manipulierten Website“3. Er wiederholt in diesem Zusammenhang mehrfach die Ankündigung, rechtliche Schritte gegen diesen Eintrag sowie gegen all jene einzuleiten, die diesen verbreiten. Eine Überprüfung der Quellen des überschaubaren Eintrags ergibt, dass alle dort aufgestellten Behauptungen belegt sind. Zudem fällt auf, dass die Rubrik „Juristische Auseinandersetzungen“ die umfangreichste ist.

In dieser Rubrik finden wir einen Verweis auf einen Rechtsstreit vor dem Schweizer Bundesgericht, in dem sich Erwin Kessler gegen die Behauptung der Tageszeitung Der Bund wehrte, er unterhalte „Kontakte zur Neonazi- und Revisionistenszene“. Kessler verlor diesen Prozess. Das Gericht sah diese Behauptung als zutreffend an, da Kessler unter anderem den mehrfach verurteilten Holocaustleugnern Jürgen Graf und Ernst Indlekofer auf der VgT-Website eine Plattform gab.4 Die Entscheidung des Gerichts kommentierte Kessler unter der Überschrift:5

Jüdische-Verleumdungen

Ein Blick auf die mittlerweile gelöschte Seite auf der VgT-Website offenbart Erstaunliches. Kessler kommentierte dort Gerichtsprozesse gegen die genannten, mehrfach verurteilten Holocaustleugner Graf und Indlekofer und verteidigte diese. Die neonazistische Schweizer Zeitschrift „Recht + Freiheit“ (Hrsg. Ernst Indlekofer) bezeichnete er ebenso wie das neonazistische Buch „Vom Untergang der Schweizerischen Freiheit“ (Autor: Jürgen Graf) als „interessant“ und empfahl, insbesondere letzteres zu lesen.

Es handelt sich bei dem Buch um eine Kampfschrift gegen die Schweizer „Rassismus-Strafnorm“, welche mit dem §130 („Volksverhetzung“) im deutschen Strafgesetzbuch vergleichbar ist. Kessler bezeichnet die Rassismus-Strafnorm, wie in der Schweizer rechten Szene üblich, als „Maulkorbgesetz“.6 Die gleiche Bezeichnung wählen rechte Ideologinnen für den entsprechenden Paragraphen (§130 StGB) in Deutschland. „Maulkorb“, da dieses Gesetz Neonazis und Geschichtsrevisionistinnen verbietet, Hetze gegen Menschengruppen zu betreiben sowie den Holocaust zu relativieren oder zu leugnen. Also einen Großteil dessen, was für rechte Ideologien so elementar ist wie die Luft zum Atmen.

Im Weiteren kommentierte der VgT-Präsident unter der Überschrift „Politische Willkürjustiz in der Schweiz wie damals unter Hitler“ seine folgende Strafanzeige, die abgelehnt wurde:

„Der babylonische Talmud sei in allen schweizerischen Bibliotheken und Buchhandlungen zu beschlagnahmen und die Verantwortlichen seien angemessen zu bestrafen, mindestens mit 45 Tagen Gefängnis.“(sic!)7

Kessler begründete seine Strafanzeige damit, dass es sich um ein „hochgradig rassistisches Buch“ handle und erklärte dazu:

„Darin sind die folgenden rassistischen Äusserungen gegenüber nichtjüdischen Volksgruppen bzw Völker und Religionen zu finden, welche an Arroganz und Brutalität sogar die Nazi-Propaganda gegen Nicht-Arier in den Schatten stellt“(sic!)8

Zum Beleg für diese Aussage nutzte Kessler Talmud-Zitate die er, wie er selbst sagt, dem Buch „Der Babylonische Talmud“ des deutschen Neonazis und Holocaustleugners Erich Glagau entnommen hatte.9

Mit Antisemitismus gegen das Schächten

Erwin Kessler wurde im Jahr 2007 aufgrund folgender antisemitischer Äußerungen wegen mehrfacher, in der Schweiz sogenannter „Rassendiskriminierung“10 rechtskräftig verurteilt:

„Wenn Juden massenhaft Tiere durch Schächten umbringen, dann sind sie nicht besser als ihre früheren Nazi-Henker, dann zeigen sie den gleichen Überlegenheitswahn gegenüber anderen Lebewesen und fühlen sich in gleich verwerflicher Weise berechtigt, diese brutal umzubringen“(sic!)

„Ein Massenverbrechen bleibt ein Verbrechen, auch wenn es mit Ideologien gerechtfertigt wird. Die Nazis hatten ihre Ideologie, den Arier-Wahn. Orthodoxe Juden und Moslems haben eine andere, ebenfalls bestialische Ideologie. Rechtfertigt diese den Schächt-Holocaust?“(sic!)

„Wer sich derart für primitivste Tierquälerei … einsetzt, der verdient nach meiner Überzeugung tatsächlich nichts anderes als tiefe Verachtung. Ob diese Verachtung dann als Antisemitismus verschrien wird, interessiert mich mittlerweile nicht mehr. Wenn der Begriff ‚Antisemitismus‘ heute nur noch bedeutet, ein grausames, pervers religiöses, jüdisches Ritual abzulehnen, dann ist Antisemitismus nichts Negatives mehr, sondern eine gesunde Haltung der überwiegenden Mehrheit der nicht jüdischen Bevölkerung“(sic!)11

In der VgT-Vereinszeitschrift vom September 1996 veröffentlichte Kessler einen Textauszug des antisemitschen Schriftstellers Manfred Kyber. In diesem Text werden Menschen jüdischen Glaubens als „fremde Rasse“ bezeichnet und mit Kannibalen gleichgesetzt. Auch wird in diesem Text jüdischen Menschen die Verantwortung für den wachsenden Antisemitismus zugeschrieben. Zugleich rechtfertigt Kyber den „Rassenhass“ gegen Menschen jüdischen Glaubens als Konsequenz des Schächtens.12 Ebenfalls im Jahr 1996 unterstellt Kessler dem Tierschutzanwalt Antoine Goetschel in der VgT-Vereinszeitung, dieser habe „als verdeckter Jude jahrelang das Schächten“ verharmlost.13

Antisemitische Verschwörungsmythen in VgT-Medien

Erwin Kessler schreibt jüdischen Menschen jedoch weit mehr zu als ein „religiöses Ritual“. Dass der Kampf gegen das Schächten für ihn lediglich ein Vehikel für seinen Antisemitismus ist und dass man Erwin Kessler mit Gewissheit als Antisemiten bezeichnen darf, machte dieser bereits im Jahr 1996 in einem Text, in der Vereinszeitschrift deutlich:

„Die Ironie des Schicksals will es, dass ich nun ausgerechnet von gewissen jüdischen Kreisen, die große Teile der Medien kontrollieren und auch sonst unsichtbare Macht ausüben, »gekreuzigt« werde, weil ich ihnen – wie damals Jesus – ihre moralischen Verirrungen vorhalte.“14

Im Gleichen Jahr schreibt er in der Neonazi-Zeitschrift „Recht+Freiheit“:

„Noch heute haben links-jüdische Journalisten nichts anderes im Sinn, als sich für diese Schlappe bei mir zu rächen.“15

2002 schreibt Kessler in der Vereinszeitschrift:

Instrument-Jüdischer-Propaganda1

Mit der Zuschreibung einer angeblich jüdischen Kontrolle über die Medien sowie der Behauptung, Menschen jüdischen Glaubens würden „unsichtbare Macht ausüben“ spielt Kessler das verschwörungsideologische Lied von der jüdischen Weltverschwörung. Antisemitische Verschwörungsmythen, wie die von Kessler vorgetragenen, existieren bereits seit dem Ende des 18. Jahrhunderts.16 Im Nationalsozialismus waren diese Verschwörungsmythen zentrale Instrumente anitjüdischer Propaganda, mit denen die Nazis die Pogrome gegen jüdische Menschen und den Holocaust rechtfertigten. Auch das Thema „Schächten“ war im Nationalsozialismus fester Bestandteil antisemitischer Propaganda.17 Die Rhetorik in rechtsradikalen Tierschutz-Kreisen blieb bis heute die Gleiche, wie das Beispiel Erwin Kessler zeigt. Der Vortrag von Birgit Pack unter dem Titel „Tierschutz-/Tierrechtsarbeit und Antisemitismus“ vom Tierrechtskongress in Wien 2004 gibt einen guten Überblick über die Problematik.

Im Juli 2001 kündigte Erwin Kessler „Neue Enthüllungen jüdischer Medienmanipulationen“ an und zeigte dabei abermals seinen antisemitischen Glauben an die jüdische Weltverschwörung.18 Unter dem Titel „Der VgT deckt erstmals auf: Goethe-Gesamtausgabe ist jüdisch zensiert!“ schreibt Erwin Kessler:

„Objektiv überprüfen lässt sich das allerdings kaum, den der jüdische Einfluss in Wirtschaft und Politik spielt meistens verdeckt und wird auch auf Anfrage hin nicht offengelegt.“(sic!)19

Jüdisch-zensiert

Über den jüdischen Autor Pascal Krauthammer, der Kesslers Aktivitäten in seiner Dissertation mit dem Titel „Das Schächtverbot in der Schweiz 1854 – 2000 : die Schächtfrage zwischen Tierschutz, Politik und Fremdenfeindlichkeit“ kritisch beleuchtete, schrieb Kessler unter der Überschrift „Verlogene jüdische Doktorarbeit“:

„Er arbeitet seit Abschluss seiner „juristischen“ Doktorarbeit nicht als Jurist sondern als Redaktor bei Radio DRS. Diese Stellung verschafft ihm wohl – wie diese verleumderische „Doktorarbeit“ – die Möglichkeit, die öffentliche Meinung weiter nach jüdischem Geschmack zu manipulieren.“(sic!)20

Den darauffolgenden Rechtsstreit mit Pascal Krauthammer kommentiert Erwin Kessler im Dezember 2005 mit den Worten:

„Juden erhalten immer Recht. Mit dem Zauberwort „Antisemit!“ verschaffen sich gewisse jüdische Kreise Sonderrechte, der in der Schweiz zu einem vorher nicht existierenden, aber dennoch immer lautstark beklagten verbreiteten Antisemitismus geführt hat. Antisemtismus kann nicht dadurch bekämpft werden, dass sich Regierung, Gerichte und Universitäten von jüdischen Kreisen erpressen und manipulieren lassen und Tierschützer ins Gefängnis geworfen werden“(sic!)21

Demnach gab es laut Erwin Kessler vor 2005 keinen Antisemitismus in der Schweiz 22 und Schuld am Antisemitismus seien, laut Kessler, die jüdischen Gläubigen selbst. Beides sind bekannte rhetorische Muster antijüdischer Agitation, die bereits von den Nationalsozialisten verwendet wurden und deren historische Wurzeln noch weiter zurückreichen.23 Im gleichen Beitrag wiederholt Kessler mit ähnlicher Wortwahl:

„Krauthammer ist heute Journalist bei Radio DRS – ein idealer Job, um die Öffentlichkeit weiter mit jüdischer Propaganda zu manipulieren.“24

Die Tatsache, dass der Buchhändler Robert Krauthammer das Buch seines Bruders Pascal Krauthammmer im Schaufenster seines Geschäfts exponiert, ist Erwin Kessler eine eigene Meldung auf der VgT-Website wert, die folgendermaßen überschreibt:

„Die Macht der Juden in der Schweiz: Der Krauthammer-Clan“25

Im gleichen Jahr liest man auf der Vereinswebsite des VgT zu der Entlassung des Schweizer Botschafters Thomas Borer infolge einer „Sex-Affäre“ in einem Kommentar von Erwin Kessler:

„Als Taskforce-Chef war Borer einer der wenigen in diesem Land, die den Mut hatten, gegen die amerikanisch- jüdische Erpressung der Schweiz aufzutreten. Die gleiche Feigheit des herrschenden Regimes vor jüdischem Druck hat auch zu meiner Verurteilung zu Gefängnis geführt, obwohl ich nichts Rechtswidriges getan, sondern nur jüdische Tierquälerei kritisiert habe.“(sic!)26

Im Dezember 2006 entzog sich Erwin Kessler einer Haftstrafe, indem er sich nach Ungarn absetzte. Exakt zum Zeitpunkt der Verjährung dieser Strafe tauchte er wieder in der Schweiz auf. Dies kommentierte er auf der VgT-Website folgendermaßen:

„Es gibt deshalb auch in Europa Orte, wo man vor der neuen, jüdisch gesteuerten Inquisition geschützt ist […]“27

Kessler beteuerte in der Vergangenheit wiederholt, dass er mit seinen Angriffen nicht Juden allgemein, sondern lediglich die von ihm als „Schächtjuden“ bezeichnete Minderheit meine. In den VgT-Nachrichten vom Juli 2008 schreibt Kessler:28

Entschuldigung-Kessler

Wie glaubhaft diese Entschuldigung ist, zeigte Kessler dann unter anderem im August 2012 auf der Vereins-Website des VgT:

„Ausführliche Dokumentation über das Schächten ist und wie die jüdisch gesteuerte Desinformation der Öffentlichkeit zu diesem Thema abläuft:[…]“(sic!)

„Die orthodoxen Juden halten mit einer sturen Hartnäckigkeit am betäubungslosen Schächten fest und werden von einflussreichen (jüdischen) Kreisen aus Politik und Wirtschaft diesbezüglich unterstützt. Das geht sogar soweit, dass Tierschützer, die sich gegen das Schächten aussprechen, als Antisemiten abgetan und mit dem heutigen Antirassimus-Maulkorbgesetz verurteilt werden![…]“(sic!)

„Aber der jüdische Einfluss auf die Politik ist gross.“(sic!)29

Die in diesem Artikel dokumentierten Aussagen Kesslers zeigen, dass er seine antisemitischen Äußerungen wiederholt sehr deutlich auf jüdische Menschen im Allgemeinen bezieht. Gleichwohl sind auch jene Aussagen Kesslers von antisemitischer Rhetorik bestimmt, in denen er vermeintlich nur Menschen adressiert, die er als „Schächt-Juden“ bezeichnet. Die Verurteilungen Kesslers nach der Schweizer Rassismus-Strafnorm stützen diese Einschätzung.

NS-Vergleiche, menschenverachtende Freude und Fremdenfeindlichkeit

Kessler vergleicht gern und viel. Im Zweifel immer mit den Nazis oder dem Holocaust. Im Dezember 2014 sprach er in Zusammenhang mit seiner Festnahme durch die Schweizer Polizei von einer „Gestapo-Aktion“.30 Neben für ihn gängigen Formulierungen wie „Tier-KZ“ und „Holocaust an den Nutztieren“ setzt er wie oben gezeigt immer wieder jüdische Gläubige mit den Nazis gleich. Dies begründet er, auf das Schächten bezogen, mit einem in seinen Augen „gleichen Überlegenheitswahn gegenüber anderen Lebewesen“.31

Auf der Vereinswebsite bringt Erwin Kessler wiederholt seine Freude über den Tod von Menschen zum Ausdruck. Er amüsiert sich über ertrunkene Fischer, sich gegenseitig erschießende Fischer und bei einem Autounfall umgekommene Fischer.32 Eine Pressemeldung über eine Frau, die eine schwere Schussverletzung im Gesicht überlebte, kommentiert Kessler mit den Worten:

„Wenn der Typ besser getroffen hätte, würden die Nutztiere nun unter einer Fleischfresserin weniger leiden.“33

Auf der gleichen Seite sagt Kessler über den Rassisten und Eugeniker Thilo Sarrazin, dieser gelte als:

„heimlicher Volksheld[…], der in Klartext ausspricht, was das Volk bewegt, aber vom Establishment unterdrückt wird: die massenhafte muslimische Immigration.“(sic!)34

Im Jahr 2000 warnt der VgT in Zusammenhang mit dem Zustandekommen eines bilateralen Abkommens mit der EU unter anderem vor diesen Folgen für das „Volk“:

„Ungehemmte Einwanderung wird alles verändern und umschichten.[…] Schweizer und Zuwanderer haben gleiche Rechte; automatischer Familiennachzug, „Recht auf Arbeit“[…] Ausbeutung unserer Sozialwerke und Krankenkassen durch Ausländer.“35

Erwin.Kessler-Bern.Juli.2014

Erwin Kessler, Foto: Rocky187 Wikipedia CC BY-SA 3.0

Die Stellungnahme des VgT

Die aktuelle Stellungnahme des Vereins mit der Überschrift „Linksextreme Verleumdungskampagnen gegen den VgT“ besteht zu großen Teilen aus der Beschreibung von Vorgängen aus der Auseinandersetzung des VgT mit Schweizer Tierrechtsorganisationen und -gruppen. Der VgT erhebt in diesem Zusammenhang vor allem Vorwürfe gegenüber der Tierrechtsgruppe Zürich, deren Vertreter*innen nach den Schilderungen des VgT „total unanständig“, „aggressiv“ und „niveaulos“ aufgetreten seien. Die zentrale Kritik an den antisemitischen Äußerungen Erwin Kesslers kommentiert der Verein in nur wenigen Worten:

„Als wir zu Hause die von der Tierrechtsgruppe angeführten Zitate überprüften, stellten wir fest, dass sie von Erwin Kessler allesamt im Zusammenhang mit dem betäubungslosen Schächten und dem gewissenlosen Konsum von Tierqualprodukten geschrieben wurden und nicht mehr waren, als klare Worte gegen diese grausamen Verbrechen an den Tieren. Die Kritik gegen das betäubungslose Schächten ging immer nur gegen die Personen, die diese tierquälerische Handlung ausführten oder sie durch den Konsum von Schächtfleisch bewusst unterstützten.“36

Die dokumentierten Äußerungen sind antisemitisch und grenzen sich klar von einer sachlichen Kritik an der Praxis des Schächtens  ab. Das ist klar erkennbar und findet sich in einer Reihe von Gerichtsurteilen gegen Erwin Kessler bestätigt. Ob dieser die Schweizer Gerichte als „linksextreme“ Institutionen ansieht, wissen wir nicht. Auch im Hinblick auf die Äußerungen Erwin Kesslers außerhalb des Themenkomplexes Schächten haben wir dokumentiert, wie weit der Antisemitismus des Tierschützers Kessler reicht und wie deutlich er zutage tritt.

Der VgT scheint der Hoffnung zu folgen, mit einer inflationären Verwendung des Wortes „Verleumdungskampagne“ von der antisemitischen Ideologie seines Präsidenten ablenken zu können. Darüber hinaus wird die Kritik seitens des VgT als „linksextremistisch“ motiviert dargestellt sowie der Versuch unternommen, linke Aktivist*innen auf Grundlage der Extremismustheorie zu dämonisieren. Die emanzipatorische Tierrechtsbewegung beschreibt der VgT in seiner Stellungnahme folgendermaßen:

„Jeder, der nicht mit der linksextremen Ideologie dieser Tierrechtler einig geht, wird bekämpft, selbst wenn es sich dabei um Menschen handelt, die sich teils schon seit Jahrzehnten für die Tiere einsetzen“

Diese Behauptung findet sich, in verschiedene Begriffe gehüllt, immer wieder in der Auseinandersetzung mit reaktionären Ideolog*innen innerhalb wie außerhalb der Tierrechtsbewegung. Gruppenbezogen menschenfeindliche Ideologien sind ethisch nicht tolerabel und weder in der Schweiz noch in Deutschland von der „Meinungsfreiheit“ gedeckt. Gemäß der Vorstellungen Erwin Kesslers und des VgT gelten diese Staaten und ihre Gesetze vermutlich als „linksextrem“. Inwiefern ein längeres Engagement für den Tierschutz gruppenbezogen menschenfeindliche, neonazistische Einstellungen legitimiere, erklärt Kessler nicht. Das Aufzeigen, Kritisieren und nötigenfalls rechtliche sowie politische Vorgehen gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und rechte Ideologien allgemein, ist kein Kampf gegen irgendeine Abweichung, sondern ein Kampf für die Freiheitsrechte und die Sicherheit der von diesem Hass betroffenen Menschengruppen.

Reaktionäre Solidarität

Auch an Solidarität spart der VgT nicht in seiner Stellungnahme. So stellt sich dieser in eine Reihe vermeintlicher Opfer von „Verleumdungskampagnen“. Aufgelistet werden, die Sekte Universelles Leben, der nach rechts offene Tierrechtler Martin Balluch (VGT Österreich), Dr. med. Walter Henrich (Pro Vegan), die rechte, vegane Unternehmerin Kim Kalkowski (Kim Wonderland), der vegane Strongman Patrik Baboumian. Veganz-Gründer Jan Bredack sowie die Tierschutzorganisation PETA.

Dabei setzt der VgT öffentliche Kritik und Diskussionen mit „Terror“ gleich.37 Auch an dieser Stelle werden Begriffe wie „Hetzkampagnen“ und „Verleumdungskampagnen“ mehrfach verwendet. Welche angeblich falschen Behauptungen über diese Personen und Organisationen in Umlauf gebracht worden seien, erklärt der Verein nicht. Vielmehr scheint bereits das öffentliche Kritisieren der Aussagen und Handlungen dieser Personen problematisch zu sein.

Sachliche, kritische Nachfragen hinsichtlich dieser angeblichen „Verleumdungen“ löschte der Verein von seiner Facebook-Seite und blockte die Autorinnen für weitere Kommentare, wie uns Leserinnen berichteten und mittels Screenshots nachwiesen.

Fazit

Da aus tierrechtlicher Perspektive keinerlei plausible Rechtfertigung dafür vorliegt, die Abschaffung der Praxis des Schächtens neben oder über die Forderung der Abschaffung jeglicher Schlachtungsformen (also auch des Schächtens) sogenannter „Nutztiere“ zu stellen, ist eine solche thematische Fokussierung vor dem historischen Hintergrund in der Regel ein erster Hinweis auf rechte Ideologien. Im Fall von Erwin Kessler bestätigt sich diese Vermutung bei der Betrachtung seiner Äußerungen und seines politischen Engagements. Auch seine antisemitischen, fremdenfeindlichen und allgemein menschenverachtenden Äußerungen abseits seines Kampfes gegen das Schächten sprechen eine sehr deutliche Sprache.

Der Tierschützer und Präsident des „Verein gegen Tierfabriken“ Erwin Kessler ist nach unseren Erkenntnissen ein Antisemit und dem rechten Spektrum zuzuordnen. Seine antisemitischen Äußerungen wurden, ebenso wie seine Solidaritätsbekundungen für Holocaustleugner, über die Vereins-Website des VgT veröffentlicht. Zudem gibt es seitens der Vereinsmitglieder des VgT offenbar eine breite Zustimmung zu diesen Äußerungen, mindestens werden diese unwidersprochen toleriert. Hinweise auf einen kritischen Diskurs innerhalb des Vereins oder auf Forderungen nach einer Absetzung des Präsidenten Erwin Kessler konnten wir nicht finden. Der Großteil der dokumentierten antisemitischen Texte stammt aus der Vereinszeitung „VgT-Nachrichten“ sowie von der Website des VgT, wo diese in großen Teilen noch heute abrufbar sind. Angesichts der Veröffentlichungen des Vereins ist es aus unserer Sicht gerechtfertigt, den „Verein gegen Tierfabriken“ als antisemitischen, ideologisch rechten Tierschutzverein zu bezeichnen.

In einem aktuellen Beitrag auf der VgT-Vereinswebsite kündigt Kessler eine „Lange Liste von Opfern linksextremer Hass- und Verleumdungskampagnen“ an.38 Welche Behauptungen über Erwin Kessler und den VgT als „Verleumdung“ und damit als falsche Behauptungen zu bezeichnen seien, begründet Erwin Kessler in keiner seiner Stellungnahmen.

Sollte es zu dem von Erwin Kessler angekündigten rechtlichen Vorgehen gegen den Verein Tier im Fokus (TIF) beziehungsweise gegen andere Vereine oder Personen kommen, werden wir darüber berichten. Über die aktuelle Solidarisierung der Organisation Swissveg mit dem VgT berichten wir in unserem Artikel „Swissveg – Toleranz für Antisemitismus und Sekten unter dem V-Label“.

 

Titelbild39


  1. In diesem Artikel ist mit „VgT“ stets der „VgT Schweiz“ gemeint 
  2. http://hans-stutz.ch/rechtsextremismus/2005/14-04-kessler-falschmeldung.html
    https://archive.is/Eiykg 
  3. http://abload.de/img/wikipediaverleumdung4ur8b.png 
  4. http://www.vgt.ch/justizwillkuer/krauthammer/bge-5P-241-005.htm
    https://archive.is/kMIbr
    weitere Hinweise auf rechte Kontakte:
    http://indyvegan.org/wp-content/uploads/2015/07/Kessler-Prozess-geplatzt-recht-Kontakte.pdf
  5. http://vgt.ch/news_bis2001/011219.htm
    https://archive.is/8QsIJ 
  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus-Strafnorm#Politische_Diskussion 
  7. https://web.archive.org/web/20020227025223/http://www.vgt.ch/news/980404.htm
    https://archive.is/Bi25O 
  8. https://web.archive.org/web/20020419223347/http://www.vgt.ch/news_bis2001/980909.htm
    https://archive.is/LRJYS 
  9. http://www.hans-stutz.ch/rechtsextremismus/2003/20-06-rohling-zu-kessler.html 
  10. Der Begriff „Rassendiskriminierung“ stammt aus der Schweizer „Rassismus-Strafnorm“ (Art. 261bis) und ist mit Volksverhetzung (§130) im deutschen Strafgesetzbuch vergleichbar.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus-Strafnorm
    https://de.wikipedia.org/wiki/Volksverhetzung 
  11. http://indyvegan.org/wp-content/uploads/2015/07/Bundesgerichtsurteil-mehrfache-Rassendiskriminierung-26.09.2000.pdf
    http://indyvegan.org/wp-content/uploads/2015/07/urteil-bezger-071026.pdf 
  12. http://vgt.ch/doc/kyber/index.htm
    https://archive.is/wUOkT 
  13. http://indyvegan.org/wp-content/uploads/2015/07/Dr.-Antoine-Goetschel-Funktionär-mehrerer-Tierschutzorganisationen-verharmloste-als-verdeckter-Jude-jahrelang-das-Schächten-VN-96-61.pdf 
  14. http://indyvegan.org/wp-content/uploads/2015/07/Wann-werde-ich-gekreuzigt_-VN-96-4.pdf
    Der Text ist ebenso auf der VgT-Website zu finden:
    http://www.vgt.ch/justizwillkuer/anklage_im_schaechtprozess.htm
    https://archive.is/tF9LW 
  15. http://indyvegan.org/wp-content/uploads/2015/07/Sonderrecht-für-Minderheiten-R-F-4-96.pdf 
  16. https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus_%28bis_1945%29#Fr.C3.BChantisemitismus 
  17. http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/tierschutz-als-deckmantel-fuer-naziideologien-5710
    https://de.wikipedia.org/wiki/Tierschutz_im_Nationalsozialismus 
  18. https://web.archive.org/web/20030725074303/http://www.vgt.ch/news_bis2001/010716.htm
    https://archive.is/BORhn
    Das Original findet sich nur noch via Wayback-Machine in der ursprünglichen Fassung, da Kessler infolge eines verlorenen Gerichtsprozesses gegen Krauthammer seine Aussagen entfernen musste. 
  19. https://web.archive.org/web/20030725074303/http://www.vgt.ch/news_bis2001/010716.htm
    https://archive.is/BORhn
    Das Original findet sich nur noch via Wayback-Machine in der ursprünglichen Fassung, da Kessler infolge eines verlorenen Gerichtsprozesses gegen Krauthammer seine Aussagen entfernen musste. 
  20. https://web.archive.org/web/20030725074303/http://www.vgt.ch/news_bis2001/010716.htm
    https://archive.is/BORhn
    Das Original findet sich nur noch via Wayback-Machine in der ursprünglichen Fassung, da Kessler infolge eines verlorenen Gerichtsprozesses gegen Krauthammer seine Aussagen entfernen musste. 
  21. Inhaltswarnung: Bild von einer Schlachtung
    http://www.vgt.ch/doc/krauthammer/index.htm
    https://archive.is/p6WN2 
  22. http://www.ekr.admin.ch/pdf/118769_de_komplett178d.pdf 
  23. http://www.politische-bildung-brandenburg.de/node/8976 
  24. Inhaltswarnung: Bild von einer Schlachtung
    http://www.vgt.ch/doc/krauthammer/index.htm
    https://archive.is/p6WN2 
  25. https://archive.is/WTaCs
    http://www.vgt.ch/news2002/020123.htm 
  26. www.vgt.ch/bedenkliches/bedenkliches-2.htm
    https://archive.is/ZtNet 
  27. http://www.vgt.ch/justizwillkuer/schaechtpr-vollstr/index.htm#email
    https://archive.is/SC1Hv 
  28. http://www.vgt.ch/vn/0802/vn08-2.pdf
    http://abload.de/img/entschuldigungvgtnachq9abv.png 
  29. Inhaltswarnung: Fotos von Schlachtungen
    http://www.vgt.ch/news/120816-schaechten-im-natuerlich.htm
    https://archive.is/jLWEY 
  30. http://www.vgt.ch/news/141216-pelz-weber.htm 
  31. http://www.vgt.ch/justizwillkuer/anklage_im_schaechtprozess.htm
    https://archive.is/tF9LW 
  32. Inhaltswarnung: Eine Reihe von Bildern aus Schlachtungen
    http://www.vgt.ch/bedenkliches/bedenkliches-3.htm
    https://archive.is/Uuv2k 
  33. Inhaltswarnung: Eine Reihe von Bildern aus Schlachtungen
    http://www.vgt.ch/bedenkliches/bedenkliches-3.htm
    https://archive.is/Uuv2k 
  34. Inhaltswarnung: Eine Reihe von Bildern aus Schlachtungen
    http://www.vgt.ch/bedenkliches/bedenkliches-3.htm
    https://archive.is/Uuv2k 
  35. http://www.vgt.ch/news_bis2001/000329.htm
    https://archive.is/Yavuo 
  36. http://www.vgt.ch/news/150703-linksextreme_verleumdungen.htm
    https://archive.is/nM7Kc 
  37. http://www.vgt.ch/news/150703-linksextreme_verleumdungen.htm
    https://archive.is/nM7Kc 
  38. http://www.vgt.ch/doc/linksextreme/index.htm
    https://archive.is/aT7yk 
  39. Bildzitat aus VgT-Nachrichten Nr.2 Juli 2008 

Der Beitrag Verein gegen Tierfabriken – Antisemitismus mit Tradition erschien zuerst auf Indyvegan.

PETA-Präsidentin fordert Todesstrafe für Löwen-Jäger

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Der Fall des, durch den Trophäenjäger Walter P. getöteten Löwen „Cecil“, aus dem Hwange-Nationalpark in Simbabwe, sorgt aktuell für heftige Reaktionen. Nun forderte die Präsidentin der weltweit größten Tierschutzorganisation PETA (USA), Ingrid Newkirk, in einem kurzen Statement 1 zu diesem Vorfall, der Jäger solle „ausgeliefert, angeklagt und vorzugsweise gehängt“ werden.

Jäger hängen

Das Vorgehen des Großwildjägers wie auch die Jagd im Allgemeinen sind zu verurteilen. Jedoch rechtfertigt dies weder Rufe nach der Todesstrafe noch Morddrohungen, wie sie der Täter laut der Süddeutschen Zeitung aktuell erhält. Die Berichterstattung der Schwesterorganisation PETA Deutschland gibt sich an dieser Stelle zunächst sehr viel sachlicher.

Die satirische Facebook-Seite „Justveganthings“ kommentierte die Äußerung Newkirks mit diesem Bild:

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Auf unsere Anfrage, zu der Forderung der PETA-Präsidentin Ingrid Newkirk, den Jäger zu „hängen“, teilte uns PETA Deutschland schriftlich mit:

„Bitte verstehen Sie die Äußerungen von Frau Newkirk nicht wörtlich. Niemand denkt wirklich, sie hätte damit gemeint, man sollte den Mann erhängen. Wir sind aber durchaus der Ansicht, dass er für sein unfassbares Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Dieser Mann ist ganz offensichtlich ein Serienmörder; er hat die Behörden angelogen und einen im Grunde zahmen Löwen erschossen, von dem 24 Jungtiere abhängig sind. Dieser Löwe litt 40 Stunden lang schreckliche Qualen, von einem riesigen Stahlpfeil durchbohrt. Die Menschen sind zurecht wütend, wenn der Mann ungeschoren davonkommt.“

PETA Deutschland vertritt hier die Ansicht, dass die Formulierung „perferably, hanged“ keine Forderung nach der Todesstrafe sei. Warum diese Formulierung, die in Deutschland einen Straftatbestand darstellt2, gerade in diesem Zusammenhang nicht wörtlich zu verstehen sei, erklärt die Tierschutzorganisation nicht. Mit Blick auf die zahllosen Gewalt- und Tötungsphantasien, die zu diesem Thema in den letzten Tagen in sozialen Netzwerken auftauchten, erstaunt es, dass laut PETA angeblich „niemand wirklich“ denke, „sie hätte damit gemeint, man sollte den Mann erhängen“. Um zu verdeutlichen, wie die Aussage Newkirks verstanden wird, haben wir eine kleine Auswahl der Kommentare zusammengestellt, die uns unter der ersten Version dieses Artikels erreichten:

Collage-Todesstrafe-Peta

In einem Statement auf der Facebook-Seite von PETA Deutschland unter der Überschrift „Kein Bock auf Nazis!“ ließ die Organisation vor zwei Wochen verlauten:

„Wir möchten an dieser Stelle noch einmal deutlich machen, dass wir rassistische Ansichten derartiger Gruppen grundsätzlich ablehnen. Es ist traurig, dass Rechtsextremisten inzwischen das Thema Tierrechte als Deckmantel benutzen, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten.“3

Wenn PETA hier das Wort „inzwischen“ gebraucht, lässt die Tierschutzorganisation damit erahnen, in welchem Umfang es intern an Kompetenzen zu diesem Themenfeld mangelt. Das Thema „Tierschutz“ ist bereits seit der Machtergreifung Hitlers ein fester Bestandteil nationalsozialistischer und später neonazistischer Agitation.4 Die Aussage Ingrid Newkirks bedient neonazistische Tierschutz-Rhetorik, welche stark auf den Hass sowie die Gewalt- und Tötungsphantasien gegen die Täter*innen fokussiert. Insbesondere die Forderung, besonders grausame Verbrechen mit dem Tod zu bestrafen, ist eine bekannte rechte Kommunikationsstrategie, die sich in Kampagnen wie „Stoppt Tierversuche, nehmt Kinderschänder“ oder „Todesstrafe für Kinderschänder“ zeigt. Bereits mit der Kampagne „Holocaust auf ihrem Teller“, die aufgrund des Straftatbestandes der „Volksverhetzung“(§130 StGB) gerichtlich verboten wurde, machte sich die Tierschutzorganisation in der Vergangenheit anschlussfähig für neonazistisches Gedankengut. Die Verharmlosung des Holocaust über Vergleiche mit anderen Verbrechen gehört zum Standardrepertoire neonazistischer Ideolog*innen seit 1945.

Beispielbild aus einem Onlineshop

Beispielbild aus einem Onlineshop

PETA wandelt hier wiederholt auf den Pfaden einer Zielgruppe, von der sich die Organisation nach eigener Verlautbarung distanzieren will. Mordphantasien, Hate Speech und Forderungen nach Todesstrafen werden durch PETA Deutschland bagatellisiert. Menschenfeindliche Forderungen, die ihre Finger nach dem Mittelalter ausstrecken, werden zu Metaphern verklärt, welche sich nach dem Selbstverständnis der Organisation allein durch die Wut rechtfertigen, die Menschen in Anbetracht solchen Tierleids empfinden. Wenn PETA wirklich „Kein Bock auf Nazis!“ hat, dann liegt viel Arbeit vor dieser Organisation, die sich auch zwei Wochen nach ihrem Statement gegen Rechts genauso anschlussfähig für rechte Ideologien zeigt wie zuvor.

Update 31.07.2015

In einem Interview mit dem US-amerikanischen Sender Fox-News5 erklärte Ingrid Newkirk nun, sie habe ihre Forderung nicht wörtlich gemeint. Gleichzeitig sagte sie bezogen auf den Jäger:

„Letztlich ist er ein Mann der wirklich mehr Schaden anrichtet als er Gutes mit seinem Leben anfängt, aber es steht mir nicht zu, zu entscheiden ob er nicht gehen soll.“ („So he’s a man who is really doing more harm than good with his life, but it’s not for me to say he shouldn’t go.“)

Damit lässt sie die Todesstrafe als Option weiter offen. Weitere Pressemeldungen zeigen, dass diese Newkirks Äußerungen ebenfalls „wörtlich“ verstanden haben.6 Vor dem Hintergrund, dass der betreffende Text nach wie vor unkommentiert und unverändert auf der Website von PETA steht, liegt es nahe, dass es sich hier um eine bewusste Provokation zu PR-Zwecken handelt. Dass die Organisation damit für die archaische Praxis der Todesstrafe wirbt und einmal mehr ihre Anschlussfähigkeit für menschenfeindliche Ideologien unter Beweis stellt, scheint für PETA unproblematisch.

Artikelbild 7


  1. http://www.peta.org/media/news-releases/peta-statement-zimbabwes-beloved-lion-cecil-gunned-down-by-american-dentisthunter/
    https://archive.is/NXnHC 
  2. http://dejure.org/gesetze/StGB/111.html 
  3. https://www.facebook.com/PETADeutschland/posts/10153545199658643?fref=nf
    http://abload.de/img/keinbockaufnazis01coreo.jpg 
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Tierschutz_im_Nationalsozialismus
    http://www.basisgruppe-tierrechte.org/Texte/trk04_antisemitismus.pdf
    http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/neue-broschuere-zu-nazis-und-tierschutz-8562
    http://www.tvg-saar-vegan.de/literatur/colin-goldner/nazis-und-tierrechte/ 
  5. http://radio.foxnews.com/2015/07/29/newkirk-cecil-the-lions-killers-acted-as-if-they-were-isis/
    COLMES:  Sie haben kürzlich eine Stellungnahme abgegeben, in der es heißt, dass er ausgeliefert, vor Gericht gestellt und vorzugsweise erhängt werden solle.
    (
    You’ve actually come out with a statement saying that he should be extradited, tried and preferably hanged.)

    NEWKIRK: Also, Sie wissen ja wie das ist, wenn jemand sagt „ich denke, dieser Mensch sollte außer Gefecht gesetzt und erschossen werden“? Ich meine das nicht im wörtlichen Sinne, allerdings ist er ein Serienmörder und ihm sollte der Prozess gemacht werden. Ich weiß nicht, ob die Möglichkeit besteht, dass er ausgewiesen wird, aber wir sind es einfach Leid, dabei zuzusehen, was diese Trophäenjäger tun, die aus Europa und den USA kommen, mit viel Geld vor den Gesichern von Menschen herumwedeln, für die Geld einen hohen Stellenwert hat. Dann machen sie diese schrecklichen Touren in die Steppe oder den Dschungel oder wohin auch immer sie gehen und vernichten die Tier- und Pflanzenwelt. Daher sollte er mit mehr als Geld bezahlen, er sollte mit seinem Ruf bezahlen und ich denke auf jeden Fall auch mit einer Gefängnisstrafe, wie vermutlich auch seine zwei Begleiter es tun werden.
    (
    Well you know how someone says I think that person should be taken out and shot? I don’t really mean it literally but he is a serial killer and he should stand trial. I don’t know if there’s a means to extricate him but we’re really tired of for seeing what these trophy hunters do, who come over from Europe and the U.S. and they wave a lot of money in the faces of people who, that money means a lot to them.  Then they take these awful trips out into the veld or into the jungle or whatever they choose to go and blast wildlife to pieces.  So he should pay something more than money, he should pay in his reputation, and I think in jail time certainly as probably the other two that were with him will.
    )
    COLMES: Wenn ich das richtig verstanden habe, wurden sie bereits in Zimbabwe inhaftiert, er nach unserem Kenntnisstand jedoch nicht. Also haben sie nicht wörtlich gefordert, dass er gehängt werden soll?
    (Well, they’ve already been as I understood arrested in Zimbabwe, he’s been NOT arrested as far as we know. So you didn’t literally mean he should be hanged?)
    NEWKIRK: Nein das nicht, ich denke, dass sich viele von uns wünschen, dass er nicht am Leben wäre, weil er jeden Moment seine Freizeit dafür zu verwenden scheint, rauszugehen und seiner Lust am Töten nachzugehen. Das was er tut, diese perversen Vorlieben, bringen einen aus der Fassung. Warum er keinerlei Respekt vor der Tier- und Pflanzenwelt hat, keinerlei Mitgefühl für andere Lebewesen und so weiter. Letztlich ist er ein Mann, der mehr Schaden anrichtet als er gutes mit seinem Leben anfängt, aber es steht mir nicht zu, zu entscheiden ob er nicht gehen soll.
    (No I mean, I think a lot of us wish that he wasn’t alive because he just seems to spend every moment of his free time going out and getting the thrill of killing and that makes you a little bit disconcerted to what kind of perversion he fancies here, what he’s doing. Why he would not have any respect for wildlife, not have any compassion for other living beings and so on. So he’s a man who is really doing more harm than good with his life, but it’s not for me to say he shouldn’t go.“) 
  6. http://www.rp-online.de/panorama/ausland/walter-palmer-peta-will-loewe-cecil-jaeger-am-liebsten-haengen-aid-1.5274632
    http://www.berliner-kurier.de/panorama/zahnarzt-toetete-cecil-tierschutzorganisation-peta-fordert-todesstrafe-fuer–loewenkiller-,7169224,31354798.html
    http://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2015/07/30/peta-calls-for-walter-palmer-to-be-hanged-for-killing-cecil-the-lion/
    http://www.huffingtonpost.co.uk/2015/07/29/peta-want-american-lion-killer-walter-palmer-hanged_n_7892770.html 
  7. Das Artikelbild zeigt den Löwen Cecil. Foto: Vince O’Sullivan CC BY-NC 2.0 

Der Beitrag PETA-Präsidentin fordert Todesstrafe für Löwen-Jäger erschien zuerst auf Indyvegan.


Neonazis wollen Düsseldorfer „Demo für Tierrechte“ kapern

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Wiederholt versuchen Neonazis eine Tierrechtsveranstaltung für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Am 17. Oktober 2015 findet in Düsseldorf die „Demo für Tierrechte“ der Gruppe „die tierbefreier Düsseldorf“ statt. Die rechtsradikale Gruppe „Tierschutz aus Tradition“ ruft auf ihrer Facebook-Seite dazu auf, die Demonstration zu unterstützen.

Aufruf-Tierschutz-aus-Tradition-Demo-Düsseldorf

Die Tierbefreier Düsseldorf reagierten prompt mit einer unmissverständlichen Stellungnahme:

Reaktion-Tierbefreier-Düsseldorf

Da aktuell davon ausgegangen werden muss, dass die Neonazis ihren Ausschluss nicht akzeptieren werden, rufen wir dazu auf, die Tierbefreier Düsseldorf am 17. Oktober vor Ort beim Ausschluss der Neonazis zu unterstützen. Auch in diesem Jahr gab es bereits eine Reihe von Versuchen rechtsradikaler Tierschutzgruppen, Tierrechtproteste zu unterwandern und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Bereits im Juni mobilisierte die rechtsradikale Gruppe „Tierschutz aus Tradition“ zu den Tierrechtsprotesten gegen Tierversuche in Tübingen. Im selben Monat rief „Die Rechte Hildesheim“ dazu auf, auf der Mahnwache der „Tierrechtsinitiative Hildesheim“ vor dem Zirkus Krone mit zu demonstrieren. Die Organisator*innen der Proteste waren mit der damaligen Situation überfordert und bekamen auch keinerlei Unterstützung von der Polizei.

Nazis-Hildesheim-Zirkus-Krone

Unterwanderter Tierrechtsprotest am 12.06.2015 vor dem Zirkus Krone in Hildesheim.

Im Juli versuchten Neonazis den Tierrechtsprotest gegen den Zirkus Charles Knie zu unterwandern. Die Veranstalter*innen der Tierbefreiungsoffensive Saar e. V. waren darauf gut vorbereitet und packten ihre antifaschistischen Banner aus. Daraufhin war die Polizei in Zugzwang und musste den Neonazis Platzverweise erteilen.

Die rechtliche Situation im Hinblick auf den Ausschluss von Neonazis ist bei Veranstaltungen unter freiem Himmel schwierig. Öffentliche Veranstaltungen in geschlossenen Räumen können mithilfe der Ausschlussklausel gegen rechtsradikale Beteiligung abgesichert werden. Bei Veranstaltungen unter freiem Himmel können seitens der Veranstalter*innen zwar bestimmte Transparente aber keine Personenkreise ausgeschossen werden. Hier muss die Polizei erst dann eingreifen, wenn der störungsfreie Ablauf der Veranstaltung gefährdet ist. Dies ist bereits dann der Fall, wenn sich die Aktivist*innen vor Ort deutlich und lautstark gegen rechts positionieren.

Der Beitrag „Rechte Tierschützer“ des Underdog Fanzines klärt über die rechtliche Situation auf und gibt nützliche Hinweise zum Umgang mit rechtsradikalen Unterwanderungsversuchen bei Tierrechtsprotesten. Ebenfalls hilfreich zu diesem Thema, ist die Handreichung „Umgang mit rechtsextremen Besucher/-innen bei öffentlichen und nicht-öffentlichen Veranstaltungen“(PDF) der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR).

Der Beitrag Neonazis wollen Düsseldorfer „Demo für Tierrechte“ kapern erschien zuerst auf Indyvegan.

Swissveg – Toleranz für Antisemitismus und Sekten unter dem V-Label

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Am 05. September 2015 findet in Winterthur (Schweiz) zum vierten Mal die „Veganmania“ statt. Im Zuge der aktuellen Diskussion um die antisemitischen Veröffentlichungen des Tierschutzvereins „Verein gegen Tierfabriken“ (VgT) und dessen Präsidenten Erwin Kessler, zeigte sich der Veranstalter Swissveg nun solidarisch mit dem VgT sowie mit der Sekte „Universelles Leben“ und erklärte, diese Organisationen als Aussteller*innen nicht von der Veganmania ausschließen zu wollen. Gleichzeitig sagte Swissveg der veganen Kabarettistin Gabriele Busse einen geplanten Solo-Auftritt ab, da diese sich kritisch zur Teilnahme des VgT an der Veganmania in Winterthur geäußert hatte.

Zum Verein gegen Tierfabriken

In unserem Artikel „Verein gegen Tierfabriken – Antisemitismus mit Tradition“ berichteten wir über die Antisemitimus-Vorwürfe gegen den Verein und dessen Präsidenten Erwin Kessler. Unser Artikel enthält eine umfassende Dokumentation der antisemitischen Inhalte, die der mehrfach wegen antisemitischer Äußerungen vorbestrafte VgT-Präsident Erwin Kessler über die Vereinsmedien des VgT verbreitete. Ebenso haben wir die Solidarisierung des Vereinspräsidenten Erwin Kessler mit Holocaust-Leugnern und das Bewerben neonazistischer Medien über die Vereinswebsite dokumentiert. Eine Reihe Schweizer Tierrechts-Organisationen haben aus den genannten Gründen eine Zusammenarbeit mit dem VgT ausgeschlossen.1 Der „Verein gegen Tierfabriken“ distanziert sich nicht von diesen Inhalten und verbreitet diese zum Großteil weiterhin über die Vereinswebsite.

Darunter sind unter anderem Äußerungen des VgT-Präsidenten Erwin Kessler wie:

„Die Ironie des Schicksals will es, dass ich nun ausgerechnet von gewissen jüdischen Kreisen, die große Teile der Medien kontrollieren und auch sonst unsichtbare Macht ausüben, »gekreuzigt« werde, weil ich ihnen – wie damals Jesus – ihre moralischen Verirrungen vorhalte.“2

„Objektiv überprüfen lässt sich das allerdings kaum, den der jüdische Einfluss in Wirtschaft und Politik spielt meistens verdeckt und wird auch auf Anfrage hin nicht offengelegt.“(sic!)3

Bezogen auf unseren kritischen Beitrag betitelte Erwin Kessler unser Netzwerk als ein „mafios-anonymes, vermutlich linksextrem-jüdisches Netzwerk […]“4 unter der Überschrift:

Linksextreme-Jüdische-Hetzkampagnen

Antisemitismus statt Kabarett

Nach Bekanntwerden der Antisemitismus-Vorwürfe gegen den VgT kontaktierte die vegane Kabarettistin Gabriele Busse, die ebenfalls für das Programm der Veganmania gebucht war, Swissveg und bat die Organisation um eine Stellungnahme. Swissveg stellte sich hinter den VgT und bezeichnete die Kritik an den antisemitischen Verlautbarungen des VgT, wie schon Erwin Kessler zuvor, als „Rufmord- und Hetzkampagne“. Zudem gab es, nach den uns vorliegenden Unterlagen, keinerlei Bereitschaft seitens Swissveg, sich mit den konkreten antisemitischen Verlautbarungen des VgT auseinanderzusetzen. Gabriele Busse sagte daraufhin ihren Auftritt auf der Veganmania ab.

Gabriele Busse Foto: Dieter Graf

Gabriele Busse | Foto: Dieter Graf

Swissveg sagte daraufhin – zunächst ohne weitere Begründung – einen Solo-Auftritt der Künstlerin ab, der 14 Tage nach der Veganmania stattfinden sollte und für den eine nicht unerhebliche Gage vereinbart war. Ohne Rücksprache mit Gabriele Busse stornierte Swissveg die Abendveranstaltung gegenüber dem Veranstaltungsort „Kino Kiwi“. In einer Stellungnahme begründete Swissveg diese Absage damit, dass die Veganmania als „Werbeveranstaltung“ für den besagten Solo-Auftritt gedacht gewesen sei und behauptet, entgegen der uns vorliegenden Unterlagen und den Aussagen Gabriele Busses, es habe zwischen den beiden Auftritten ein vertraglicher Zusammenhang bestanden.5 Gabriele Busse teilte uns auf Anfrage mit, dass sie derzeit rechtliche Schritte gegen Swissveg prüfe.

Swissveg stellt sich hinter den VgT

In einer öffentlichen Stellungnahme auf der Website veganmania.ch schreibt Swissveg, bezogen auf die Kritik an der Teilnahme des VgT:

„[…] An der Veganmania sollen möglichst viele Aspekte des Veganismus wie auch der Auswirkungen einer nicht veganen Lebensweise aufgezeigt werden. Andere Themen sind nicht Gegenstand dieses Strassenfestes und werden, in welcher Form auch immer vorgetragen, an und im Kontext der Veranstaltung nicht geduldet. Weitergehende Beschränkungen der Teilnahmemöglichkeit bzw. irgendeine nicht auf das Thema Veganismus bezogene Inhaltskontrolle des Wirkens der Aussteller ausserhalb der Ausstellung würden unsere Möglichkeiten bei weitem übersteigen und sind nicht unsere Aufgabe. Wir erachten uns weder als berechtigt noch als befähigt, religiöse, ideologische oder politische Massstäbe zu setzen. Schliesslich lehnen wir es ab, uns für die eine oder andere Seite eines Konflikts gar noch innerhalb der für den Veganismus engagierten Organisationen und Institutionen instrumentalisieren zu lassen. Unseres Erachtens liegt in einem Miteinander ein wesentlicher Mehrwert für unsere Sache.[…]“(sic!)6

Wir baten die Organisation Swissveg um eine schriftliche Stellungnahme zu den Vorgängen um die Absage an Gabriele Busse, wie auch zu den konkreten Vorwürfen, die gegen den „Verein gegen Tierfabriken“ (VgT) vorliegen. Swissveg lehnte eine Stellungnahme hierzu jedoch ab.

Die Organisation Swissveg, die im Jahr 1995 das V-Label initiierte und dessen Zertifizierung in mittlerweile 12 Ländern koordiniert, stellt sich hier, mit dem Verweis auf Meinungspluralität, hinter einen Verein, der antisemitische Inhalte verbreitet.

Gesponserte Toleranz gegenüber Antisemitismus

Sponsoren-Veganmania smallAuf unsere Schriftliche Anfrage an die Sponsor*innen der Veranstaltung erhielten wir von den Unternehmen AllCork, Vegan for every, tibits, Vita naturalis (Pfiffikus) und Bioladen Rägeboge keine Antwort.7 Wir müssen leider davon ausgehen, dass diese Unternehmen, die Beteiligung des „Verein gegen Tierfabriken“ sowie der Sekte „Universelles Leben“, an einer von ihnen gesponserten Veranstaltung, als unproblematisch ansehen.

Das Unternehmen Migros, dem auch der Veganmania-Sponsor Alnatura gehört, reagierte zwar auf unsere Anfrage, ließ unsere Fragen jedoch komplett unbeantwortet. Stattdessen teilte das Unternehmen mit:

„Die Alnatura Supermärkte und die Migros Zürich distanzieren sich mit Nachdruck von antisemitischen Äusserungen. Ferner verweisen wir auf die Stellungnahme des Veranstalters.“8

Wie sich Alnatura/Migros von Antisemitismus distanzieren will, während das Unternehmen eine Veranstaltung sponsert, auf der einem Verein wie dem VgT eine Plattform geboten wird, erschließt sich uns aus dieser kurzen Stellungnahme nicht. Der Verweis auf die Stellungnahme des Veranstalters Swissveg, in der sich dieser hinter den VgT stellt, lässt die Stellungnahme von Alnatura/Migros als ein bloßes Lippenbekenntnis erscheinen.

Auch das Handelsunternehmen Coop ging, in seiner Antwort, nicht auf unsere Fragen ein, verwies uns auf die Stellungnahme von Swissveg und teilte mit, das Unternehmen Coop distanziere sich „in aller Form von jeglichen extremistischen Ansichten“.9 Auch Coop steht also hinter der Beteiligung des VgT, und sieht das Sponsoring einer Veranstaltung, an der eine antisemitische Organisation teilnimmt, offenbar als unproblematisch.

Für jene Menschen, die Swissveg bisher nicht kannten, mag eine derart große Toleranz gegenüber Antisemitimus überraschend sein. Ein genauerer Blick auf die Organisation, und ihren Präsidenten Renato Pichler, bietet hier mögliche Erklärungen.

Swissveg und die Sekte Universelles Leben

Mit dem sogenannten „Bliib Gsund Natur Versand“10 tritt die umstrittene, totalitäre Sekte „Universelles Leben“11 als Aussteller und Sponsor auf der Veganmania in Winterthur in Erscheinung.

Bliib-Gsund-Natur-Versand

Die Sekte versuchte bereits in Deutschland, über die Themen Tierschutz und Tierrechte neue Mitglieder zu gewinnen, scheiterte jedoch am geschlossenen Widerstand der Tierrechtsbewegung. Aktuell gibt es in Deutschland kaum eine Tierschutz-/Tierrechtsorganisation, welche die Sekte auf ihren Veranstaltungen duldet. In ihren Schriften gibt die totalitäre Sekte Menschen jüdischen Glaubens die Schuld am Holocaust, da diese in früheren Leben unrecht begangen hätten.12 Zu einem ihrer Ziele, der „Umprogrammierung“ von Menschen, schreibt die Sekte:

„Die Umprogrammierung ist nichts anderes als die Reinigung der Gehirnzellen von allen Prägungen dieser Welt, von allen Vorstellungen und Meinungen, die dem göttlichen Wort entgegenstehen. Zugleich werden die Gehirnzellen auf das höchste Prinzip, auf Gott ausgerichtet. Diese Aufgabe obliegt dem Kontrollgeist, dem Geistlehrer. […] Denn unwesentlich und irreal ist das Menschliche, das vom Gehirn Hervorgebrachte.“(sic!)13

Selbst für schwerste Erkrankungen gibt das Universelle Leben, welches medizinische Behandlungen ablehnt und die Ursachen für Krankheiten in falschem Denken und Glauben sieht, lebensgefährliche Behandlungsempfehlungen wie:

„Geisteskranke, Epileptiker und Menschen mit Tumoren sollten sich dagegen auf Wasseradern legen, jedoch nur auf solche, die von Norden her fließen. […] Auch an Stellen, an denen sich große Ameisenberge befinden, kreuzen sich gutartige Wasseradern. Dort entstehen sehr viele Dämpfe und Schwingungen von Ameisensäure. Diese beeinflussen positiv das Sonnengeflecht und tragen zur seelischen und körperlichen Aktivität bei. Sie beeinflussen auch heilbringend das Blutbild und stählen die Nerven. Dieses Vorgehen wäre auch bei Krebserkrankungen zu bejahen.“14

Wer Impfungen sowie Behandlungen mit Antibiotika in Anspruch nimmt, offenbart laut der Sekte „ein mangelndes Vertrauen zur Führung durch Gott“.15 Wie Swissveg diese und weitere fragwürdige Positionen ihres Kooperationspartners sieht, wollte uns die Organisation leider ebenfalls nicht mitteilen.

Swissveg und die Viren

House-of-NumbersAuf der Website der Organisation wird die HIV/AIDS-leugnende verschwörungsideologische Dokumentation „House of Numbers“ zitiert, laut der für die erfolgreiche Behandlung einer HIV-Infektion, beziehungsweise einer AIDS-Erkrankung, allein eine gesunde Ernährung und ein stabiles Immunsystem ausreichend seien.16 Nach unserer schriftlichen Anfrage bei Swissveg entfernte man dort, still und leise, eine Reihe von Links zu verschwörungsideologischen Youtube-Filmen. Die Verlinkung auf die Dokumentation „House of Numbers“, die in Deutschland durch den rechtsesoterischen Verlag „Kopp Media“ vertrieben wird, besteht jedoch nach wie vor. Swissveg unterschreibt diese Meldung mit den Worten:

„Dies heisst nicht, dass Swissveg die Meinung des Nobelpreisträgers voll unterstützt. Es wäre aber sicher der Sache dienlich, wenn auch bei dieser Krankheit eine offene Diskussion über unterschiedliche Therapieformen (die sich durchaus ergänzen könnten) möglich wäre.“

Warum Swissveg lebensgefährliche Behandlungsempfehlungen für HIV/AIDS verbreitet und auf eine verschwörungsideologische, pseudowissenschaftliche Dokumentation verweist, wollte uns die Organisation nicht sagen. Auch zur möglichen Außenwirkung solcher fragwürdigen Veröffentlichungen auf die Glaubwürdigkeit der Tierrechtsbewegung gab Swissveg keine Auskunft.

Renato Pichler und Rüdiger Dahlke

Am 14. September 2015 erscheint im Riemann Verlag das Buch „Veganize your life!: Das große Buch des veganen Lebens – 1000 Fakten zu Peace Food“. Swissveg-Präsident Renato Pichler schrieb dieses Buch gemeinsam mit dem Rechtsesoteriker und Verschwörungsideologen Rüdiger Dahlke.17 Dem „Chuck Norris der Feinstofflichkeit“ verlieh die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (gwup) im Jahr 2013 das „Goldene Brett“ für sein Lebenswerk.18 Neben der „Reinkarnationstherapie“, vertritt Dahlke eine Reihe von fragwürdigen, zum Teil schwer gesundheitsgefährdenden Therapieformen wie beispielsweise das „Lichtfasten“. Der menschliche Körper soll demnach in der Lage sein, seinen Energiebedarf allein durch Licht decken zu können. Dahlke, der außerdem Anhänger der Chemtrail-Verschwörungsthese ist, glaubt zudem an eine staatliche Manipulation der „Mainstreammedien“ und solidarisiert sich mit der Montagsquerfront19 sowie mit dem Reichsbürgerideologen Xavier Naidoo.20 Von Mobbing betroffene Menschen hält Rüdiger Dahlke für „Wahnsinnig“.21

Rüdiger Dahlke | Foto: Liane Dietrich (CC BY-SA 4.0)

Rüdiger Dahlke | Foto: Liane Dietrich (CC BY-SA 4.0)

In seinem Buch Peace Food vertritt Dahlke, unter anderem, die pseudowissenschaftliche These, über den Konsum tierlicher Produkte aufgenommene Stresshormone würden negativ auf den menschlichen Organismus wirken und dort ebenfalls Stress und Angst erzeugen.22 Die Zusammenarbeit Renato Pichlers mit Rüdiger Dahlke ist, mit Blick auf die Veröffentlichung Swissvegs zum Thema „HIV“, wenig überraschend. Aber dies ist nicht die einzige Kooperation, die sich erschreckend nahtlos in das Gesamtbild fügt.

Ein Heim für die Montagsquerfront

Nachdem das Magazin „Kochen ohne Knochen“ im April 2014 seine Zusammenarbeit mit dem Autor und Querfront-Aktivisten Marsili Cronberg beendete, als dieser begann, sich für die verschwörungsideologische, antisemitische Querfrontbewegung „Mahnwachen für den Frieden“23 zu engagieren, erhielt Cronberg direkt im Anschluss ein Angebot von Swissveg, dort als Kolumnist für das Magazin Veg-Info zu schreiben, welches er annahm.24

Ein Präsident mit erstaunlichen Interessen

Auf seiner öffentlichen Facebook-Seite teilt der Swissveg-Präsident Renato Pichler ein Rede des rechten FPÖ-Politikers und Pegida-Unterstützers Ewald Stadler, der Homosexuelle als „pervers“ bezeichnet und sich positiv auf den Antisemiten und Neonazi Horst Mahler bezieht.25 Pichler ignoriert in der Diskussion jede Kritik an Stadler und wird von dem Querfront-Aktivisten Marsili Cronberg darin unterstützt, diese neonazistischen Positionen Stadlers selektiv vom Inhalt der Rede zu betrachten.26 Eine Argumentations-Strategie, die innerhalb der Querfrontbewegung weit verbreitet ist und dort der Legitimation einer Zusammenarbeit mit rechten Strukturen dient. Zudem findet sich an Pichlers öffentlicher Facebook-Pinnwand eine Verlinkung auf einen Artikel der rechten, antisemitischen Politsekte „BüSo“27 sowie ein Hinweis auf Verschwörungsthesen zu den Anschlägen auf das World Trade Center.28 Inwieweit dies Einzelfälle sind oder Hinweise auf weitergehende reaktionäre Positionen, lässt sich aus diesen wenigen Inhalten höchstens erahnen.

Fazit

Diese offensichtliche Nähe der Organisation Swissveg, und ihres Präsidenten Renato Pichler, zu reaktionären Ideologien, legen den Schluss nahe, dass es sich bei der Solidarität Swissvegs mit dem mehrfach verurteilten Antisemiten Erwin Kessler und dessen „Verein gegen Tierfabriken“ nicht um einen Ausrutscher aus Unkenntnis handelt. Getreu dem Motto: „Hauptsache für die Tiere“ zeigt die Organisation leider sehr deutlich, dass sie in Fragen des Wohls nichtmenschlicher Tiere offen ist für gruppenbezogen-menschenfeindliche Ideologien. Swissveg sieht sich, laut eigener Verlautbarung, „[…] weder als berechtigt noch als befähigt, religiöse, ideologische oder politische Massstäbe zu setzen“. Eine klare Absage gegenüber Antisemitismus erfolgt nicht. Swissveg beschränkt sich hier auf eine Vermeidung antisemitischer Inhalte auf der Veganmania. Eine Organisation, wie der Schweizer „Verein gegen Tierfabriken“, darf diese Veranstaltung für Werbezwecke nutzen und kann so die Reichweite für seine Vereinsmedien erhöhen, in denen antisemitische Inhalte Verbreitung finden. Auch die große „Toleranz“ etablierter Unternehmen wie Alnatura/Migros und Coop im Hinblick auf Antisemitismus ist besorgniserregend.


 

Vegane Gesellschaft Schweiz

Die Vegane Gesellschaft Schweiz teilte uns auf Anfrage mit, dass sie aufgrund von „Ressourcen- bzw. Priorisierungs-Überlegungen“ nicht an der Veganmania in Winterthur teilnehmen wird. Angesprochen auf die Kritik an der Teilnahme des VgT, stellte der Vorstand der Veganen Gesellschaft Schweiz klar:

„Die online dokumentierten Äusserungen und Statements seitens Erwin Kessler/VgT halten wir selbstredend für höchst problematisch. Wir würden uns im Sinne der Sache wünschen, dass der VgT und insbesondere Erwin Kessler zu den u.A. von tier-im-fokus.ch aber auch von Indyvegan kritisierten Äusserungen deutlich Stellung bezieht und aktive Vergangenheitsbewältigung betreibt. Grundsätzlich hat unserer Ansicht nach Antisemitismus respektive Fremdenfeindlichkeit (ebenso auch Sexismus und andere Diskriminierungen) generell und konkret im Tierrechts- und Vegankontext nichts verloren. Wir sind davon überzeugt, dass eine Vermischung von veganen Anliegen mit solchen Inhalten schädlich für die Sache ist und potentiell die gesamte Tierrechtsarbeit und die vegane Community in Verruf bringen könnte.“

Vegane-Gesellschaft-Schweiz

Darüber hinaus teilte der Vorstand der Organisation schriftlich mit:

„An Veranstaltungen, die in oder mit unserem Namen organisiert werden, werden UL29 nicht zugelassen und der VgT auch nicht, solange er nicht Vergangenheitsbewältigung betrieben hat.[…] Die Anwesenheit des VgT wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein Grund gewesen, um der Veganmania 2015 fernzubleiben. Ob sich das geändert hätte, wäre abhängig davon gewesen, wie der VgT mit den Anschuldigungen umgegangen wäre.“

Arbeitsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner (AGSTG)

Die Arbeitsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner (AGSTG) teilte uns schriftlich mit, dass sie sich explizit nicht von dem, wegen seiner antisemitischen Inhalte in die Diskussion geratenen, „Verein gegen Tierfabriken“ distanziert. Dazu schrieb uns die AGSTG:

„Wir beteiligen uns daher nicht an politisch-ideologischen Streitereien und Machtkämpfen und lassen uns von niemandem vorschreiben, mit wem wir zusammenarbeiten.“

Die AGSTG möchte an dieser Stelle offenbar deutlich machen, dass sie sich nicht von gruppenbezogen-menschenfeindlichen Ideologien, in diesem Fall von Antisemitismus, abgrenzt, da sie solche Positionierungen als „Streitereien“ und „Machtkämpfe“ sieht. Weiter sagt die Organisation in ihrer Stellungnahme:

„Unser Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche. Für die Erreichung dieses Ziels sind wir auch in Zukunft bereit aktiv mit allen Organisationen und Einzelpersonen zusammenzuarbeiten, die dasselbe Ziel verfolgen.“

Die AGSTG ist dem Anschein nach also auch offen für eine Zusammenarbeit mit neonazistischen Tierschutzvereinen.

Update: 13. August 2015

Mittlerweile hat die Kabarettistin Gabriele Busse eine öffentliche Stellungnahme abgegeben. Das Schweizer Tagblatt berichtet in seinem Artikel „Streit um Strassenfest wegen Kessler“ über das Thema. Nachdem Erwin Kessler auf der VgT-Website bereits von „6 Strafklagen gegen Einzelpersonen und Personengruppen in der Schweiz und Deutschland“ und einer „Zivilklage gegen tier-im-fokus“ sprach, droht er nun auch der Kabarettistin Gabriele Busse auf ihrer Facebook-Seite mit rechtlichen Schritten.

Kessler droht Busse


 

  1. Bisher haben nach unserem Kenntnisstand folgende Schweizer Organisationen/Gruppen eine Zusammenarbeit mit dem VgT mit Blick auf die gegenwärtige Positionierung des Vereins und seines Präsidenten ausgeschlossen:
    Tier im Fokus (TIF)
    Ligue Suisse Contre la Vivisection (LSCV)
    Verein zur Abschaffung der Tierversuche
    Tierrechtsgruppe Zürich
    Tierrechtsgruppe Basel
    Vegane Gesellschaft Schweiz 
  2. http://indyvegan.org/wp-content/uploads/2015/07/Wann-werde-ich-gekreuzigt_-VN-96-4.pdf
    Der Text ist ebenso auf der VgT-Website zu finden:
    http://www.vgt.ch/justizwillkuer/anklage_im_schaechtprozess.htm
    https://archive.is/tF9LW 
  3. https://web.archive.org/web/20030725074303/http://www.vgt.ch/news_bis2001/010716.htm
    https://archive.is/BORhn
    Das Original findet sich nur noch via Wayback-Machine in der ursprünglichen Fassung, da Kessler infolge eines verlorenen Gerichtsprozesses gegen Krauthammer seine Aussagen entfernen musste. 
  4. https://archive.is/MhtI9
    http://www.vgt.ch/doc/linksextreme/index.htm
    Die Formulierung wurde nach unserer Berichterstattung über die Besagte Äußerung geändert in:
    „Eine mafiose, anonyme kleine Gruppe oder eine Einzelperson, die sich „Netzwerk“ nennt und mit vielen Fake-Profilen den Anschein erweckt, eine grosse Gruppe zu sein mit Beifall aus der ganzen Welt. Indyvegan tut nichts anderes als Rufmordkampagnen gegen Personen zu führen, insbesondere wenn die von jüdischen Kreisen beschworene Einzigartigkeit des Nazi-Holocausts dadurch infrage gestellt wird, dass jemand andere Massenverbrechen gegen die Menschlichkeit ähnlich schlimm findet. Aus kleinstem Anlass fällt Indyvegan über Menschen her mit Antisemitismus- und Nazi-Vorwürfen.“ 
  5. https://archive.is/3bOaW
    http://www.swissveg.ch/gabrielebusse 
  6. https://archive.is/SqHwy
    http://www.veganmania.ch/stellungnahme 
  7. Sollten diese Unternehmen nach Veröffentlichung unseres Artikels noch Stellung zu der Problematik beziehen, werden wir darüber in einem Update berichten. 
  8. http://abload.de/img/antwortalnaturaleos3.png 
  9. http://abload.de/img/antwortcoopckprb.png 
  10. „Zum wirtschaftlichen Bereich gehören zahlreiche Firmen. Allein in Handelsregister von Würzburg sind mehr als 140 „Christusbetriebe“ eingetragen. Hinzu kommen ständig wechselnde Gewerbebetriebe.“ http://www.agpf.de/Wittek.htm#Konzern 
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Universelles_Leben
    http://www.parlament-berlin.de/ados/16/BildJugFam/vorgang/d13-2272.pdf 
  12. „Prüft euch und euer Leben, ob ihr nicht in kleinen und in großen Dingen ähnlich denkt, redet und handelt wie die Juden zur damaligen Zeit. Auf diese Weise werden viele zum Judas. Sie werden dafür zu tragen haben – wenn nicht mehr in dieser Einverleibung, dann in den Seelenreichen oder in einer der nächsten Fleischwerdungen; denn der was der Mensch sät, das wird er ernten.
    Seit nahezu 2000 Jahren ernten die Juden von einer Fleischwerdung zur anderen, was sie damals und auch in ihren weiteren Einverleibungen gesät haben – bis sie ihren Erlöser an- und aufnehmen und das bereuen, was sie verursacht haben.“
    Das ist Mein Wort A und O. Das Evangelium Jesu. Die Christus-Offenbarung, welche die Welt nicht kennt, Gabriele Wittek – Universelles Leben 1993, 4. Aufl., S. 734 
  13. Aus dem Leben der Prophetin Gottes, Würzburg 1984, 2. Aufl., S.126f. 140 und 146 
  14. Erkenne und heile dich selbst durch die Kraft des Geistes, hg. vom Universellen Leben, 9. Auflage, Würzburg 1993, S. 96f. 
  15. Der Christusstaat 10/1987, S. 12f. 
  16. https://archive.is/7T3Py
    https://archive.is/8GMBm
    http://www.swissveg.ch/node/390 
  17. http://www.randomhouse.de/Buch/Veganize-your-life-Das-grosse-Buch-des-veganen-Lebens-1000-Fakten-zu-Peace-Food/Ruediger-Dahlke/e469737.rhd 
  18. http://blog.gwup.net/2013/11/29/das-goldene-brett-2013-fur-rudiger-dahlke-und-die-homoopathen-ohne-grenzen/ 
  19. https://www.youtube.com/watch?v=r_Vq8-jK0Qg 
  20. https://www.facebook.com/ruedigerdahlke/posts/805066136204371 
  21. http://www.blog.drteuschel.de/wordpress/ruediger-dahlke-mobbing-opfer-sind-wahnsinnig/ 
  22. http://bit.ly/1MktWRm 
  23. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/04/16/reichsbuerger-neonazis-und-antisemiten-querfront-kapert-friedensdemonstrationen_15687
    http://www.netz-gegen-nazis.de/category/ressorts/wissen/was-sie-machen/querfront
    http://www.hagalil.com/archiv/2014/07/02/montagsmahnwachen/
    http://www.tagesspiegel.de/politik/friedensmahnwachen-rechte-linke-verschwoerungtheoretiker-die-neue-querfront/11165150.html
    http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-04/montagsdemo-mahnwache-frieden-berlin
    http://www.berliner-zeitung.de/politik/montagsdemos-voelkische-friedensbewegung,10808018,26872180.html 
  24. https://archive.is/alAau
    http://www.marsili-cronberg.de/published/kochen-ohne-knochen-beendet/ 
  25. https://de.wikipedia.org/wiki/Ewald_Stadler 
  26. https://www.facebook.com/renato.pichler/posts/835296769819977
    http://abload.de/img/ewaldstadlergeteiltoeojf.png 
  27. https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerrechtsbewegung_Solidarit%C3%A4t
    http://abload.de/img/buesobbo18.png
    https://www.facebook.com/renato.pichler/posts/556002641079733?pnref=story 
  28. http://abload.de/img/9-11jzswc.png
    https://www.facebook.com/renato.pichler/posts/661554607194195?pnref=story 
  29. Gemeint ist die Sekte „Universelles Leben“ 

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Neonazi Benjamin Schlitter – Ein Herz für Tiere und den Tod von Geflüchteten feiern

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Der Neonazi und Betreiber der rechtsradikalen Facebook-Seite „Berlin wehrt sich“ Benjamin Schlitter1,  feierte Anfang dieses Monats den Tod des geflüchteten dreijährigen Jungen Aylan Kurdi in einem Facebook-Kommentar mit den Worten „Wir TRAUERN NICHT sondern wir FEIERN ES! Nur ein Flüchtling, ein Flüchtling ist zu wenig: Das Meer hat schon mehr Flüchtlinge geschluckt!“ und bekam kurz darauf Besuch vom Staatsschutz 2. Zudem forderte er: „Ab nach Ausschwitz mit den Till Schweiger“(sic).3 Wie nun bekannt wurde, versuchte der Neonazi Schlitter im März diesen Jahres an einer Tierrechtsveranstaltung teilzunehmen. Ein Facebook-User postete dazu heute folgenden Kommentar auf der Facebook-Seite der Tierbefreiung Berlin:

„Der aus den Medien bekannte Benjamin Sch., der den Tod des geflüchteten Ailan mit purem Zynismus bei facebook kommentierte ist einer der Nazis, die in letzter Zeit mal angekündigt hatten zu Air France Demos zu kommen. Als damals sein fb Profil gesichtet wurde, teilten wir ihm mit, dass er von der demo geschmissen wird, sollte er dort auftauchen. Daraufhin gab es von ihm das übliche gepöbel. Vielleicht schickt ihr seine fotos nochmal über euren Verteiler, falls er nochmal versuchen will zu Demos zu kommen.“(sic!)[^4]

Auf der Veranstaltungsseite der Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg e.V. kommentierte der Neonazi deren „Kundgebung gegen „Versuchs“tiertransporte durch Air France-KLM“ und kündigte dort wohl seine geplante Teilnahme an. Die Veranstalter*innen sollen ihn direkt von der Veranstaltung ausgeschlossen haben. Das Posting des Neonazis wurde bereits gelöscht. Im Google-Cache war nur noch das hier zu finden:

Benjamin Schlitter Air France Demo

Sobald wir weitere Informationen haben, liefern wir diese nach.

 

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Gerald Hägele – Ein friedensbewegter Querfrontler gibt „massiv auf die Fresse“

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Der vegane Querfront-Aktivist Gerald Hägele verbreitet nicht „nur“ fremdenfeindliche sowie reichsbürgerideologische Inhalte und die Beiträge von Rechtspopulisten wie Andreas Popp, Jürgen Elsässer und Ken Jebsen. Neuerdings droht er Aktivistinnen, die sich gegen rechte Ideologien wenden, ihnen „massiv auf die Fresse“ zu hauen und kooperiert mit dem bewaffneten rechtsradikalen „Semael Nahash Karzinger“, welcher bereits Selbstjustiz gegen Tierrechtsaktivistinnen ankündigte, die sich gegen rechte Ideologien innerhalb der Tierrechtsszene wenden. Hägele addet willkürlich neue Facebook-Profile, und beschallt aktuell knapp 5.000 Facebook-Freund*innen mit seinen rechten, verschwörungsideologischen Querfrontinhalten.

Klärt gemeinsame FB-Freund*innen über diesen Aktivisten und seine politischen Positionen auf. Nähere Informationen dazu findet ihr in diesem Artikel von VEGANmimikry​.

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Vegane Powerfrauen – Ein Podium für die Querfront

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In diesem Jahr fand das Vegane Sommerfest in Köln1 ohne Beteiligung von Akteurinnen der Montagsquerfront2 statt. Fast. In einer sogenannten „Podiumsdiskussion“ am Ende der Veranstaltung wollte die Veranstalterin Mira Riediger die Querfront-Akteurinnen Kilez More und Morgaine rehabilitieren. Neben den beiden Musiker*innen war auch der Mahnwachen-Initiator Lars Mährholz Gast des veganen Events. Was folgte war ein erstaunliches Theater.

Die Vorgeschichte

Bereits im Rahmen der Veranstaltung „Event für Tierrechte“ im Jahr 2011 machte Mira Riediger auf sich aufmerksam.3 Leidenschaftlich verteidigte sie dort auf der Bühne die Teilnahme des umstrittenen Autors Helmut F. Kaplan.4

Mira Riediger Helmut F Kaplan

Mira Riediger und Helmut F. Kaplan

Dieser gerät immer wieder durch menschenverachtende Äußerungen und insbesondere durch Holocaust-Analogien in die Kritik. 2010 gab Kaplan dem rechtsextremen Magazin „Fahnenträger“ ein Interview, das unter der Überschrift „Holocaust-Vergleich wird immer wichtiger“, erschien und ebenfalls in dem rechtsradikalen Magazin „Umwelt & Aktiv“ veröffentlicht wurde. Kaplan selbst steht bis heute hinter diesem Interview. Das Interview selbst, wie auch die Verlinkungen auf die rechtsradikalen Magazine, finden sich noch heute auf Kaplans Website.5 Zudem sitzt Kaplan im wissenschaftlichen Beirat des verschwörungsideologischen Portals „Wissensmanufaktur“6. Das rechte Infoportal wird von dem Rechtspopulisten und Verschwörungsideologen „Andreas Popp“ betrieben. Auch Kaplans Unterstützung für die totalitäre Sekte Universelles Leben7 stand in der Kritik.

Das erste vegane Sommerfest in Köln wurde von Mira Riediger und ihrem Verein „Vegane Powerfrauen“ im Jahr 2014 organisiert. Diese Veranstaltung stand wegen der Beteiligung von Akteurinnen der Montagsquerfront („Mahnwachen für den Frieden“) in der Kritik.8 Riediger sah damals keinen Anlass zum Handeln. Kritische Presseberichte zur Montagsquerfront wies sie mit der Behauptung zurück, die Presse würde allgemein nur Lügen verbreiten und es sei daher nicht notwendig, diesen Informationen nachzugehen. Zu den konkreten Vorwürfen gegen die Mahnwachen-Szene und ihre Protagonistinnen äußerte sich Riediger nicht.

Vegane-Powerfrauen

Aus bisher noch ungeklärten Gründen wurden die Querfront-Akteurinnen Kilez More und Morgaine in diesem Jahr nicht gebucht. Auch im Vorfeld der diesjährigen Veranstaltung gab es von verschiedenen Seiten kritische Nachfragen bezüglich des letztjährigen Programms. Im Vorstand des Vereins Vegane Powerfraue e.V kam es offenbar zu Diskussionen. Nach unbestätigten Informationen stellte sich mindestens ein Vorstandsmitglied gegen die Querfront-Positionen von Mira Riediger und verhinderte damit eine Buchung der Akteurinnen. Auch zur Anmeldung des rechten Vereins „Allianz gegen Zoophilie“9 positionierte sich die Vorständin kritisch und lud den rechten Verein aus.10 Das betreffende Vorstandsmitglied legte vermutlich infolge der Diskussionen mit Mira Riediger ihr Amt nieder und verließ den Verein.

Mira Riediger

Mira Riediger

Gleichwohl machte die Veranstalterin und weiterhin Vorstandsvorsitzende Mira Riediger deutlich, dass sie es dabei nicht belassen werde. So kündigte sie hierzu eine Podiumsdiskussion an.11 Warum ihr die öffentliche Entlastung von Querfront-Akteurinnen so wichtig ist, lässt sich nicht nur durch ihre privaten Kontakte zu den Querfront-Aktivistinnen und ihre verschwörungsideologischen Phantasien zur deutschen Presselandschaft erklären. Sie selbst verbreitet auf ihrem Facebook-Profil Inhalte aus dem politischen Spektrum der Querfront. So findet sich dort eine Verlinkung auf den antisemitischen Verschwörungsideologen Ken Jebsen12 sowie ein Video der geschichtsrevisionistischen, antisemitischen Band „Die Bandbreite“, die regelmäßig auf rechten Veranstaltungen aufspielt.13 Auch die Hetzbeiträge des Antisemiten Erwin Kessler14 und die Verschwörungsthesen des fremdenfeindlichen Rechtspopulisten und Verschwörungsideologen Udo Ulfkotte teilt Mira Riediger.15 Letzteren sogar zusammen mit der, in diesem Kontext klar als antisemitisch lesbaren, Chiffre „Hochfinanz“16. Bis vor Kurzem war Mira Riediger noch gemeinsam mit dem rechtsradikalen Querfrontideologen Semael Nahash Karzinger und einigen weiteren Personen aus dem Querfront-Spektrum in der geheimen Facebook-Gruppe des Berliner Tierschützers Pablo Schaub aktiv, in der man sich gegen antifaschistische Tierrechtsaktivist*innen organisieren wollte.

Das Podium

Man sitzt auf Bierzeltbänken und im Hintergrund regnet es. Am 12. September 2015 haben sich nur wenige die Zeit genommen, sich dieses Schauspiel nach Ende des Veganen Sommerfests in Köln anzusehen. Moderiert wird die Veranstaltung von den beiden Moderatorinnen, die bereits am gleichen Tag das Sommerfest moderierten. Mit Blick auf das Ergebnis war der Auftrag an Jennifer Jessen und Thilo Voss wohl nicht die Moderation kritischer Interviews sondern das Führen wohlwollender Marketinggespräche mit Querfront-Aktivistinnen, wie auch mit ihrer Auftraggeberin Mira Riediger. Was in einem Autohaus oder beim QVC-Homeshopping wenig überraschend gewesen wäre, wirkte in diesem Kontext grotesk.

Wer sich beim Ansehen des Videos noch darüber wunderte, dass die Moderatorin Jennifer Jessen so unkritisch suggestive Fragen stellt, warum sie sich derart positiv zur Montagsquerfront äußert und stolz von ihrer heimischen Lektüre aus dem Kopp-Verlag erzählt 17, versteht mit Blick auf ihr Facebook-Profil, warum das so sein könnte.

So verlinkt die Moderatorin dort das Video eines Auftritts des Reichsbürgers und Verschwörungsideologen Xavier Naidoo auf der Kundgebung des fremdenfeindlichen Rechtspopulisten und Antisemiten Jürgen Elsässer am 03.10.2014 vor dem Bundeskanzleramt.18 Auch Inhalte der populistischen und verschwörungsideoglogischen Website „Netzfrauen“19 sowie der rechtsradikalen Seite „Anonymous.Kollektiv“20 finden sich. Da mindestens das Facebook-Profil der Moderatorin nicht den Anschein erweckt, sie sei überzeugte Querfront-Aktivistin, wollen wir hier keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wir nehmen wohlwollend an, dass die Person nicht wusste, welche Seiten sie mit ihren Repostings unterstützt. Jedoch machen diese Postings zugleich deutlich, wie wenig eine solche Person für die Moderation einer kritischen Auseinandersetzung zu politischen Themen wie „Querfront und Verschwörungsideologien“ geeignet ist. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie wohlwollend im Interesse der Veranstalterin moderierte, um im nächsten Jahr wieder als Moderatorin der Veranstaltung gebucht zu werden. Denn kritische Nachfragen hätte sie bei Kenntnis der Situation auch an Mira Riediger richten müssen.

Neben den beiden Moderatorinnen finden sich die Querfront-Akteurinnen Kilez More, Morgaine und Lars Mährholz auf dem Podium ein. Laut unbestätigten Informationen hatte Mira Riediger, die auch auf dem Podium saß, im Vorfeld versucht, den antisemitischen Rechtspopulisten Ken Jebsen als Gast zur Rehabilitation der Querfrontler*innen einzuladen. Offenbar kam dann aber „nur“ der Mahnwachen-Initiator Lars Mährholz.

Ziele?

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurde durch Kommentare der Veranstalterin Mira Riediger deutlich, worum es in dieser Veranstaltung gehen sollte. In einem Posting das sie aufgrund kritischer Kommentare kurz darauf von ihrer Facebook-Seite löschte21, schlug Riediger folgende zentrale Fragestellungen für die Veranstaltung vor:

„Warum versuchen anonym agierende Personen, die vegane Bewegung so in Verruf zu bringen?“
„Was haben diese Menschen für ein Interesse daran und wem nutzt es letztendlich?“

Diesen verschwörungsideologischen Ansatz verfolgte sie auch immer wieder während des Podiumsgesprächs. Die Berechtigung der Kritik an Querfronten, Verschwörungsideologien und ihren Vertreterinnen wollte Riediger nicht diskutieren. Für die Veranstalterin scheint es selbstverständlich, dass es sich bei der Kritik an der Querfront um „Hetze“ und „Diffamierung“ handle. Ihr primäres Ziel schien die Rehabilitation der Querfront-Aktivistinnen, sowie der gesamten Querfront-Bewegung „Mahnwachen für den Frieden“. Mira Riediger will wieder Querfrontler*innen auf der Bühne haben und das versteckt sie auch nicht.

Das Podiumsgespräch

Richtig. Es war ein Gespräch. Eine Diskussion war es nicht und sollte es vermutlich auch nicht werden. Die Protagonistinnen stellen sich die Fragen größtenteils selbst. Charakteristisch für dieses Gespräch, wie auch für das Diskussionsverhalten vieler Querfront-Akteurinnen, ist die Leidenschaft mit der alle Beteiligten viel Zeit dafür aufwendeten, einen Vorwurf zu entkräften den es gar nicht gab. Man beschäftigte sich ausgiebig mit dem angeblichen Vorwurf, die Kritisierten seien „rechtsradikal“, „rechts“ oder „Nazis“. Was Lars Mährholz angeht, so kann man das vor dem Hintergrund der gegen ihn vorliegenden Tatsachen durchaus in Erwägung ziehen. Was Morgaine und Kilez More betrifft, so wurde diesen an keiner uns bekannten Stelle vorgeworfen, „rechts“ zu sein. Strohmann-Argumente sind ein verbreitetes Mittel, um eigentlichen Vorwürfen auszuweichen. Diese rhetorische Technik ist auch in der Querfrontbewegung weit verbreitet.

In einer umfangreichen Verklärung der Mahnwachen-Bewegung scheitert Kilez More, gleich zu Beginn, nicht ganz ohne Grund daran, wiederzugeben mit welcher Kritik die Bewegung von Anfang an zu kämpfen hatte. Einzig den Vorwurf, man sei „rechts“ oder „rechtsoffen“ konnte er nennen. Kevin Mohr, wie der Wiener Verschwörungsrapper mit bürgerlichem Namen heißt, beschwört die Diversität des Mahnwachen-Publikums und fragt:

„Und die sind jetzt alle rechts?“

Natürlich sind sie das nicht. Aber auch das hat weder in der Presse noch im politischen Diskurs irgendwer behauptet. Die eigentliche Kritik bleibt außen vor.

Und so wird die Distanzierung der beiden Musikerinnen von NPD-Kadern auf einer Mahnwache in München am 26.05.2014 als zentraler Beleg aufgeführt, dass man rechten Ideologinnen keinen Platz biete und sich klar von ihnen abgrenze.22 Mindestens von jenen, die man als solche erkennt. Für die gesellige Selbstbestätigungsrunde sind das vor allem klassische Neonazis mit Kader-Connection und offen rassistischem Weltbild. Mira Riediger merkt an, sie sei „Multi-Kulti“. Die engagierte Tierschützerin mit CDU Mitgliedsausweis will den Zuseherinnen damit wohl sagen, dass sie nichts gegen sogenannte „Ausländerinnen“ habe. Doch da scheint die Kenntnis rechter Ideologien bereits ihre Grenze erreicht zu haben.

Rechte Ideologien werden von dieser Runde genau so verstanden, wie es sich Querfront-Ideologinnen wünschen. Reduziert auf ein Merkmal, das man in Querfronten wie den sogenannten „Mahnwachen für den Frieden“ selten findet: Klassischen, offenen Rassismus. Dass Rassismus in vielen rechten Strukturen längst durch einen wesentlich massenkompatibleren, völkischen Ethnopluralismus23 ersetzt wurde, wie man ihn auch bei Demagoginnen wie Ken Jebsen24 findet, ist bei den Protagonistinnen dieses Podiums leider unbekannt. Der in der Mahnwachen-Bewegung weit verbreitete Antisemitismus der sich als „Antizionismus“ oder vermeintliche „Kritik an Israel“ verkauft, sich in NS-Vergleichen, Codes oder wie bei Kilez More in Verschwörungsthesen chiffriert, wird nicht eingehender diskutiert.25 Auch über die in der Mahnwachen-Bewegung weitestgehend geduldete und weit verbreitete, rechtsradikale Reichsbürger-Szene verlieren die Protagonistinnen dieses Podiumsgesprächs kein Wort.

Morgaine Kilez More Bandbreite

von links: Kilez More, Morgaine, Marcel Wojnarowicz aka Wojna (Die Bandbreite)

Gern möchte man die aktiven Mahnwachen-Allstars Morgaine und Kilez More fragen wie sie es einordnen, dass der vegane Autor Marsili Cronberg, der die Mahnwachen bis vor wenigen Monaten noch ebenso verklärte und der Bewegung heute Antisemitismus und Verschwörungsideologien vorwirft, aus der Bewegung ausgestiegen ist. Oder dass der vegane Kraftsportler Patrik Baboumian sich nun ebenfalls von den Mahnwachen distanziert und seine Einschätzung zu Ken Jebsen revidiert hat.26 Oder der Rapper Blumio, der in Sachen Mahnwachen eine komplett kritische Haltung eingenommen hat, nachdem er sie monatelang unterstützte.27 Doch bereits in der zehnten Minute der Veranstaltung ahnt man, dass in diesem Podiumsgespräch keine kritischen Fragen vorkommen werden.

Stattdessen übte sich der Moderator Thilo Voss, der sonst Beiträge für den lokalen offenen Kanal „NRWision“ produziert, in einem Mehrfach-Strohmann mit doppeltem Suggestiv-Rittberger indem er fragte:

„Das heißt, wenn die [Neonazis] in eurer Nähe sind, seid ihr rechts, sozusagen?“28

Zwischendurch resümiert er lächelnd:

„Ihr wirkt ja auch, wenn ihr hier sitzt null, Komma, null, null, null rechts, ja ihr seid einfach für Frieden. Ihr seid Menschenfreunde, Tierfreunde[…]“29

More Conspiracy

Wenigstens Kilez More arbeitet sich an diesem Abend an einem Vorwurf ab, der tatsächlich im Raum steht. Dabei erleben wir den Rapper, wie er sich als Vorreiter von Edward Snowden darstellt, um damit zu widerlegen, er würde Verschwörungsideologien verbreiten. Er sagt dazu:

„Aber das ist ja das Problem. Wenn du über etwas sprichst, das noch nicht jeder weiß, dann ist das ganz schlimm.“(sic!)30

So habe er schon ein halbes Jahr vor Snowden von „Vorratsdatenspeicherung“ und „Telefonüberwachung“ gerappt und sei deshalb mit Blick auf seinen Song „Meinungsfreiheit“ als Verschwörungstheoretiker bezeichnet worden. Mit welchen weltbewegend neuen Informationen er die Welt drei Jahre nach dem Scheitern der Vorratsdatenspeicherung vor dem Bundesverfassungsgericht und dazugehöriger öffentlicher Diskussion beglückt haben will und in welchem Zusammenhang diese mit den Enthüllungen Edward Snowdens stünden, lässt der Rapper offen. Meint er das Spionagenetzwerk Echelon, das zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zehn Jahren öffentlich bekannt war? Oder den von ihm erwähnten Bundestrojaner über den man zu diesem Zeitpunkt auch schon seit sechs Jahren öffentlich diskutierte? Welche Dinge Kilez More bezogen auf sein Video „Meinungsfreiheit“ meint, „die noch nicht jeder weiß“ bleibt daher fraglich.

Richtig, das sind tatsächlich keine Rechtfertigungen, Kilez More als Verschwörungsideologen zu bezeichnen. Und genau das ist auch der Grund warum er sich diesen Song ausgesucht hat, um sich zu verteidigen. Die vielen Songs aus seinem Repertoire, die tatsächlich verschwörungsideologische Inhalte transportieren, finden keine Erwähnung.31 Das Beispiel „Edward Snowden“ und das Thema „Bilderberger Konferenz“ waren bereits im Jahr 2013 exakt die Beispiele mit denen sich Kevin Mohr in einem Interview gegen diesen Vorwurf verteidigte.32

Kilez More

Kilez More

Leider erfahren wir im gesamten Podiumsgespräch nichts über Kilez Mores Verschwörungsthesen zum Klimawandel33, über seinen Glauben an Chemtrails34, über die von ihm vertretene, antisemitisch fundierte Illuminaten-Verschwörungsthese35, nichts über die angebliche Mediengleichschaltung in Deutschland36 oder über seinen Verschwörungsglauben zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA.37 Kilez More deckt ein breites Repertoire an Verschwörungsideologien ab.

Gern hätten wir gewusst wie Kilez More und Morgaine die von ihnen vertretenen und unterstützten Verschwörungsideologien einschätzen und begründen. Gern hätten wir erfahren, wie sie zu den Positionen des antisemitischen Verschwörungsideologen Ken Jebsen38 stehen, mit dem sie mehrfach gemeinsam auftraten und den sie aktiv unterstützten. Gern hätten wir erfahren warum die beiden mit einer geschichtsrevisionistischen, antisemitischen Band wie „Die Bandbreite“ gemeinsam Musik machen und im Rahmen ihres Querfront-Engagements immer wieder vor, und nach Reichsbürgerideolg*innen auftraten. Auch hätte uns interessiert, warum sie im Rahmen der Friedenstournee auftraten, auf der auch der Rechtspopulist Andreas Popp eine Plattform für seine rechte Agitation bekam.39 Leider standen diese Fragen nicht auf dem Plan der Veranstaltung.

Im letzten Teil seiner Ausführungen, behauptet Kilez More:

„Zum Glück haben immer wieder Straßenfeste an uns festgehalten und haben gesagt: »Wir lassen euch trotzdem spielen.« Was da teilweise angedroht wurde den Straßenfesten, das ist wirklich verrückt, ja. Zum Beispiel: »Wenn die kommen, dann werden wir die ganze Veranstaltung sprengen, wir werden mit Flaschen und Steinen kommen und alle bewerfen.«“(sic!)40

Welche Veranstaltungen in diesem Jahr angeblich an Kilez More und Morgaine „festgehalten“ haben sollen, erfahren wir nicht und können wir nach den vorliegenden Informationen auch nicht nachvollziehen. Auch sagt der Verschwörungsrapper nicht, im Rahmen welcher Veranstaltung es angeblich zur Androhung von Gewalt gekommen sei. Uns liegen hierzu keinerlei Erkenntnisse vor. Wie kreativ Querfront-Aktivistinnen werden können, wenn es um die haltlose Belastung von Kritikerinnen geht, zeigt auch der angehängte Abschnitt über den Mahnwachen-Initiator Lars Mährholz.

Wo waren die Kritiker*innen?

Im Laufe des Podiumsgesprächs stellten die Beteiligten belustigt fest, dass „leider keine Kritikerinnen erschienen“ sind. Ein möglicher Grund könnte sein, dass die Podiumsdiskussion nicht öffentlich angekündigt wurde. In Kombination mit der Angewohnheit Mira Riedigers, Kritikerinnen zu blocken, könnte das zu dem ungünstigen Effekt geführt haben, dass nur wenige kritische Aktivistinnen von der Diskussion wussten. Auch gab es keine offene Diskussion über mögliche Fragestellungen oder die Moderation einer solchen Veranstaltung. Den Versuch einer solchen Diskussion auf der Facebook-Pinnwand der Veranstalterin, beendete diese, indem sie die betreffende Aktivistin blockte und das Posting komplett löschte, damit auch die kritischen Anmerkungen nicht mehr zu sehen waren. Auf die gleiche Art verfuhr Mira Riediger mit sachlichen, kritischen Kommentaren unter dem hier besprochenen Video sowie auf der Facebook-Seite der „Veganen Powerfrauen“. Kritikerinnen wurden geblockt. Ein Posting entfernte Mira Riediger sogar komplett und postete es neu, um so die kritischen Kommentare zu entfernen, die darunter aufgelaufen waren. Die Zahlen für „likes“ und „dislikes“ unter dem Video des Podiumsgesprächs, hatte Riediger einen Tag nach Veröffentlichung ausgeblendet.

Fazit

Es blieb in erster Linie eine kuschelige Selbstbestätigungsrunde in der die wichtigen Fragen nicht gestellt wurden. Ohne einen fragenden Blick in Richtung der Veranstalterin Mira Riediger bringt Kilez More abschließend seine Freude auf das vegane Sommerfest in Köln 2016 zum Ausdruck, bei dem ihm das Publikum laut seiner Erwartung gegenüber sitzen werde. Diese Geste zeigt deutlich, dass Riediger bereits vor dieser „Podiumsdiskussion“ beschlossen hatte, die Querfront-Akteurinnen im kommenden Jahr wieder ins Programm zu nehmen. Damit wäre die Veranstaltung von Mira Riediger, nach unserer Kenntnis, bundesweit der einzige vegane Event, der Querfront-Akteurinnen eine Bühne gibt.

Es bleibt der Kölner Tierrechtsszene zu wünschen, dass sich in Köln politisch sensible und reflektierte Menschen zusammenfinden, die Organisation dieser Veranstaltung übernehmen und die „Hauptsache für die Tiere“-Politik von Mira Riediger überwinden. Sollte dies nicht gelingen, hoffen wir, dass sich couragierte Ausstellerinnen und Bühnenacts bereits weit im Vorfeld der nächsten Veranstaltung gegenüber der Veranstalterin positionieren und zeigen, dass sie sich nicht auf einem Event präsentieren werden, der Verschwörungsideologinnen, Querfront-Aktivist*innen und rechten Tierschutzgruppen wie der „Allianz gegen Zoophilie“ eine Plattform bietet.


 

…da war ja noch Lars Mährholz

14-10-_2015_16-58-49Mahwachen-Protagonistinnen haben – zum Glück – ein Präsenz- und ein Isolationsproblem. Die wöchentlich stattfindenden reaktionären Stehveranstaltungen locken nicht genügend politisch verirrte vor die charakteristischen Propaganda-Pavillions der Montagsquerfront. Nach einem Jahr „Mahnwachen für den Frieden“ haben sich einige Städtegruppen bereits aufgelöst. Die verbleibenden kämpfen mit niedrigen ein- bis zweistelligen Teilnehmendenzahlen. Auf der anderen Seite werden Aktivistinnen aufgrund ihrer politischen Kooperation innerhalb der Querfront wie auch wegen ihrer eigenen antisemitischen und verschwörungsideologischen Positionen öffentlich kritisiert und distanziert. Laut eigener Aussage erhielt die Sängerin Morgaine in diesem Jahr nach anhaltender Kritik kein einziges Booking für ein veganes Event41. Im letzten Jahr, als die völkische Friedensbewegung noch weitgehend unbekannt war, brachte es die Sängerin auf ca. 15 Auftritte auf veganen Veranstaltungen bundesweit. Daher ist es wenig verwunderlich, dass der Mahnwachen-Initiator Lars Mährholz persönlich nach Köln kam, um seine Aktivist*innen bei ihrer erhofften öffentlichen Entlastung zu unterstützen. Ob Mährholz ernsthaft glaubte, damit einen Fuß in die Tür veganer Events stellen und sie Querfront-kompatibel machen zu können, bleibt fraglich. Mira Riediger träumte im Verlauf des Gesprächs bereits von einer Verbindung aus veganer Szene und Mahnwachen-Szene.42

Von dem vermeintlich unpolitischen Fallschirmspringer mit angeblichem Graswurzeltalent, Lars Mährholz erfahren wir derweil erstaunliches. Den rechten Gründer des Verbandes Junger Journalisten (VJJ) Torsten Witt verniedlicht Mährholz als jemanden „der mal mit Haider einen Kaffee getrunken hat“. Nach dieser Verharmlosung eines Rechtsradikalen war das Fundament gegossen, um den nächsten Strohmann zu schnüren. So behauptet Mährholz man hätte ihn nur deshalb als „rechts“ bezeichnet, weil er Mitglied im VJJ war. Ein Blick auf die tatsächlichen Vorgänge zeigt, worum es wirklich ging.

Lars Mährholz unterstützte Torsten Witt als Mitglied und Beisitzer im Vorstand des VJJ bei der geplanten feindlichen Übernahme der Deutschen Journalisten Verbände (DJV) Brandenburg und Berlin.43 Im Jahr 2004 traten ca. 40 rechtslastige VJJ-Mitglieder (unter ihnen auch Mährholz) spontan und kurz vor den Vorstandswahlen in diese Verbände ein. Da solche Veranstaltungen allgemein nur spärlich besucht sind, gelang es Witt durch dieses künstlich geschaffene Stimmgewicht mit seinen VJJ-Mitgliedern große Teile der Verbandsspitzen des DJV mit Personen aus den eigenen rechtsdrehenden Reihen zu besetzen.

Das war der erste von angeblich nur drei Punkten die man ihm vorwerfe. Gleich darauf erzählt Mährholz von dem Video des sächsischen NPD-Kaders Karl Richter, welches er Anfang 2014 auf seiner Website teilte. Angeblich ohne zu wissen, wem er da eine Plattform bot.44 Dies halte man ihm noch heute vor. Er bekräftigt dazu:

„Ich würde also niemals einem Nazi die Bühne einer Mahnwache geben, um seine kruden Thesen zu vertreten!“(sic!)

Warum er diesen angeblichen Grundsatz nicht auf Rechtspopulisten wie Ken Jebsen, Jürgen Elsässer und Andreas Popp anwendet und warum Mährholz seit Beginn der Mahnwachen rechtsradikale Reichsbürgerideolog*innen auf seinen Veranstaltungen auftreten ließ, erfahren wir nicht.

Seinen dritten Punkt leitet er ein mit:

„Und dann werfen sie mir noch eine Sache vor, und dann war’s das auch schon.“

Es folgt eine herzerweichende Geschichte über ein Rothschild-Posting eines fremden Users auf seiner Facebook-Pinnwand das er aufgrund hohen Arbeitsaufkommens angeblich übersehen haben will und daher nicht löschen konnte. Warum Lars Mährholz in antifaschistischen Kreisen gern als „Märchenholz“ bezeichnet wird, erfahren wir mit Blick auf die folgenden Screenshots.45 Hier wird deutlich, dass Ken Jebsen nicht der einzige Querfront-Demagoge ist, der gern mal vergisst, wann und wo er antisemitische Inhalte und Aussagen verbreitet hat.46

GenFM Lars Mährholz

Es gäbe also einiges zu besprechen mit Lars Mährholz. Man könnte mit ihm über seine politische Vergesslichkeit sprechen und über seinen Antisemitismus. Über seine eigenen reichsideologischen Aussagen, seine Zusammenarbeit mit Reichsbürgerideolg*innen und über seine späteren Versuche, diese rechtsradikale Mahnwachen-Fraktion aktiv bei der Stange zu halten und zugleich ruhig zu stellen. Auch könnte man mit ihm über seinen Mahnwachen-Co-Gastgeber Ralf Schurig sprechen.47 Der geschichtsrevisionistische Antisemit und „Kristallarbeiter“ darf anhand seiner politischen Statements ohne Umschweife als rechtsradikal identifiziert werden. Auch über die rechtsradikale Musik die in seinem Bilderberger-Camp gespielt wurde48 könnte man mit Mährholz sprechen oder ihn fragen, warum er der Auffassung ist, dass die US-amerikanische FED „seit über hundert Jahren alle Fäden auf diesem Planeten zieht“ und für alle Kriege der letzten 100 Jahre verantwortlich sei.49 Ebenfalls eine spannende Frage wäre gewesen, warum er einen technischen Defekt an seinem RAM-Truck als politischen Anschlag von Antideutschen verkauft.50

In der Querfront fahren antikapitalistische, antiamerikanische Weltretter/*innen offenbar amerikanische RAM-Trucks

In der Querfront fahren antikapitalistische, antiamerikanische Weltretter*innen offenbar amerikanische RAM-Trucks

Die Frage an Lars Mährholz wäre nicht, ob er sich selbst als „rechts“ sieht, sondern warum er rechte Ideologien vertritt, ihnen Vorschub leistet, gemeinsam mit rechten Ideolog*innen eine Querfrontbewegung auf die Straße brachte und antisemitische Verschwörungsideologien wie auch prorussische Propaganda verbreitet.


 

Update 27. November 2015

Auch die neue Buchhalterin des Vereins Vegane Powerfrauen Michaela V Müller positioniert sich, kurz nachdem sie die Verwaltung übernahm, auf der Facebook-Seite von Veganmimikry offen nach rechts. Die Veröffentlichung dieser Screenshots über Facebook auf Veganmimikry versuchte Frau Müller mehrfach zu unterbinden. Hierzu ist anzumerken, dass Müller nicht direkt der, auf dem Screenshot oben dokumentierten, Aussage Horschs zustimmt, sondern sich allgemein mit dem rechten Tierschützer solidarisiert.

Vegane Powerfrauen Michaela V Müller

Artikelbild51

 


  1. https://archive.is/1KQDn
    https://www.facebook.com/events/932946543410663/ 
  2. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/04/16/reichsbuerger-neonazis-und-antisemiten-querfront-kapert-friedensdemonstrationen_15687
    http://www.netz-gegen-nazis.de/category/ressorts/wissen/was-sie-machen/querfront
    http://www.hagalil.com/archiv/2014/07/02/montagsmahnwachen/
    http://www.tagesspiegel.de/politik/friedensmahnwachen-rechte-linke-verschwoerungtheoretiker-die-neue-querfront/11165150.html
    http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-04/montagsdemo-mahnwache-frieden-berlin
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  3. http://www.tierbefreiung-hamburg.org/texte/protest-gegen-event-fur-tierrechte-in-koln https://www.youtube.com/watch?v=yrNdei_zX3Q
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_F._Kaplan
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/124389 
  5. http://www.tierrechte-kaplan.org/interviews/index.html
    https://archive.is/BP4FV 
  6. http://www.wissensmanufaktur.net/personen
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  8. http://de.indymedia.org/node/1900 
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  11. http://abload.de/img/imageffu9v.jpg
    Mira Riediger hat ihren Aufruf wenige Stunden später wieder gelöscht, nachdem darunter sachliche, kritische Kommentare gepostet wurden. Eine weitere öffentliche Ankündigung zu dieser „Podiumsdiskussion“ gab es nicht. 
  12. http://abload.de/img/08-01-_2015_17-08-58qjrxt.jpg
    Originalposting nicht mehr öffentlich einsehbar 
  13. http://abload.de/img/teiltbandbreitetpu40.jpg
    https://www.facebook.com/mira.riediger/posts/874929885864482
    Infos zu „Die Bandbreite“:
    http://www.antifaschismus2.de/rechte-strategien/kultur/452-die-bandbreite-eine-ausfuehrliche-kritik
    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Bandbreite
    http://www.marcusmeier.de/cms/?page_id=686
    https://emanzipationstattquerfront.files.wordpress.com/2015/05/die-musik-zum-reaktionc3a3c2a4ren-aufstand.pdf
    http://www.freie-radios.net/50015
    http://www.potemkin-zeitschrift.de/2013/06/29/reaktionen-zur-berichterstattung-uber-die-bandbreite/
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  14. http://abload.de/img/mirateiltvgtkmrak.png
    Riediger hat ihrem Kommentar kurz darauf gelöscht. 
  15. http://abload.de/img/ulfkottehochfinanzc5kdx.png
    https://www.facebook.com/mira.riediger/posts/853645701326234 
  16. http://www.bpb.de/apuz/28769/antisemitismus-im-rechtsextremismus?p=all
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    http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/begriffe-trends-und-dauerbrenner-der-verschw%C3%B6rungsideologien-10655 
  17. (35:12) https://youtu.be/f9ybzo7VAuw?t=2112 
  18. http://abload.de/img/04-10-_2015_22-33-40nkpvp.png
    https://www.facebook.com/Gedankenstoff/posts/900299386731110 
  19. https://blog.psiram.com/2015/04/netzfrauen-das-geschaeft-mit-der-angst/
    https://www.facebook.com/Antinetzfrauen?fref=ts 
  20. https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=338291549659138&id=338276552993971&fref=nf
    http://anonymouskollektiv.tumblr.com/
    https://linksunten.indymedia.org/node/110923 
  21. http://abload.de/img/imageffu9v.jpg
    Mira Riediger hat ihren Aufruf wenige Stunden später wieder gelöscht, nachdem darunter sachliche, kritische Kommentare gepostet wurden. Eine weitere öffentliche Ankündigung zu dieser „Podiumsdiskussion“ gab es nicht. 
  22. https://www.youtube.com/watch?v=Tx3i_b1MKUE 
  23. https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnopluralismus
    http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/was-ist-ethnopluralismus
    http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/173908/glossar?p=17
    http://www.politische-bildung-brandenburg.de/node/8664 
  24. https://youtu.be/ipZ0cS1wiA0
    Ken Jebsen (02:50): “Da muss man Europa definieren. Ja, was bedeutet Europa? Nicht dass wir alle ein riesiges Mischmasch sind wo wir alle gepanscht sind. Europa ist ein Kontinent der sehr viele Farben hat, wo man sagen kann: Toskana unterscheidet sich sehr sehr stark von Südfrankreich oder von Cottbus und das ist ja auch gut so!” 
  25. https://www.academia.edu/13098275/Antisemitische_und_antiamerikanische_Verschw%C3%B6rungstheorien._Eine_Diskursanalyse_im_Umfeld_der_Mahnwachen_f%C3%BCr_den_Frieden
    https://protestinstitut.files.wordpress.com/2014/06/occupy-frieden_befragung-montagsmahnwachen_protestinstitut-eu1.pdf
    https://genfmblog.wordpress.com/2014/10/23/israel-kritik-versus-anti-israelismus/
    http://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37974/antisemitismus-heute?p=all
    http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/rechtsextreme-sprachcodes-1144
    https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismusforschung
    Anm.d.Red.: Selbstverständlich kann man die Politik der Israelischen Regierung kritisieren, ohne dass die Kritik antisemitisch ist. Eine antisemitische Äußerung wird jedoch nicht weniger antisemitisch, wenn sie mit „Man wird ja wohl noch Israel kritisieren dürfen!“ gerechtfertigt wird. Nähere Informationen zur Abgrenzung von Kritik und Antisemitismus gibt die Broschüre: Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen…? – Über legitime Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogische Interventionen
  26. https://www.facebook.com/patrik.baboumian/posts/10207351466249051?fref=nf 
  27. https://www.facebook.com/Blumio/photos/a.427168441993.226934.80042251993/10153023933216994/?type=3&fref=nf 
  28. (09:09) https://youtu.be/f9ybzo7VAuw?t=549 
  29. (11:00) https://youtu.be/f9ybzo7VAuw?t=660 
  30. (15:40) https://youtu.be/f9ybzo7VAuw?t=943 
  31. https://www.youtube.com/user/Morestradamuz/videos
    http://www.parasitentod.de/Texte-KilezMore.pdf 
  32. http://zuercherin.com/der-rappende-systemfeind-interview-mit-kilez-more/ 
  33. https://youtu.be/AybBEuIpy44 
  34. https://youtu.be/44SRXNNZAFM
    https://youtu.be/AybBEuIpy44 
  35. https://youtu.be/8l-1WPch7kA 
  36. https://youtu.be/bhdwfRohQe4
    https://youtu.be/OKZD2AsBtCY 
  37. https://youtu.be/snCh8GtH6qQ 
  38. https://www.freitag.de/autoren/dame-von-welt/kenfm-rassistischer-zionismus
    https://www.facebook.com/friedensdemowatch/photos/a.644425858945007.1073741828.644416022279324/761846687202923/?type 
  39. https://www.youtube.com/watch?v=eOCzuVrMP28
    Bei der „Friedenstournee“ handelte es sich um eine zusammenhängende Veranstaltungsreihe. Bei der Eröffnungsveranstaltung in Düsseldorf am 06.09.2014 trat neben Marsili Cronberg auch der xenophobe Rechtspopulist Andreas Popp auf. Kilez More und Morgaine traten in dieser Veranstaltungreihe darauffolgend in Köln und München auf. 
  40. (23:14) https://youtu.be/f9ybzo7VAuw?t=1393 
  41. http://abload.de/img/nichteingeladenytpb1.jpg
    https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10206696378992279&set=a.1295484671369.44373.1357904369&type=1&permPage=1 
  42. (20:42) https://youtu.be/f9ybzo7VAuw?t=1242 
  43. http://www.heise.de/tp/artikel/17/17632/1.html
    http://www.vice.com/de/read/montagsdemo-initiator-lars-maehrholz-verschweigt-seine-rechte-vergangenheit-kenfm-juergen-elsaesser 
  44. http://s1315.photobucket.com/user/ksbln/media/Voelkische%20Montagsmahnwachen/10_Screenshot_DaBrain_einige-unserer-volksvertreter-wachen-auf_zps1f92ea72.jpg.html
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/110793 
  45. http://abload.de/img/genfmlarsmhrholzbmzz0.jpg
    Mährholz verlinkt hier unter anderem auf die Seite „Der Honigmann sagt“, die dem rechtsradikalen Reichsbürger-Spektrum zuzordnen ist.
    https://www.facebook.com/GenFM/photos/a.832340113449425.1073741827.832328933450543/877987232218046/?type=1&permPage=1
    https://genfmblog.wordpress.com/2014/09/15/lars-mahrholz-und-die-rothschilds/ 
  46. https://youtu.be/CS-i4IEYbwE https://www.facebook.com/743347852396675/photos/a.757186531012807.1073741826.743347852396675/757185447679582/?type=3&theater 
  47. https://linksunten.indymedia.org/de/node/110793
    https://genfmblog.wordpress.com/tag/ralf-schurig/
    http://montagsquerfrontwatch.blogsport.de/2014/04/17/ralf-schurig-schamane-lebensberater-und-holocaustverharmloser/ 
  48. https://www.facebook.com/friedensdemowatch/videos/860204740700450/ 
  49. https://youtu.be/v-9_ntPQ_5U 
  50. https://www.facebook.com/743347852396675/photos/pb.743347852396675.-2207520000.1444404568./757185447679582/?type=3&theater 
  51. Bildzitat aus https://www.youtube.com/watch?v=f9ybzo7VAuw 

Der Beitrag Vegane Powerfrauen – Ein Podium für die Querfront erschien zuerst auf Indyvegan.

Helmut F. Kaplan – Ein rechter Tierrechtspopulist an der Universität Münster

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Als eine „Verwurstelung der Tatbestände“ bezeichnete Beate Lüttenberg, Leiterin der Geschäftstelle des Centrums für Bioethik der Universität Münster eine Verortung Helmut Kaplans im rechten Spektrum.1 Diese Auffassung brachte sie zu der Entscheidung, an  dem geplanten Vortrag „Ist Fleischessen Privatsache? Zum politischen und ethischen Stellenwert des Vegetarismus“ des Autors Helmut F. Kaplan festzuhalten. Am 77. Jahrestag der nationalsozialistischen Novemberpogrome zeigt die Universität Münster, dass das Vergessen dort bereits fortgeschritten ist. Zudem bringt die akademische Bildungseinrichtung das Thema Tierrechte einmal mehr im Kontext rechter Ideologien in die Öffentlichkeit. Wir nehmen diesen Vorfall zum Anlass, uns einmal genauer mit den Äußerungen und Tätigkeiten von Helmut F. Kaplan zu befassen.

Bereits im Jahr 2013 durfte Helmut F. Kaplan im Rahmen der „Ringvorlesung Human Animal Studies“ einen Vortrag an der Universität Innsbruck halten. Dort gab es nach unseren Recherchen keinerlei Proteste und offenbar war auch die Universität selbst nicht informiert über ihren Gast. Im Vorfeld des Vortrags an der Universität Münster am vergangenen Montag machte die emanzipatorische Gruppe et2c auf die Positionen Kaplans aufmerksam.2 Diese sorgfältig recherchierte Dokumentation bewegte die Universität Münster jedoch nicht dazu, die Einladung Kaplans zu überdenken.

Holocaust-Relativierung

Im Mittelpunkt der öffentlichen Kritik an den Positionen des studierten Salzburger Psychologen und Philosophen Helmut F. Kaplan, innerhalb wie auch außerhalb der Tierrechtszene, stehen dessen wiederholte Holocaust-Analogien. Die Gruppe et2c schreibt dazu:

„Viele Texte in Kaplans „Kompendium“ sind geprägt von einer Instrumentalisierung der Shoah für seine Tierrechtspolitik. Dabei geht es ihm nicht um einen (schon von sich aus fragwürdigen) Vergleich dieser mit der kapitalistischen Tierverwertung, was nicht zuletzt daran zu erkennen ist, dass er auf die wesentlichen Unterschiede nicht zu sprechen kommt.“ 3

Zitiert werden Kaplans Texte „KZ in Bayern“ und „KZ in Salzburg“ in denen Kaplan über Schlachtfabriken und Mastbetriebe schreibt:

„Eine wundervolle, traumhaft-schöne Landschaft – aber ich weiß, was dahintersteckt: ein riesiges KZ.“(sic!)4

„KZ auf dem Mönchsberg. KZ in Salzburg. KZ mitten in der Kulturmetropole. KZ ohne Hoffnung auf Befreiung. KZ, von dem niemand etwas wissen will. Und: KZ, das alle als KZ erkennen: Die leuchtenden Marken in den Ohren der Opfer werden vom KZ-Betreiber massiv als Qualitätsgarant beworben.“(sic!)5

Unter dem Titel „Holocaust“ schreibt Helmut F. Kaplan auf seiner Website:

„Aber hier endet die Parallele zwischen uns und den Überlebenden des Holocaust nicht: Hat nicht jeder, der als Mensch und nicht als Tier auf die Welt gekommen ist, immenses Glück gehabt! Oder möchten Sie in einem der modernen Vernichtungslager geboren worden sein, um als Versuchstier, Pelzmantel oder Schnitzel zu enden?“6

Auch die Peta-Kampagne „Der Holocaust auf Ihrem Teller“ aus dem Jahr 2004, welche die Tierrechtsorganisation nach breiten Protesten und einem gerichtlichen Verbot einstellen musste, befürwortet Kaplan bis heute. Dazu gab er dem rechtsradikalen Magazin „Der Fahnenträger“ ein Interview unter dem Titel „Der Holocaustvergleich wird immer wichtiger“ und sagte:

„Ich finde den sogenannten Holocaust-Vergleich nach wie vor sachlich stimmig. […] In einer Zeit, in der nicht nur das Mitleid mit Tieren immer mehr abzustumpfen scheint, sondern sogar immer öfter regelrechte sadistische Schadenfreude zu beobachten ist, ist der Holocaust-Vergleich mittlerweile so ziemlich das einzige, was die Menschen im Zusammenhang mit Tieren noch aufregt und aufrüttelt. So gesehen, wird der Vergleich mit jedem Tag wichtiger. „7

Bis hierhin decken sich Kaplans Positionen mit dem was in reaktionärenTierschutzkreisen leider noch immer stark verbreitet ist. Eine Gleichsetzung des Holocaust mit der industriellen Ausbeutung und Tötung von Tieren.8 Welche Motive und politischen Positionen der Verwendung dieser Analogien zugrundeliegen, klärt sich bei näherer Betrachtung. Im Fall von Helmut F. Kaplan finden sich eine Reihe von Hinweisen auf das ideologische Fundament seiner Vergleiche.

Im Zusammenhang mit dem Zitat des Philosophen Dr. Robert Spaemann „Auf dem Weg in die Gaskammern Psalmen singen – das kann kein Tier. Es ist der dumpfen Angst sprachlos ausgeliefert, und seine Angst ist fast immer Todesangst“ sagt Kaplan in seinem Text „Planet des Leidens“, dass Tiere „unter Umständen sogar MEHR leiden“(sic!) und deutet damit an, dass das Leid von Tieren größer sei als das Leid der im Holocaust ermordeten Menschen.9

In seinem Text Holocaust-Vergleich-Gegner sind geisteskrank zitiert Kaplan den Tierschützer Hans Wollschläger. Bezogen auf den in Deutschland gültigen Paragraphen gegen „Volksverhetzung“ (§130 StGB), der unter anderem die Relativierung des Holocaust unter Strafe stellt, zitiert Kaplan:

Er [der Holocaust-Vergleich] wird von ungezählten psychisch intakten Betrachtern spontan gezogen, und wer den Gang der Welt- und Gewaltgeschichte mit auch nur leidlich nüchternen Sinnen überblickt, ist von keinem VERNÜNFTIGEN GRUND aus dem Konstruktionsbüro des Gesetzgebers geistig darin behindert, […] die Verbindungslinie hinüber oszillieren zu sehen zu jenen anderen Anstalten, in denen Arbeit frei machte.“(sic!)10

Im gleichen Text wird die Ausbeutung und Tötung von Tieren als Fortsetzung der Verbrechen des Nationalsozialismus dargestellt und Wissenschaftler*innen die Tierversuche praktizieren als „Mengele-Konsorten“ bezeichnet. Jene, die Holocaust-Analogien kritisieren, werden in diesem Text als Nazis dargestellt. 11

Noch weiter geht Kaplan in seinem Text Holocaust einst und jetzt: Ein wichtiger Unterschied. Seine Analogien verklärt er hier als „Vergleiche“ und resümiert:

„Also muß man sagen, daß es zwischen dem seinerzeitigen Holocaust gegenüber Menschen und dem gegenwärtigen Holocaust gegenüber Tieren WIRKLICH einen wichtigen Unterschied gibt: Die heutigen Menschen wissen über die permanenten Massaker in den KZs genau Bescheid und nehmen diese nicht nur billigend in Kauf, sondern sind dafür, zum Beispiel als Fleischesser, auch direkt verantwortlich.“(sic!)12

Er behauptet an dieser Stelle, dass die Deutschen während der Zeit des Nationalsozialismus nicht von den Arbeits- und Vernichtungslagern gewusst haben sollen und wiederholt seine Verharmlosung des Holocaust. In seinem Text „Holocaust-Vergleich unangemessen?“ äußert Kaplan seine Auffassung:

Denn im Hinblick auf die technische Optimierung des Massenmordes und im Hinblick auf unsere emotionale Distanzierung davon sind wir heute zweifellos VIEL „weiter“! (Eine moderne Tierfabrik ließe die Auschwitz-Manager vor Neid erblassen.)“(sic!)13

Auch hier stellt er die Ausbeutung und Tötung von Tieren mit dem Holocaust gleich und stellt Letztere als das schlimmere, weil technisch optimiertere Verbrechen dar. Die Singularität des Holocaust bezeichnet Kaplan als „unsägliche Einmaligkeits-These“.

Im Mai 2011 relativierte Kaplan darüber hinaus auf seiner Facebook-Seite die Verbrechen von Nazis wie Josef Mengele:

Helmut F Kaplan Tier KZ Ärzte

Wen Helmut Kaplan mit den Verantwortlichen für den Holocaust meint, lässt sich hingegen nur erahnen, wenn er sagt:

„Wenn wir Berichte über Nazi-Mörder oder Interviews mit Nazi-Mördern sehen oder hören, sollten wir immer daran denken, daß die Verantwortlichen für den Holocaust gegenüber Tieren nach wie vor in Amt und Würden sind. Es muß unser ALLER Ziel sein, daß diese Verbrechen dereinst ebenso verfolgt und verurteilt werden, wie dies heute bei den Nazi-Verbrechen der Fall ist.“(sic!)14

In seinem gesamten „Werk“ arbeitet Kaplan kontinuierlich an einer Umdeutung des Begriffs „Holocaust“. So belässt er es nicht bei realtivierenden Vergleichen, wie er es an verschiedenen Stellen  darzustellen versucht (und wie es ebenso zu kritisieren wäre). Er verwendet den Begriff „Holocaust“ analog als Bezeichnung der industriellen Ausbeutung und Tötung von Tieren. Schlachthäuser und Mastbetriebe bezeichnet er entsprechend als „KZs“. Begriffsumdeutungen wie diese sind ein verbreitetes Mittel rechtsradikaler Ideolog*innen, um die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren.15 Ob Kaplan diese Umdeutung aufgrund mangelnden politischen Verständnisses betreibt oder ob diese auf einem rechten, geschichtsrevisionistischen Fundament steht, lässt sich im folgenden Abschnitt näher eingrenzen.

Kaplan, die Wissensmanufaktur und Eva Herman

Helmut F. Kaplan ist Mitglied im sogenannten „wissenschaftlichen Beirat“ der rechten Internet-Portals „Wissensmanufaktur“16 des völkisch-rassistischen Rechtspopulisten und Verschwörungsideologen Andreas Popp. Auch Popp spricht vom „Tierholocaust“ und bezeichnet Tiertransporte als „Deportationen“.17 Und auch er spricht sich dafür aus, positiv über den Nationalsozialismus sprechen zu dürfen. So will er gern offen über die Autobahnen sprechen, die Adolf Hitler gemäß eines NS-Propaganda-Mythos erfunden und eingeführt haben soll.18

Andreas Popp Autobahn Geschichtsrevisionismus

Andreas Popp auf der „Friedenstournee“ in Düsseldorf am 06.09.2014

Das Portal „Wissensmanufaktur“ sieht sich selbst als „unabhängiges Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik“. Verbreitet werden dort vorrangig xenophobe, rassistische, völkische, antisemitische, antifeministische, verschwörungsideologische und antidemokratische Inhalte. Welchen Anteil die wissenschaftliche Beratung Helmut Kaplans an diesen Inhalten hat, lässt sich nicht sagen. Wenig überraschend fügt sich Kaplans Symapthie für Eva Herman, die ebenfalls für die Wissensmanufaktur schreibt und zuletzt mit einem völkisch-rassistischen Text über Geflüchtete auf sich aufmerksam machte19, in das Gesamtbild ein.

Mit seinem Text „Schlechte Zeiten für Holocaustleugner“ verteidigt Kaplan die ehemalige Tagesschausprecherin Eva Herman für ihr „Lob im Hinblick auf die nationalsozialistische Familienpolitik“. Im Hinblick auf den Nationalsozialismus mahnt Kaplan an:

[…] vor Inbetriebnahme des Mundwerks das Gehirn einzuschalten – um damit zum Beispiel autonom und sachlich zwischen Gutem und Schlechtem zu unterscheiden.[…]“

„Mit dieser erfreulichen Einkehr der Vernunft besteht auch die Hoffnung, daß das abstruse Einmaligkeits-Dogma in bezug auf Nazi-Verbrechen allmählich verblaßt.[…]“

„Dann erhielten etwa die zig Millionen Opfer der Massenmörder Stalin, Mao Zedong und Pol Pot endlich jene Aufmerksamkeit, die ihnen aufgrund der Verhätschelung Hitlers als singulären Ober-Verbrecher bisher verweigert wurde. Vor allem aber würde die überfällige Entsorgung des irrationalen Einmaligkeits-Mythos die Grundlage dafür schaffen, das bisher größte Menschheitsverbrechen ins Blickfeld zu rücken: den seit Jahrtausenden währenden und sich täglich noch steigernden Holocaust an Tieren.“(sic!)20

In seiner Verteidigung der fremdenfeindlichen, antifeministischen Rechtspopulistin und Verschwörungsideologin realtiviert Kaplan wiederholt den Holocaust und stimmt in die rechtsradikale Forderung ein, man müsse auch positiv über Aspekte des Nationalsozialismus sprechen dürfen.

Universelles Leben und Misanthropie

Die autoritäre, religiös-esoterische Sekte Universelles Leben21, die versucht das Thema „Tierrechte“ zu nutzen, um neue Mitglieder zu akquirieren und deren Gründerin den jüdischen Menschen selbst die Schuld am Holocaust gibt, wird von Kaplan leidenschaftlich verteidigt. Er bezeichnet die Kritik an der Sekte und ihren Ausschluss von Tierschutz- und Tierrechtsveranstaltungen  als „absurde Hetzkampagnen“22 und attestiert der Sekte „Exzellente Aufklärungsarbeit“23. Kritiker*innen bezeichnet er als „Spinner“ und sieht sie als Teil einer autistischen Vegan-Wahn-Welt“.24

Kaplans menscheinfeindliche Äußerungen würden einen eigenen Artikel füllen. Wir dokumentieren sie daher beispielhaft. So setzt Kaplan Fleischesserinnen mit „Kinderschändern“(Nazisprech), Massenmördern“ und Auftragsmördern“ gleich. Genauer attestiert er diesen eine größere „moralische Integrität“ als Fleischesserinnen.25

Helmut F Kaplan Kinderschänder Massenmörder Auftragsmörder

Über Jäger*innen sagt Kaplan:

„Wenn ich erfahre, daß jemand, der soeben gestorben ist, ein Jäger war, so werde ich von einem tiefen Glücksgefühl übermächtigt. Wenn ich dann auch noch höre, daß der Betreffende vorher leiden mußte oder gar bei der Ausübung seines Mord-Hobbys zu Tode kam – wie der Atom-Verbrecher Franz Josef Strauß -, so ist mein Vergnügen umso größer.“(sic!)26

Nach den Bombenanschlägen in Madrid vom März 2004 stellte Kaplan infrage ob man Mitgefühl mit den Opfern haben solle. Mit Verweis auf die Stierkämpfe in Spanien resümiert Kaplan: „Jeder Mörder, der durch eine Bombe umkommt, ist ein Mörder weniger.“27

In seinem Buch „Leben – Lieben – Leiden“ schreibt der Salzburger Autor:

„Das Widerlichste: die sich als ‚Gourmets‘ bezeichnenden Berufsfresser. Man sollte sie zum Verhungern nach Afrika schicken.“(sic!)28

Unterstützung und Umfeld

In Deutschland bekommt Helmut Kaplan aufgrund umfassender Aufklärungsarbeit nur noch in seltenen Fällen eine Plattform. Die rechtsoffene Tierschützerin und Organisatorin des Veganen Sommerfests in Köln, Mira Riediger, tat sich hier besonders hervor. Im Rahmen der Veranstaltung „Event für Tierrechte“ im Jahr 2011 verteidigte sie den Autor leidenschaftlich und nahm ihn nicht aus dem Programm.29 Auch Martin Balluch vom „Verein gegen Tierfabriken Österreich“ hielt als Mitveranstalter des „Tierrechtskongress 2014“ an Kaplan als Redner fest. Auf die in einem offenen Brief geäußerte Kritik, die er als „populistische Hetze“ bezeichnete,  reagierte Balluch mit Texten in denen er seine „Solidarität mit Helmut Kaplan“ erklärte.30 Dabei setzte er, wie in Kreisen der „Hauptsache für die Tiere“-Fraktion verbreitet, Kritik mit „Denunziation“ und „Hetze“ gleich. Auch der Antisemit und Tierschützer Erwin Kessler vom Schweizer Verein gegen Tierfabriken unterstützt Helmut F. Kaplan auf seiner Website.31

Martin balluch Solidarität mit Helmut F Kaplan

Ein Blick auf die Freundesliste von Kaplans Facebook-Profil offenbart eine Reihe von Personen aus dem rechten bis rechtsradikalen Spektrum. So finden sich dort der rechtsradikale Tierschützer Joerg Krause, der rechtsradikale Querfrontideologe Semael Nahash Karzinger, der rechtsradikale Österreicher Tierschützer Ernest Zoubeck, die rechte Tierschützerin und T-Shirt-Händlerin Andrea Bumbrowski, der rechte Querfrontideologe Gérald Hägele, der rechteTierschützer Edmund Schwaegerl, der rechte Tierschützer Frank Hummel,  der rechte Tierschützer und NPD-Fan Florian Breitwieser und der rechtsradikale Tierschützer Uwe Luczkowski. Auch die Sängerin und Querfront-Aktivistin Morgaine, der selbsterklärte Querfront-Aussteiger Marsili Cronberg und die Querfront-Unterstützerin Mira Riediger finden sich in Kaplans Freundesliste. Dies ist nur ein Auszug. Auf der Freundesliste von Helmut Kaplan finden sich einige weitere Personen aus dem rechten bis rechtsradikalen Spektrum.

Rechtsradikale Medien

Der Fahnenträger2010 gab Kaplan dem vorbestraften Neonazi Martin Auler für das rechtsradikale Querfront-Magazin „Der Fahnenträger“32 ein Interview, das unter der Überschrift „Holocaust-Vergleich wird immer wichtiger“, erschien und ebenfalls im rechtsradikalen Magazin „Umwelt & Aktiv“33 veröffentlicht wurde. Das Interview selbst, wie auch die Verlinkungen auf die rechtsradikalen Magazine, finden sich noch heute auf Kaplans Website.34 Kaplan wird dort als „der bekannteste Vordenker und Verfechter der Tierrechtsethik im deutschsprachigen Raum“ vorgestellt. Das Interview wurde zudem auf der Seite fellbeisser.net veröffentlicht35, auf der Kaplan ebenso wie der rechtsradikale Tierschützer Peter H. Arras  als Autor tätig ist.36

Die Kritik die Kaplan dafür erfuhr, führte weder zu einer klaren Distanzierung seinerseits, noch zu einer Löschung des Interviews von seiner Website. Stattdessen zeigt er, wie „viel“ Zeit er für die Klärung dieses schweren Vorwurfs investiert hat:

„Ich habe mir kurz nach Beginn der Kritik die Mühe gemacht, einmal 3 Minuten lang auf der Fahnentäger-Homepage herumzuklicken. […] Ergebnis: Der undifferenzierte, apodiktische Nazi-, Rechts- usw. -Vorwurf ist schlichter Unsinn. […] Die Beiträge beim Fahnenträger prinzipiell und plump unter ‚rechtsextrem‘ einzuordnen, zeugt von Fanatismus und Realitätsverweigerung. Das ist die gleiche blödsinnige Hetze wie die gegen das UL“(sic!)37

Fazit

Dass Kaplan als wissenschaftlicher Beitrat eines rechten Internet-Portals kein Interesse daran hat, rechte Ideologien und rechtsradikale Medien wie „Der Fahnenträger“ oder „Umwelt & Aktiv“ als solche zu benennen, ist nachvollziehbar. Kaplans Holocaust-Relativierungen, seine menschenverachtenden Äußerungen, seine Positionen zum Nationalsozialismus, seine Sympathien für Rechtspopulist*innen und nicht zuletzt seine Tätigkeit für das rechte Portal „Wissensmanufaktur“ ergeben ein deutliches Bild. Helmut F. Kaplan ist vor dem Hintergrund dieser Äußerungen und Tätigkeiten nicht als Nazi zu bezeichnen, aber sehr wohl dem rechten Spektrum zuzuordnen. Es bleibt zu hoffen, dass sich Universitäten und andere Veranstalter*innen zukünftig eingehender über Kaplan informieren.

 

Artikelbild38


  1. http://www.wn.de/Muenster/2170398-Holocaust-Vergleiche-Umstrittener-Tierrechtler-Uni-haelt-an-Einladung-fest 
  2. https://et2c.wordpress.com/2015/11/05/shoahrelativierung-an-der-uni/
    https://archive.is/DaxD0 
  3. https://et2c.wordpress.com/2015/11/05/shoahrelativierung-an-der-uni/
    https://archive.is/DaxD0 
  4. http://tierrechte-kaplan.org/kompendium/a273.htm
    https://archive.is/UEiDq 
  5. http://tierrechte-kaplan.org/kompendium/a289.htm
    https://archive.is/ZFAW4 
  6. http://tierrechte-kaplan.org/kompendium/a142.htm
    https://archive.is/KEPUP 
  7. http://www.tierrechte-kaplan.org/interviews/
    https://archive.is/1cAKr 
  8. Kritik an Holocaust-Analogien:
    http://web.archive.org/web/20140707112102/http://www.nandu.net/de/nandu-und-der-kz-vergleich
    http://berta-online.org/?page_id=54
    http://www.tierrechts-aktion-nord.de/texte/petakritik.html
    http://jcpa.org/article/holocaust-trivialization/ 
  9. http://tierrechte-kaplan.org/kompendium/a332.htm
    https://archive.is/nEMtc 
  10. http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a389.htm
    https://archive.is/rBEi3 
  11. und es melden sich, den Unterschied aufzuzeigen, mit Vorliebe jene Leute zu Wort, die damals genau auch den Unterschied zwischen Menschen und Untermenschen wußten.
    http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a389.htm
    https://archive.is/rBEi3 
  12. http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a300.htm
    https://archive.is/LXrC2 
  13. http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a262.htm
    https://archive.is/TB7RH 
  14. http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a293.htm
    https://archive.is/mrezI 
  15. http://schmetterlingssammlung.net/2013/04/16/kommunikationsstrategien-der-neuen-rechten-2/
    https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust_%28Begriff%29
    http://publikative.org/2009/01/26/die-npd-und-der-holocaust-relativieren-statt-leugnen/ 
  16. http://www.wissensmanufaktur.net/personen
    https://archive.is/O2q7o 
  17. http://eiskaltland.blogsport.eu/2012/07/07/das-festival/
    https://archive.is/HIWP2 
  18. Bildzitat aus: https://www.youtube.com/watch?v=eOCzuVrMP28 
  19. https://archive.is/QQQBv
    http://www.zeit.de/2015/36/eva-herman-fluechtlinge-verschwoerung 
  20. http://tierrechte-kaplan.org/kompendium/a412.htm
    https://archive.is/2FO03 
  21. https://de.wikipedia.org/wiki/Universelles_Leben
    http://www.parlament-berlin.de/ados/16/BildJugFam/vorgang/d13-2272.pdf
    http://indyvegan.org/swissveg-toleranz-fuer-antisemitismus-und-sekten-unter-dem-v-label
    http://www.tvg-saar-vegan.de/literatur/colin-goldner/nazis-und-tierrechte/
    http://www.gegen-speziesismus.de/eventkoeln2011/erlaeuterung_und_reaktion.html 
  22. http://www.tierrechte-kaplan.org/interviews/
    https://archive.is/1cAKr 
  23. http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a323.htm
    https://archive.is/Fb8Wc 
  24. http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a323.htm
    https://archive.is/Fb8Wc 
  25. „Es gibt nichts Widerlicheres als ordinäre Fleischfresser in Konzertsaal und Restaurant: Sie heucheln Kultur, um im nächsten Augenblick die Leichen unschuldiger, barbarisch hingemetzelter Tiere zu verschlingen. Sie simulieren Moral, obwohl sie meilenweit unter jedem Kinderschänder und Massenmörder stehen. Während diese nämlich, wenigstens vor sich selbst, zu ihren Schandtaten stehen, mimen jene feine Sitten, wo in Wirklichkeit blanker Terror und obszöner Egoismus wüten. Gegenüber diesen frivolen Kulturschweinen ist jeder Auftragsmörder ein Hort moralischer Integrität.“
    http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a125.htm
    https://archive.is/YyJEi 
  26. http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a182.htm
    https://archive.is/aauzy 
  27. Der Originalbeitrag nicht mehr auf kaplans Website zu finden.
    http://vegan.de/foren/read.php?90,273865,273865#msg-273865
    https://archive.is/yJou7
     
  28. Helmut F. Kaplan: Leben – Lieben – Leiden. Norderstedt: Books on Demand, 2008, S. 89 
  29. http://www.tierbefreiung-hamburg.org/texte/protest-gegen-event-fur-tierrechte-in-koln
    https://www.youtube.com/watch?v=yrNdei_zX3Q 
  30. http://www.martinballuch.com/solidaritaet-mit-helmut-kaplan/
    https://archive.is/J7nds
    http://www.martinballuch.com/der-tierrechtskongress-wien-2014-ohne-ausgrenzung/comment-page-1/
    https://archive.is/ILY8p
    http://www.martinballuch.com/die-psychologie-der-ausgrenzung/comment-page-1/
    https://archive.is/P4Cdg
    http://www.martinballuch.com/meinungsfreiheit-ein-zentrales-prinzip-der-demokratie/comment-page-1/
    https://archive.is/VhVgJ
    http://www.martinballuch.com/denunziation-und-aufsplitterung-in-der-tierrechtsbewegung/
    https://archive.is/4ujBM 
  31. http://www.vgt.ch/doc/linksextreme/index.htm
    https://archive.is/Xklxg 
  32. https://de.wikipedia.org/wiki/Querfront
    http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/sonstiges/artikel/keiner-liebt-sie-ueber-den-fahnentraeger-und-rechte-extremisten-von-links.html
    https://syndikalismus.wordpress.com/2011/10/08/%E2%80%9Efahnentrager%E2%80%9C-querfront-nazis-geben-auf/ 
  33. https://de.wikipedia.org/wiki/Umwelt_%26_Aktiv
    http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/umwelt-aktiv-7998
    http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2008/08/29/grun-oder-braun-zum-nationalistischen-okomagazin-%E2%80%9Eumwelt-und-aktiv%E2%80%9C_387
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/rechtsextreme-entdecken-den-umweltschutz-a-814893.html 
  34. http://www.tierrechte-kaplan.org/interviews/index.html
    https://archive.is/BP4FV 
  35. http://www.fellbeisser.net/authors/holocaust-vergleich-wird-immer-wichtiger
    https://archive.is/YctDK 
  36. http://www.fellbeisser.net/authors/author/kaplan
    https://archive.is/submit/
    http://www.fellbeisser.net/authors/category/autoren/peter-h-arras
    https://archive.is/IrzOq 
  37. http://www.gegen-speziesismus.de/eventkoeln2011/erlaeuterung_und_reaktion.html
    https://archive.is/ARtU8
    Mit UL mein Kaplan hier die totalitäre, antisemitische Sekte „Universelles Leben“ 
  38. Bildzitat aus: https://www.youtube.com/watch?v=rpQZ4DCHnpY 

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Liebe nette Männer! Sechs Punkte, an denen es hakt

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Liebe nette Männer,

manchmal seid ihr kein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Klar, wir wollen alle nicht sexistisch sein, aber wir leben in einer Gesellschaft, in der Geschlecht eine wichtige Kategorie ist, an der Macht hängt. Viel davon haben wir verinnerlicht, und das zu erkennen und dagegen zu arbeiten, ist schwierig.

Da ich’s gewohnt bin, gratis für Männer zu arbeiten, habe ich, servicemäßig wie ich bin, ne Liste erstellt an Punkten, bei denen mir auffiel, dass es hakt.

  1. Du nimmst die Aussagen von Männern wichtiger als die von Frauen.
    Hab ich schon erlebt. Ich sage etwas. Nach einer halben Stunde Diskussion wiederholt ein Mann diese Aussage, und sie wird ernst genommen. Falls du auch lieber auf Männer hörst, schließe ich unten den gleichen Text nomma in ner Version an, in der ich aus der privilegierten Rolle spreche. Ich heiße ja auch Norbert, mich muss * ernst nehmen!
  2. Ungleiche Verteilung in der Reproduktionsarbeit.
    Gesellschaftliche Muster sagen uns, dass es akzeptabel ist, wenn ein Mann 0% der Reproduktionsarbeit übernimmt und eine Frau 100%. Falls du als Mann, männlich sozialisierte oder gelesene Person mit einer Frau, weiblich gelesener oder sozialisierter Person zusammen lebst, kann es schnell passieren, dass sich die Reproduktions/Hausarbeit ungleich verteilt. Männer* haben oft den Eindruck, dass sie viel machen, wenn sie 10% leisten, und bei 30% entsteht der Eindruck, dass sie bestimmt die Hälfte machen. Nehmt eure Freund*innen, Partn*, Mitbewohn* ernst, wenn sie euch sagen, dass es sich ungleich verteilt, und überlegt euch, wie ihr dagegen arbeitet. (Hint: So ein Haushaltsplan kann richtig schön anarchistisch sein <3)
  3. Du fühlst dich durch die Erfahrungswelten anderer angegriffen.
    Du bekommst eine Rückmeldung zu deinem Verhalten. Etwas hat eine Person verletzt, etwas wird als diskriminierend und sexistisch bezeichnet. Du bist empört, denn du bist ja kein Sexist! Nein, auch wenn du nicht vorsätzlich sexistisch bist, bist du mit Mustern aufgewachsen, die dazu führen, dass du gewisse Dinge tust, die der Gleichheit entgegen stehen. Auch wenn es gegen dein Selbstbild geht und es dich in dem Moment richtig kränkt, verletzt, wütend oder traurig macht – chillax, und versuche, anzunehmen, was dir zurück gemeldet wird.
    Menschen tauschen sich aus über ihre sexistischen Gewalterfahrungen. Du liest es, und du fühlst dich verurteilt, weil sie so gemein über die Männer reden. Atme tief durch, und denke kurz nach: Sagen wir tatsächlich: „Alle Männer sind so!“, oder reden wir gerade ausschließlich über die Männer, die so sind? Wenn letzteres zutrifft, nimm uns ernst, höre zu und überlege, ob du dich vielleicht doch an manchen Punkten so verhältst, dass sich andere unwohl fühlen.
    Wenn wir darüber reden, dass alle Männer böse sind – chillax. Lass uns reden, unseren Frust loswerden und wenn du dich wirklich gekränkt fühlst, kannst du das zu einem späteren Zeitpunkt anmerken. Meistens merke ich selbst, wenn ich mich in Stereotype verirre. Manchmal muss ich Frust loswerden und pauschal über alle Männer meckern. Manchmal muss ich sarkastisch sein, Herrschaftsmuster umdrehen und fiese Dinge sagen. #‎NotAllMen macht übrigens wirklich keinen Sinn. Es hilft nicht viel, wenn du sagst, dass du anders bist. Viele sagen das. Und doch reicht es, den einen zu treffen, der n Fiesling ist, um Schaden zu nehmen. Und ihm steht das seltenst auf die Stirn geschrieben. Nimm mir meine Erfahrung nicht weg. Sag mir nicht, dass ich schlimme Dinge nicht schlimm finden darf, weil du der herrschenden Gruppe angehörst und dich gekränkt fühlst. Und damit sind wir schon beim nächsten Punkt:
  4. Du nutzt dein Privileg doch gar nicht, also hast du es nicht.
    Nein. Privilegien kannst du nicht einfach annehmen oder ablegen, ebenso wenig wie Benachteiligungen. Du kannst dich natürlich bemühen, sie so wenig wie möglich auszunutzen (was ich zu schätzen weiß), aber dennoch sind sie da. Und das fiese an Privilegien ist, dass sie oft unbemerkt bleiben. Wenn du eingestellt wirst, weil es für weniger wahrscheinlich gehalten wird, dass du schwanger wirst, in Elternzeit gehst und intensiv der Reproduktionsarbeit nachgehst und eine Frau aus diesem Grund den Job halt nicht kriegt, dann merkst du das nicht. Wenn du dich in der U-Bahn breit machst und sich die Frau neben dir eingequetscht auf ihrem Sitzplatz verdreht, merkst du das vielleicht nicht. Wenn du in Eile bist und dir in der Innenstadt Menschen aus dem Weg gehen, weil du als Mann gelesen wirst, merkst du es nicht. Höchstens, wenn du deine Freundin* abhängst, weil sie sich zwischen den Menschen hindurchschlängeln muss, weil sie halt nicht so wichtig ist wie du.
    Dieser Punkt ist losgelöst von der eigenen Identität. Es kommt darauf an, als was dich andere Menschen lesen – also als Mann oder Frau. Auch trans* Menschen, die als Mann gelesen werden, sind in dieser Art privilegiert. Zugleich möglicherweise falsch zugeordnet und dadurch in einer marginalisierten Position. Kompliziert, und beim nächsten Punkt:
  5. Du kannst ja gar nicht diskriminieren, du bist ja selbst diskriminiert.
    Nein. Dass du in einer Sache diskriminiert bist, bedeutet nicht, dass du nicht trotzdem eine gewisse männliche Herrschaft ausübst, mit der du andere unterdrückst. Nicht vorsätzlich, nicht als fieser Patriarch, aber durch Sachen, wie in 1, 2 und 4 beschrieben. Das findet ja nicht nur auf der Ebene des Umgangs zwischen zwei Menschen statt, sondern auf so vielen.
  6. Eine Frau hat ein Problem, und deine Sorge gilt nur dem, was das für dich bedeutet.
    Das ist der fieseste Auswuchs eines nice guys, der mich richtig wütend macht. Das Internet und das real life sind voll von Gejammer, wieso Frauen nur auf Arschlöcher stehen. Du bist nett, und trotzdem ist die Frau, die du so doll magst, mit nem Typen zusammen, der sie schlecht behandelt. Er ist gemein zu ihr, und vielleicht sogar körperlich gewalttätig. Wäre sie mit dir zusammen, wärst du doch so gut für sie. Du würdest zwar das tun, was in 1-4 beschrieben wurde, aber du würdest sie nicht schlagen und nur ganz ganz selten fies zu ihr sein.
    Du bist Teil des Problems. Wenn du nicht denkst: „Oh, wie schrecklich, eine Frau ist in einer gewalttätigen Beziehung und ich bin mir unsicher, ob und was ich machen soll, denn kein* hat es verdient, so behandelt zu werden!“, sondern: „Würde sie regelmäßig meinen Schwanz lutschen, ginge es ihr doch besser!“, siehst du Frauen nicht als Individuen, sondern als Existenzen, die dir gut tun sollen und darüber hinaus keinen Belang haben.

Danksagung

Guys, ich liebe euch, weil ihr euch bemüht, das zu berücksichtigen. Weil ihr meine Rückmeldungen ernst nehmt, weil ihr euch selbst reflektiert, und weil wir uns gemeinsam darum bemühen, den Scheiß‘ hinter uns zu lassen. Auch wenn es verdammt viel Arbeit ist.
🌈 💙 ✳ ✂


~* Da Male Version *~

Liebe nette Mit-Männer,

manchmal sind wir kein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Klar, wir wollen alle nicht sexistisch sein, aber wir leben in einer Gesellschaft, in der Geschlecht eine wichtige Kategorie ist, an der Macht hängt. Viel davon haben wir verinnerlicht, und das zu erkennen und dagegen zu arbeiten, ist schwierig.

Da ich als Mann weiß, wie der Hase läuft, hab ich mal ne Liste aufgestellt, um allen ein für alle Mal zu erklären, wie das ist mit dem Sexismus.

  1. Wir nehmen die Aussagen von Männern wichtiger als die von Frauen.
    Hab ich schon erlebt. Eine Frau sagt etwas. Nach einer halben Stunde Diskussion wiederhole ich diese Aussage, und ich werde ernst genommen. Wir werten die Kompetenz von Frauen ab. Das ist nicht cool.
  2. Ungleiche Verteilung in der Reproduktionsarbeit.
    Gesellschaftliche Muster sagen uns, dass es akzeptabel ist, wenn ein Mann 0% der Reproduktionsarbeit übernimmt und eine Frau 100%. Falls du als Mann, männlich sozialisierte oder gelesene Person mit einer Frau, weiblich gelesener oder sozialisierter Person zusammen lebst, kann es schnell passieren, dass sich die Reproduktions/Hausarbeit ungleich verteilt. Männer* haben oft den Eindruck, dass sie viel machen, wenn sie 10% leisten, und bei 30% entsteht der Eindruck, dass sie bestimmt die Hälfte machen. Nehmt eure Freund*innen, Partn*, Mitbewohn* ernst, wenn sie euch sagen, dass es sich ungleich verteilt, und überlegt euch, wie ihr dagegen arbeitet. (Hint: So ein Haushaltsplan kann richtig schön anarchistisch sein <3)
  3. Du fühlst dich durch die Erfahrungswelten anderer angegriffen.
    Du bekommst eine Rückmeldung zu deinem Verhalten. Etwas hat eine Person verletzt, etwas wird als diskriminierend und sexistisch bezeichnet. Du bist empört, denn du bist ja kein Sexist! Nein, auch wenn wir nicht vorsätzlich sexistisch sind, sind wir mit Mustern aufgewachsen, die dazu führen, dass wir gewisse Dinge tun, die der Gleichheit entgegen stehen. Auch wenn es gegen mein Selbstbild geht und es mich in dem Moment richtig kränkt, verletzt, wütend oder traurig macht – ich chillax, und versuche, anzunehmen, was mir zurück gemeldet wird. Nur so kann ich eigene sexistische Muster reflektieren und dagegen arbeiten.
    Menschen tauschen sich aus über ihre sexistischen Gewalterfahrungen. Ich lese es, und ich fühle mich verurteilt, weil sie so gemein über die Männer reden. Wie soll ich damit umgehen? Tief durchatmen, kurz nachdenken. Sagen sie tatsächlich: „Alle Männer sind so!“, oder reden sie gerade ausschließlich über die Männer, die so sind? Wenn letzteres zutrifft, nimm sie ernst, höre zu und überlege, ob du dich vielleicht doch an manchen Punkten so verhältst, dass sich andere unwohl fühlen.
    Wenn sie darüber reden, dass alle Männer böse sind – chillax. Lass sie reden, ihren Frust loswerden und wenn du dich wirklich gekränkt fühlst, kannst du das zu einem späteren Zeitpunkt anmerken. Meistens merken sie selbst, wenn sie sich in Stereotypen verirren und müssen sich das nicht mansplainen lassen. Manchmal müssen sie Frust loswerden und pauschal über alle Männer meckern. Manchmal müssen sie sarkastisch sein, Herrschaftsmuster umdrehen und fiese Dinge sagen. #NotAllMen macht übrigens wirklich keinen Sinn. Es hilft nicht viel, wenn wir sagen, dass wir anders sind. Viele sagen das. Und doch reicht es, den einen zu treffen, der n Fiesling ist, um Schaden zu nehmen. Und ihm steht das seltenst auf die Stirn geschrieben. Nimm durch Geschlecht diskriminierten Personen ihre Erfahrungen nicht weg. Sag ihnen nicht, dass sie schlimme Dinge nicht schlimm finden dürfen, weil du der herrschenden Gruppe angehörst und dich gekränkt fühlst. Und damit sind wir schon beim nächsten Punkt:
  4. Wir nutzen unser Privileg doch gar nicht, also haben wir es nicht.
    Nein. Privilegien können wir nicht einfach annehmen oder ablegen, ebenso wenig wie Benachteiligungen. Wir können uns natürlich bemühen, sie so wenig wie möglich auszunutzen, aber dennoch sind sie da. Und das fiese an Privilegien ist, dass sie oft unbemerkt bleiben. Wenn ich eingestellt werde, weil es für weniger wahrscheinlich gehalten wird, dass ich schwanger werde, in Elternzeit gehe und intensiv der Reproduktionsarbeit nachgehe und eine Frau aus diesem Grund den Job halt nicht kriegt, dann merke ich das nicht. Wenn ich mich in der U-Bahn breit mache und sich die Frau neben mir eingequetscht auf ihrem Sitzplatz verdreht, merke ich das oft nicht. Wenn ich in Eile bist und mir in der Innenstadt Menschen aus dem Weg gehen, weil ich als Mann gelesen werde, merke ich es erst, wenn ich meine Freundin* abhänge, weil sie sich zwischen den Menschen hindurchschlängeln muss, weil sie halt nicht so wichtig ist wie ich. Dieser Punkt ist losgelöst von der eigenen Identität. Es kommt darauf an, als was dich andere Menschen lesen – also als Mann oder Frau. Auch trans* Menschen, die als Mann gelesen werden, sind in dieser Art privilegiert. Zugleich möglicherweise falsch zugeordnet und dadurch in einer marginalisierten Position. Kompliziert, und beim nächsten Punkt:
  5. Ich kann ja gar nicht diskriminieren, ich bin ja selbst diskriminiert.
    Nein. Dass ich in einer Sache diskriminiert bin, bedeutet nicht, dass ich nicht trotzdem eine gewisse männliche Herrschaft ausübe, mit der ich andere unterdrücke. Nicht vorsätzlich, nicht als fieser Patriarch, aber durch Sachen, wie in 1, 2 und 4 beschrieben. Das findet ja nicht nur auf der Ebene des Umgangs zwischen zwei Menschen statt, sondern auf so vielen.
  6. Eine Frau hat ein Problem, und meine Sorge gilt nur dem, was das für mich bedeutet.
    Damit bin ich ich der fieseste Auswuchs des nice guys. Das Internet und das real life sind voll von Gejammer, wieso Frauen nur auf Arschlöcher stehen. Wir sind nett, und trotzdem sind die Frauen, die wir so doll mögen, mit nem Typen zusammen, der sie schlecht behandelt. Er ist gemein zu ihr, und vielleicht sogar körperlich gewalttätig. Wäre sie mit mir zusammen, wäre ich doch so gut für sie. Vermutlich würde ich einiges von dem tun, was in 1-4 beschrieben wurde, aber ich würde sie nicht schlagen und nur ganz ganz selten fies zu ihr sein.
    Wenn wir das denken, sind wir ein ordentlicher Teil des Problems. Wenn wir nicht denken: „Oh, wie schrecklich, eine Frau ist in einer gewalttätigen Beziehung und ich bin mir unsicher, ob und was ich machen soll, denn kein* hat es verdient, so behandelt zu werden!“, sondern: „Würde sie regelmäßig meinen Schwanz lutschen, ginge es ihr doch besser!“, sehen wir Frauen nicht als Individuen, sondern als Existenzen, die zu unserem Spaß da sind und darüber hinaus keinen Belang haben.

Appell

Lasst uns nicht zu den Leuten gehören. Wir sollten uns darum bemühen, ein besseres Miteinander zu gestalten und uns nicht daran zu orientieren, dass es welche gibt, die ja noch viel fieser sind als wir. Auch wenn es richtig richtig weh tut, auf unsere privilegierte Position hingewiesen zu werden und zu hören, dass wir gerade Scheiße gebaut haben – wir sollten nicht aufhören, an uns zu arbeiten.
🌈 💙 ✳ ✂


Wir haben diesen Text mit freundlicher Erlaubnis von Düse übernommen. Denn wir glauben, dass er von möglichst vielen Menschen, insbesondere Männern gelesen werden sollte. Der Text steht unter Creavtive Commons Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 und erschien zuerst auf Facebook. Danke, Düse.

Artikelbild: BS Thurner Hof CC BY-SA 3.0

 

Der Beitrag Liebe nette Männer! Sechs Punkte, an denen es hakt erschien zuerst auf Indyvegan.


Attila Hildmann – Rechtspopulismus und Smoothies für den Frieden

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Polemik

Der vegane Hobbykoch Attila Hildmann zeigt, dass seine Zusammenarbeit mit dem rechten Kraftsportler Andreas Hordan zu seinem mittlerweile eingestampften, sexistischen Projekt „Vegangsta“ wohl doch nicht nur ein Ausrutscher war. Der bekennende „Patriot“1 Hildmann erklärte heute auf seiner Facebook-Seite:

„Frau Merkel hat noch nicht mal eine Ansprache zum Kriegseintritt gehalten so wie Schröder damals! Und mit ihrer Politik der offenen Grenzen ist sie Verursacherin davon, dass auch Terroristen ungehindert in unser Land kommen. Krieg führen und weiter Grenzen unkontrolliert offen lassen – so unfassbar unlogisch!“2

Attila Hildmann fremdenfeindlich

Hildmann erzählt seinen Fans das gleiche rechtspopulistische Märchen, das von Pegida über die AfD bis zum Compact-Magazin verbreitet wird. Er schürt fremdenfeindliche Ängste vor Geflüchteten, indem er unterstellt, unter Geflüchteten kämen Terrorist*innen nach Deutschland. Es ist wohl wahrscheinlicher, dass der vermeintliche Klimaschützer Attila Hildmann, der sich über Tempolimits auf Autobahnen beschwert, mit seinem  475 PS-Porsche gegen eine Brücke fährt, als dass auch nur ein Terrorist freiwillig eine lebensgefährlichen Einreise über das Mittelmeer einem entspannten und sicheren Linienflug  vorzieht.3 Die passende Selbstverteidigung kennen wir bereits von Attila Hildmann:

„ja natürlich ich als der Kanacke mit Hakennase verbreite „rechtspopulistischen“ Dreck! Schäm dich mal ein bisschen, denn GENAU das treibt die Leute in die Hände der AfD und anderer Parteien am rechten Spektrum, denn man kann nichts kritisches mehr sagen, ohne dass man gleich ein brauner ist“4

Attila Hildmann Verteidigung

Schuld am Erstarken rechtsradikaler Kräfte sind laut Hildmann natürlich nicht diejenigen, die (wie auch er) fremdenfeindliche Ressentiments bedienen, sondern jene, die darauf aufmerksam machen. Ob Hildmann bereits vor lauter Angst vor linksgrünversifftem Gutmenschen-Meinungsfaschismus das AfD-Beitrittsformular heruntergeladen hat, darüber lässt sich nur spekulieren.

Täter-Opfer-Umkehr strikes again

Auch der Klassiker unter den „Nur weil man rechte Parolen schwingt, ist man doch nicht rechts“-Verteidigungen ist mit von der Partie. Die einen zählen ihren internationalen Freundeskreis oder jüdische Menschen im Bekanntenkreis auf. Attila Hildmann nimmt seine Selbstbezeichnung als „Kanacke“ und die Herkunft seiner leiblichen Eltern her, um die Fremdenfeindlichkeit seiner Aussagen zu verharmlosen. Die Binsenweisheit, dass rechte Ideolog*innen weder zwingend weiß sein, noch in Deutschland geborene Eltern haben müssen, ist leider noch nicht zu Hildmann durchgedrungen. Die aktuelle Diskussionen um den rechtsradikalen Akif Pirinçci scheint Hildmann verpasst zu haben.

Auch den Mythos, man dürfe in Deutschland keine kritischen Anmerkungen zur Asylpolitik machen, ohne als „rechts“ verortet zu werden, finden wir in seinen Ausführungen. Er verwechselt valide Kritik mit fremdenfeindlicher Propaganda und reiht sich ein in die Riege, der von guten Argumenten und Fakten gequälten Konservativen. Wann das erste Feature mit Xavier Naidoo ansteht, ist wohl noch ungewiss.

Die Fan-Basis des veganen Matcha-Händlers ist nun nicht unbedingt bekannt dafür, in gesellschaftspolitischen Fragen besonders kritisch zu sein. In den Kommentaren unter Hildmanns Posting finden sich jedoch in diesem Fall auch kritische Kommentare. Diese werden von Hildmann mit bekannter Reaktanz abgeschmettert. Immerhin 235 Fans gefällt Hildmanns fremdenfeindliche Panikmache und die „du bist ja nur neidisch auf seinen Erfog“-Fraktion hält Hildmann nach wie vor wacker die Treue.

Und so sitzt Attila Hildmann gemütlich in seinem Loft, mixt einen Smoothie für den Frieden und sinniert über „früher“. Denn „früher wären die Leute zu Hunderttausenden auf die Straße gegangen“.


 

Stellungnahme

Wir haben uns entschieden, diesen Artikel nachträglich als „Polemik“ zu überschreiben.

Dieser Artikel hebt sich in der Tonalität deutlich von unseren sonstigen Veröffentlichungen ab. Daher war es uns wichtig, diesen Text entsprechend zu kennzeichnen.

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Europa hinsichtlich des breiten Erstarkens rechter Strukturen und der ansteigenden rechtsradikalen Übergriffe und Terroranschläge werden auch wir mal polemisch und zynisch, wenn wir sehen, dass nun auch noch der in Deutschland prominenteste Veganer mit fremdenfeindlicher Rhetrorik in die Öffentlichkeit geht.

Für uns gibt es an dieser Stelle auch keinen „Benefit of a doubt“ für Attila Hildmann. Gerade die Propagandamärchen rechter Ideologinnen werden seit Monaten breit in der Öffentlichkeit diskutiert und widerlegt. Wer auch nach diesen umfassenden Diskussionen und den zahlreichen Richtigstellungen und Einschätzungen von Expertinnen immer noch überzeugt ist von diesem fremdenfeindlichen Mythen, derdie greift nicht daneben sondern zeigt, dass ersie offen ist für derartige Ideologien. Die Tatsache, dass Hildmann das Posting nicht editiert/gelöscht hat und auch nicht erinsieht, dass er dort rechte Propaganda weiterverbreitet, bestätigt dies.

Attila Hildmann hat eine verhältnismäßig große Reichweite. Wenn er mit dieser nicht verantwortungsvoll umgeht und ungeprüft rechte Propaganda weiterverbreitet, so liegt das allein in seiner Verantwortung. Als in der Öffentlichkeit stehende Person muss er mit öffentlicher Kritik umgehen.

Wir werden uns nicht dafür entschuldigen, dass wir fremdenfeindliche Hetze öffentlich scharf kritisieren. Dabei ist es für uns, und mehr noch für die Betroffenen dieser Propaganda, zweitrangig, ob diese aufgrund mangelnder politischer Bildung, aufgrund des Bedrüfnisses nach einfachen Antworten und Feindbildern oder aufgrund von vollständiger Ideologischer Übereinstimmung verbreitet werden.

Bei einem, der in der Vergangenheit vor allem durch Kritikresistenz aufgefallenen, patriotischen Hobbykoch, der fortwährend Tierrechtsaktivist*innen abwertet, auf Tierhäuten durch die Gegend kurvt und kein Problem mit Sexismus hat, einzuwenden, man sollte ihn eher aufklären als abwatschen, erscheint uns „etwas“ naiv.

Es gibt aktuell immer wieder Diskussionen darüber, inwieweit man Menschen die auf solche Propaganda „hereinfallen“, eher aufklären statt öffentlich kritisieren soll. Dabei werden diese Menschen nicht nur als „Opfer“ von Propaganda verklärt und die wahren Opfer der Propaganda weiter marginalisiert. Es wird damit auch die Verantwortung verschoben. Auch bei den Querfront-Portalen wie „Veganonymous“ und „VeganerInnen gegen politischen Extremismus“ kann man diese Argumentationsstrategie beobachten.

Jeder einzelne Mensch ist dafür verantwortlich, dass nie wieder Faschistinnen an die Macht kommen, dass deren Ideologien keine Verbreitung finden und dass die von deren Hass betroffenen Menschen geschützt werden. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, die Thesen und Inhalte zu prüfen, die sieer verbreitet. Wir unterstützen das gern mit unserer Aufklärungsarbeit so gut wir können. Aber wir lassen uns nicht eine Verantwortung aufbürden, die nicht unsere ist.

Eure Indyveganer*innen

Der Beitrag Attila Hildmann – Rechtspopulismus und Smoothies für den Frieden erschien zuerst auf Indyvegan.

Total Liberation Interview 5 – Tierbefreiung Hamburg

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Der Begriff „Total Liberation“ taucht in den letzten Jahren immer häufiger in der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung auf. Er umschreibt die Idee, alle emanzipatorischen Bewegungen unter dem Überbegriff „Total Liberation“ zusammenzuführen. Da zu diesem Thema bislang eher wenig geschrieben wurde, haben wir verschiedene Gruppen und Einzelpersonen innerhalb und außerhalb der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung gefragt.

Wie verstehen und interpretieren einzelne Gruppen und Personen aus dem emanzipatorischen Spektrum das Konzept „Total Liberation“? Welche Perspektiven und Möglichkeiten bietet dieser Ansatz? Welche Herausforderungen und Probleme ergeben sich aus dem Zusammenschluss mit anderen, nichtveganen, emanzipatorischen Gruppen? Wie können wir das Thema für Aktive aus dem emanzipatorischen Spektrum attraktiv zu machen, für die Tierrechte und Tierbefreiung aktuell noch nicht Teil ihres politischen Engagements sind? Wir wollen damit eine Diskussion zu diesem Thema anstoßen – innerhalb und außerhalb der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung. Wir hoffen auf fruchtbare und konstruktive Diskussionen.

Für unsere ersten vier Total Liberation-Interviews sprachen wir mit der Berliner Tierbefreiungsaktion (BerTA), den Kreaktivisten sowie den Menschen für Tierrechte – Tierversuchsgegner Saar e. V. und LISA Wiesbaden. Nach einer längeren Pause dieser Serie, hier nun unser Interview mit der Tierbefreiung Hamburg.


 

Stellt euch kurz vor. Seit wann gibt es eure Gruppe und was sind die Schwerpunkte eurer Arbeit?

Seit knapp 10 Jahren setzt sich Tierbefreiung Hamburg für die Befreiung der Tiere aus Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnissen, in denen sie in unserer Gesellschaft gefangen gehalten werden, ein. Wir zielen mit unserer Arbeit darauf, die institutionalisierte und systematische Gewalt an Tieren zu beenden. Im Unterschied zum traditionellen Tierschutz setzen wir uns nicht für eine Reform der Tierausbeutung, größere Käfige oder derartiges ein, sondern für deren Abschaffung.

Wir beteiligen uns an Kampagnen der Tierbefreiungsbewegung, z.B. im Rahmen der Offensive gegen die Pelzindustrie. Wir haben die Kampagne LPT-Schließen gegen ein Hamburger Tierversuchslabor initiiert und organisieren auch überregionale Proteste gegen unterschiedliche Felder der Tierausbeutung. Ein weiteres Anliegen ist es uns, neue Impulse für die politische Praxis zu geben und das gesellschaftskritische Profil der Tierbefreiungsbewegung zu schärfen, indem wir bspw. auf Kongressen Raum für Reflexion der gegenwärtigen Theorie und Praxis der Bewegung bieten. Nicht zuletzt setzen wir uns gegen Repression ein und unterstützen aktiv Gefangene und von Repression betroffene Aktivist_innen.

Der Begriff ″Total Liberation″ taucht ja in den letzten Jahren immer häufiger auf. Was versteht ihr unter dem Begriff ″Total Liberation″?

Ja es stimmt, man stößt immer öfter auf den Begriff, d.h. es werden Demoaufrufe mit dem Slogan überschrieben, hier und da sieht man mal Banner mit entsprechender Aufschrift. Mehr allerdings nicht. „Total Liberation“ ist weder ein theoretisches Konzept noch eine bestimmte Praxis, mit der Politik gemacht wird. Es ist mehr ein Slogan, mit dessen Verwendung darauf verwiesen wird, dass man sich nicht einseitig für die Befreiung der Tiere einsetzen möchte, sondern sich auch gegen andere Ausbeutungsverhältnisse richtet.

Diese Intention finden wir richtig. Sich bspw. gegen die Ausbeutung von Tieren durch die Fleischindustrie zu richten, aber die Ausbeutung von Menschen in den Schlachtfabriken, die Vertreibungen für den Futtermittelanbau oder die mit der Nahrungsproduktion verbundene Naturzerstörung unberücksichtigt zu lassen, wäre aberwitzig. Das ist den meisten Tierrechtler_innen und Tierbefreier_innen schon klar. Allerdings fehlt es an Bewusstsein, wie man diese Überzeugungen in eine politische Praxis münden lässt, also gemeinsam mit anderen Bewegungen kraftvoll gegen ausbeuterische Verhältnisse vorgehen kann.

Und wir sind der Meinung, Akteure aus anderen Bewegungen werden nicht an unsere Tür klopfen, nur weil wir jetzt „Total Liberation“ schreiben oder sich in unseren Selbstverständnissen auch mal das Wort Kapitalismus finden lässt. Wichtiger ist es, bei Aktionen oder Kampagnen stärker mit anderen Bewegungen zusammen zu arbeiten und die gemachten Erfahrungen zur Weiterentwicklung unserer Konzepte und Strategien zu nutzen.

Auch auf theoretischer bzw. auch wissenschaftlicher Ebene bedarf es Bemühungen, genauer auszuarbeiten, wie denn verschiedene Unterdrückungsverhältnisse und Ausbeutungsformen eigentlich genau zusammenhängen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und stützen, oder welche Parallelen sie aufweisen. Doch auch ihre Unterschiede und Alleinstellungsmerkmale müssen in den Blick genommen werden. Die in Tierrechtskontexten teilweise zitierte Formel „Rassismus = Sexismus = Speziesismus“ erscheint uns in diesem Zusammenhang arg verkürzt und zu undifferenziert. Auch darüber, was man denn eigentlich für ein Konzept von diesen Begriffen jeweils hat und welche sozialen Phänomene darunter zu verstehen sind, gibt es sicherlich keinen Konsens und ist noch einiges an Theoriearbeit zu leisen.

Welche Perspektiven und Potentiale seht ihr im Hinblick auf die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen emanzipatorischen Gruppen?

Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse, ob von Menschen oder Tieren, sind eng miteinander verbunden. Das haben wir anhand der Fleischindustrie schon angedeutet. Wenn wir die Gewalt gegen Tiere beenden wollen, kommen wir nicht umhin auch die ökonomische Basis der Tierausbeutung in den Blick zu nehmen. Tiere gelten im kapitalistischen Produktionsprozess nicht als einzigartige Individuen, sondern als austauschbare Ressource, Produktionsmittel oder Ware. Die Produktion folgt den Notwendigkeiten fortschreitender Kapitalakkumulation. Wir brauchen niemandem erzählen, dass hiervon nicht nur Tiere sondern auch Menschen betroffen sind. Tatsächlich zielen soziale Kämpfe darauf, zentrale Lebensbereiche der kapitalistischen Verwertung zu entziehen. Ob Energiekämpfe, Solidaritätsbewegungen gegen Landgrabbing im globalen Süden oder Kampagnen gegen die Fleisch- und Agrarkonzerne, für alle wäre es ein Gewinn, wenn wir die organisatorische Vereinzelung überwinden und einen kraftvollen Widerstand aufbauen würden.

Als Tierbefreier_innen stehen wir in Bezug auf die Bündnisarbeit mit der Linken aber erst am Anfang, gerade weil uns Erfahrungen fehlen. Dies war für uns auch ein Grund zur Beteiliung an den Blockupy-Aktionstagen aufzurufen. Das Krisenregime zielt auf die Aufrechterhaltung kapitalistischer Ausbeutung, von der nicht zuletzt die Tiere betroffen sind, es ist für uns nur konsequent zu solchen Anlässen gemeinsam mit anderen Gruppen und Bündnissen auf die Straße zu gehen. Für uns war es auch wichtig, in Austausch mit anderen Aktiven zu treten, schließlich müssen der herrschenden Politik solidarische Perspektiven entgegengesetzt werden. Und wir haben „unsere“ Erfahrungen, die auch für andere interessant sein könnten: Wir verstehen durchaus etwas davon, Konzerne oder Industrie ökonomisch unter Druck zu setzen – man denke nur an die äußerst schlagkräftigen Kampagnen gegen die Pelzindustrie oder Großkonzerne wie Hundington Life Scienes (HLS).

Selbstverständlich wollen wir uns nicht auf Großevents beschränken. Gerade beim Thema Fleischindustrie sehen wir viel Potential für eine Zusammenarbeit mit anderen linken Bewegungen. Es gibt Bürgerinitiativen vor Ort, mit denen Kampagnenbündnisse wie Mastanlagen Widerstand oder Tierfabriken Widerstand recht eng zusammenarbeiten. Aber es gibt noch einige andere Akteure, die sich mit dem Thema beschäftigen, etwa die Initiativen, die zum Klimawandel arbeiten oder Organisationen, die gegen Landgrabbing kämpfen. Und wir sollten natürlich nicht die ArbeiterInnen in den Schlachtfabriken, die aufgrund ihrer Lage oftmals gnadenlos ausgebeutet werden, aus dem Blick verlieren.

Welche Herausforderungen und Probleme seht ihr im Kontakt und in der Zusammenarbeit mit anderen, nicht veganen, Gruppen, aus dem emanzipatorischen Spektrum? Mit welchen Vorbehalten werdet ihr konfrontiert und wie geht ihr damit um?

Klar gibt es oft Berührungsängste, z.B. in punkto gemeinsame Positionen finden. Es gibt aber auch Gruppen, die Bock haben mit Tierbefreier_innen zusammenzuarbeiten und andere Perspektiven als Bereicherung erfahren. Und dann gibt es immer auch Leute, die sich Diffamierungen, die insbesondere im antideutschen Spektrum verbreitet sind, zu eigen machen.

Was aber auffällt ist, dass trotz Klimadebatten, Biohype und der öffentlich geführten Diskussion um die Produktion von (tierlichen) Lebensmitteln nur wenige emanzipatorische Gruppen daran arbeiten, linke Positionen zu diesem Themenbereich zu erarbeiten. Obwohl es offensichtlich ist, dass die Politik der Agrarkonzerne globale Abhängigkeiten verschärft oder aber die kapitalistische Lebensmittelproduktion erheblichen Anteil an der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen hat, werden die Themen Nahrungsmittelproduktion, Fleischindustrie und Agrarwirtschaft eher stiefmütterlich von den allermeisten linken Gruppen behandelt. Das macht eine Zusammenarbeit nicht gerade leichter.

Was kann man aus eurer Sicht tun, um die Tierbefreiungsbewegung für Aktive aus dem emanzipatorischen Spektrum attraktiv zu machen, für die Tierbefreiung aktuell – noch – kein Thema ist?

Tja, wir streiten, ob wir unsere Message eher über coole Umhängetaschen und Elektropunk verbreiten sollten oder doch lieber etwas mehr Action auf unseren Demos versprechen sollten, damit die erlebnisorientierten Grüppchen zu unseren Demos kommen… Nein im Ernst, große Teile der Linken sind in ihrer Subkultur versunken, wir werden hier unsere Fähnchen nicht nach dem Wind richten.

Wenn wir von Initiativen ernst genommen werden wollen, die linke Politik nicht nur zum Zeitvertreib machen, dann muss sich die Tierbefreiungsbewegung dennoch weiterentwickeln. Wir müssen uns aktiver in linke Debatten einbringen, und die „Tier-Frage“ auf die Agenda setzen, auch wenn das bisweilen nervenaufreibend ist. Hierbei ist natürlich hilfreich, darauf hinzuweisen, in wie weit das Thema Tierausbeutung mit anderen klassischen linken Themenbereichen in Verbindung steht. Doch wir müssen natürlich auch ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Tiere als Opfer von systematischer Gewalt anerkannt und um ihrer selbst Willen befreit werden müssen.

Ein weiterer Aspekt ist die Schärfung des linken Profils der Tierrechtsbewegung. Tierschützer_innen, Veganer_innen und Tierbefreier_innen werden nicht nur in der Presse in einen Topf geworfen. Das Problem ist aber zum Teil hausgemacht. Für Außenstehende ist eben nicht immer ersichtlich, für welche politischen Positionen die Tierrechtsbewegung steht. Z.B. setzen wir uns nicht aus irgendwelchen Bodyfitness-Gesundheits-Selbstoptimierungsgründen für Veganismus ein, sondern aus Solidarität mit den erniedrigten Tieren und das sollte man auch so sagen. Und unser Anspruch kann nicht “Hauptsache für die Tiere” sein, sexistische Plakatkampagnen können uns genauso gestohlen bleiben, wie Tierschutzgruppen, die in rechtsoffenen Äußerungen ihrer Unterstützer_innen kein Problem sehen. Es ist aber auch niemanden geholfen, wenn man sich immer nur abgrenzt. Wir müssen vor allem durch die Wahl unser Aktionsformen, durch die Art der Vermittlung von Inhalten, durch entsprechende Konzeptionen von Kampagnen und durch das Engagement in anderen progressiven sozialen Bewegungen praktisch zeigen, wie eine linke Tierbefreiungspolitik konkret aussehen kann.

Danke für das Interview @ Tierbefreiung Hamburg

Übersicht aller bisher veröffentlichten Total Liberation-Interviews.

Der Beitrag Total Liberation Interview 5 – Tierbefreiung Hamburg erschien zuerst auf Indyvegan.

Die Deutschland-HASSER : Review

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Die antisemitische Verschwörungs- und Reichsbürgerideologin Ines Pritzl aus Köln, die sich im Internet Jasinna nennt, veröffentlicht bereits seit 2009 auf unterschiedlichen Kanälen Videos die ein sehr breites Spektrum rechter Verschwörungsagitation abdecken. Nun teilte der nicht minder antisemitische Verschwörungsideologe, Rechtspopulist und Vollveganer Ken Jebsen eines ihrer neusten Werke auf Twitter1 und zeigte damit, nachdem er bereits einen offen rassistischen Text auf KenFM veröffentlichte2, wie nah er Pegida ideologisch steht. Sein Auftritt auf der rassistischen Plauener Veranstaltung „Wir sind Deutschland“ sowie seine Zusammenarbeit mit dem völkischen Antisemiten Jürgen Elsässer rahmen das Ganze.

KenFM Ken Jebsen Jasinna Die Deutschen Hasser

Kurzversion

Mahnwachen-Aktivist*innen werden mit diesem Video bei dem sorgsam verbreiteten Feindbild der Antideutschen abgeholt, das diese Bewegung für so ziemlich alle benutzt, denen sie nicht vorwerfen kann, vom Staat gesteuert zu sein, die sie aber dennoch kritisieren. Das Hauptpaket beinhaltet aber vor allem Hetze gegen Geflüchtete und eine gute Prise Verschwörungswahn. Auch neurechte Ideolog*innen bekommen im dem Video genug Interpretationsspielraum, um auf ihre Kosten zu kommen. Den Identitären gefällt das.

Geflüchtete werden laut Jasinna von verschworenen Kräften zum Zwecke der Destabilisierung und Neuordnung Europas angelockt. Laut ihrem Bild sind Geflüchtete mit einer Naturkatastrophe vergleichbare, potenzielle Terrorist*innen, sind gewalttätiger als Deutsche, randalieren sobald etwas nicht nach ihrem Willen geht, simulieren Hilfebedürftigkeit, sind aber eigentlich kräftig gebaut, geben sich frecherweise nicht mit menschenunwürdigen Versorgungsbedingungen in den Geflüchteten-Camps am Rande der EU zufrieden, sind schlechte Eltern, fassen Frauen zwanghaft an, vergewaltigen Frauen und Kinder, fliehen nur vereinzelt wirklich vor Krieg, und all das liege nicht daran, dass sie „böse Menschen“ seien. Nein, Geflüchtete sind laut Jasinna einfach so „konditioniert“. Kulturrassismus in Reinform. Der AfD und Akif Pirincci gefällt das.

Die Antifa ist laut der Reichsbürgerin vom Staat finanziert und sieht, genau wie Jutta Ditfruth überall Nazis wo eigentlich keine sind. Dabei ist Jasinna sehr konsequent darin, unter dem Begriff „Nazi“ nur jene zu summieren, die sich positiv auf den Nationalsozialismus beziehen und Glatze tragen. Rechte Ideologie außerhalb von Neonazi-Gefilden gibt es für Jasinna nicht. Jürgen Elsässer gefällt das.

Die völkisch-rassistischen Pegida-Veranstaltungen werden zu Rentner-Spaziergängen verklärt. Rechtsradikale Aufmärsche zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im zweiten Weltkrieg erklärt uns Jasinna als, für sie nachvollziehbare, Gedenkveranstaltungen. Rassistische Ausschreitungen wie in Heidenau, die von Neonazis mobilisiert werden, stellt sie uns als Proteste besorgter Bürger*innen vor, die nur aufgrund des Eingreifens der Antifa gewalttätig werden konnten. Gleichmäßig über das Video verteilt, transportiert Jasinna die Angst vor dem nahenden „Volkstod der Deutschen“, ohne auch nur einmal das Wort Volk dafür zu verwenden. Auch die rechte Phrase über das angebliche „Scheitern von Multikulti“ hören wir explizit nur einmal. Auf kommunikations-strategischer Ebene weiß sie sehr genau was sie tut.

Ken Jebsen gefällt das. Und er zeigt mit der vermehrten Verlinkung solcher Inhalte zunehmend deutlicher wo er politisch steht und macht sich damit auch gegenüber politisch weniger erfahrenen Menschen erkennbarer als rechter Ideologe. Indyvegan gefällt das.

Extended Version

00:00

Nach einer kurzen Einführung zur Geschichte der Antideutschen äußert sich Jasinna dort bestürzt darüber, dass ein in ihren Augen harmloser Fakelzug von Neonazis zum 70. Jahrestage der Bombardierung Dresdens in einem Fernsehbeitrag als „schauriger Aufmarsch“ bezeichnet wurde. Sie sieht die Menschen dort in erster Linie als Trauernde, stellt aber sicherheitshalber klar, dass sie nicht mit Nazis sympathisiere. Gleich darauf erklärt sie den Zuschauer*innen aber noch schnell, dass ihr eine Antifa-Demonstration wesentlich mehr Angst mache, als ein „stiller Trauerzug“ (von Neonazis) und zeigt, dass ihr auch rechtsradialer Geschichtsrevisionismus nicht fern ist.

10:50

Jasinna behauptet, dass bei der Bombardierung Dresdens mehr Menschen starben als in Hiroshima und Nagasaki zusammen.

Faktencheck

Nach den niedrigsten Schätzungen starben 90.000 Menschen in Hiroshima und 61.000 Menschen in Nagasaki. Zusammen also 151.000 Menschen.3 Bei der Bombardierung Dresdens waren es nach höhsten Schätzungen 25.000 Menschen.4 Jasinna summt also hier das rechtsradikale Lied von angeblich nach unten gefälschten Opferzahlen. 5

16:59

Und hier ist auch bereits Schluss mit dem Fokus auf Antideutsche. Ab hier wird die Antifa insgesamt als Masse betrachtet und angegriffen. So findet sich einiges an Pegida-Rhetorik. Rechtsradikale Übergriffe und Stimmungsmache gegen Geflüchtete in Heidenau und Schneeberg werden zu Demonstrationen von besorgten Bürger*innen verklärt. Antifas wird vorgeworfen, nur für Randale in fremde Städte zu reisen, während in ihren Heimatstädten Geflüchtete ihre Hilfe brauchen. Gleichsam wird Antifaschist*innen unterstellt, außer Randalen und „Refugees Welcome“-Bannern nichts für Geflüchtete zu tun. Der Großteil der Randale in diesen Städten sei von der Antifa ausgegangen. „Besorgte Bürger*innen“, die „einfach nur sagen, dass sie nicht noch mehr Flüchtlinge oder gar keine mehr aufnehmen wollen“ seien keine Nazis. Dass die NPD die Proteste in Heiden initiiert hat, findet Jasinna „sekundär“. „Denn, wenn kein Bedarf bestanden hätte, sich gegen diese Flüchtlingsunterkunft auszusprechen, dann wären da ja nicht tausend Leute hingegangen.“

29:20

Weiter geht es mit fremdenfeindlicher Stimmungsmache gegen Geflüchtete. So wird eine Eskalation in einer Unterkunft in Suhl als Anlass berechtigter Kritik an Geflüchteten im Allgemeinen dargestellt. Im Folgenden werden unter dem Titel „Flüchtlings-Randale“ gewaltätige Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten gezeigt.

39:28

Dann folgt die bekannte Melodie von den „alleinreisenden Männern“ aus dem rechtspopulistischen Werkzeugkoffer. Jasinna reicht hier aber die Andeutung, weil sie weiß, dass ihr Publikum das genauso zielsicher zu deuten weiß, wie einen Verweis auf die Rothschilds.

40:12

Jasinna resümiert: „Wie auch immer, halten wir einfach mal fest, es kommt sehr häufig zu Randale in Flüchtlingsheimen und es gibt sexuelle Übergriffe auf Frauen. Ja, und diese sexuellen Übergriffe bleiben nicht auf Flüchtlingsheime begrenzt. Auch in den Städten berichten Frauen davon, belästigt zu werden, bis hin zu Vergewaltigung.“[sic!] Entgegen der Faktenlage, dass unter Geflüchteten keinerlei höhere Straffälligkeit in irgendeinem Bereich zu verzeichnen ist als unter Deutschen 6, führt sie weiter aus: „Ja, und an dieser Stelle würde ich gern jedem der triggermäßig sofort Nazi ruft, ja sobald Kritisches über Asylanten geäußert wird, raten, sich mal kurz vorzustellen, es hätte sich bei dem Vergewaltigungsopfer um die eigene Schwester gehandelt.“

44:13

Noch deutlicher fährt sie fort: „Ja, und weil man offensichtlich schon mitbekommen hat, dass es für, sagen wir einige Asylanten, natürlich nicht alle, aber eben doch ausreichend viele, so dass es offensichtlich ins Gewicht fällt, schwierig ist, ihre Finger von Frauen zu lassen, die das nicht wollen[…]“ Im Weiteren wird Reiner Wendt (Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft) gezeigt, der Sorge über steigende Kriminalität durch Geflüchtete äußert. Dass es dafür in der Praxis keinerlei Hinweise gibt, wird nicht gesagt. Wendt sagte, bezogen auf Muslime, bereits gegenüber dem rechten Compact-Magazin: „Frauen sind weniger wert. Frauen muss man weder beachten noch respektieren. Das gehört fast zu den genetischen Grundbausteinen dieser Kultur.“7 Auch als Verfechter von racial-Profiling machte er sich bereits einen Namen.8

44:12

Hier legt Jasinna nochmal nach und betont die angebliche „Vergewaltigung von Kindern“ durch Geflüchtete und behauptet, dass die Medien nicht darüber berichten würden, um das Bild von Geflüchteten nicht negativ zu beeinflussen. „Wir hören hier also vom Chef der deutschen Polizeigewerkschaft, ja, also nicht von irgendeinem sogenannten Fremdenfeind oder gar Nazi, dass es in Flüchtlingsheimen Vergewaltigungen nicht nur an Frauen gibt […] sondern auch an Kindern. Ja, also an Kin-dern! Und das insgesamt offensichtlich in einem solchen Ausmaß, dass trotz der Abwägung die definitiv stattgefunden haben wird, sowas lieber nicht über Asylanten an die Öffentlichkeit zu tragen, damit die allgemeine Stimmung nicht kippt.“

46:31

„Dass enge Heime und null Privatsphäre ein Horror sein können, ja, dafür hab ich volles Verständnis. Aber das erklärt nicht die Vergewaltigungen an Frauen und Kindern, ja, sowie äh Zwangsprostitution. Und es erklärt nicht, weshalb sich Geflüchtete wie Verfolger aufführen, zum Beispiel indem sie auf Polizisten und Einheimische losgehen. All das kann man mit der Enge von Unterkünften nicht mehr rechtfertigen.“

48:14

Womit Jasinna die Ursachen für die von ihr beschriebenen und auf alle Geflüchteten bezogenen Vorgänge sieht, erklärt sie gleich darauf. So erklärt sie, dass Geflüchtete aufgrund „kultureller Eigenarten“ gewaltbereiter seien.

49:23

Im folgenden zeigt sie 6 Presseberichte von Tötungsdelikten in Geflüchteten-Unterkünften und kommentiert diese als „gegenseitiges Abschlachten“ und versucht damit abermals rassistische Ressentiments gegen Geflüchtete zu schüren. Dabei dokumentiert sie diese Fälle mit Presseberichten aus der Presse, die angeblich nicht ehrlich über Geflüchtete berichten dürfe. Die Fakten lässt sie auch hier weg.

Faktencheck:

Bei einer Einwohnerzahl von 82,1 Millionen 9 wurden in Deutschland im Jahr 2014 2.179 Tötungsdelikte (Mord und Totschlag) registriert.10 Das ergibt ein Tötungsdelikt pro 37.265 Einwohner*innen. Im Jahr 2014 lag die Gesamtzahl in Deutschland lebender Geflüchteter bei 629.000.11 Ca. 758.000 weitere geflüchtete Menschen sind im Jahr 2015 dazu gekommen.12 Insgesamt leben derzeit also ca. 1.387.000 geflüchtete Menschen in Deutschland. Jasinna dokumentiert 6 Taten in denen nur teilweise die Täter*innen ermittelt wurden. Nehmen wir an, es sei gesichert, dass in allen Fällen Geflüchtete die Täter*innen waren. Und nehmen wir an, es gäbe noch 4 weitere Fälle die sie bei ihren Recherchen nicht gefunden hat. Bei einer Gesamtzahl von 10 Tötungsdelikten käme man damit auf ein Tötungsdelikt auf 138.700 Geflüchtete. Diese Zahlen spiegeln das wieder was das BKA aber auch unterschiedliche Landeskriminalämter auf Anfrage immer wieder mitteilen. Es gibt keinerlei Anstieg der Kriminalität durch Geflüchtete. Und selbst wenn der rechtsradikale Wahn von Jasinna zutreffend wäre und nicht 6 sondern 37 Tötungsdelikte dokumentiert wären, ergäbe das dann überhaupt erst eine ähnliche Quote wie für Deutschland insgesamt. Aber auch dann, wenn Geflüchtete doppelt so häufig Tötungsdelikte begehen würden wie der Gesamtdurchschnitt in Deutschland (dafür müssten es insgesamt nicht 6 sondern 74 Tötungsdelikte sein), so würde dies in keinster Weise etwas an der Hilfebedürftigkeit von Menschen ändern. Nach den Zahlen von Jasinna sind 99,99957 % der Geflüchteten keine potenziellen Mörder*innen oder Totschläger*innen. Unter Deutschen sind es nur 99,99731 %.

52:12

Nach dem offensichtlichen Lippenbekenntnis, sie wolle nicht sagen „Seht her, die bösen Flüchtlinge“ erklärt Jasinna, dass es ihr nur darum ginge, „Lügen“ und „Beschönigungen“ aufzuzeigen. Welche Lügen und Beschönigungen das seien, erfahren wir in dem fast zweistündigen Machwerk nicht. Im Folgenden Teil wird es dann besonders perfide. Geflüchtete, die sich an der Ungarischen Grenze gegen die Schließung wehren und mit Tränengas zurückgehalten werden, unterstellt sie, dass diese nicht hilfebedürftig sein können, wenn sie Kraft zum „Randalieren“ haben. Sie bezeichnet sie als „hochaggressive Männer“. Im Weiteren beschuldigt sie die Eltern von geflüchteten Kindern, sich mit ihren Kindern in dem Bereich aufgehalten zu haben, der mit Tränengas beschossen wurde. Auch den Zusammenbruch einer Mutter vor ihrem Kind kommentiert Jasinna noch zynisch mit Erziehungsratschlägen.

52:00

„Wenn man es also zulassen möchte, es sich selbst also zugesteht, es wahrzunehmen, ja. Dann könnte man zur Kenntnis nehmen, dass dieses aggressive Verhalten oder diese Ausschreitungen an diesem Grenzzaun leider keine Ausnahme waren, denn auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Griechenland kommt es und kam es zu aggressivem Verhalten. Und zwar immer dann, wenn die Dinge nicht so laufen wie man es sich vorgestellt hatte.“

57:00

Ausschreitungen vor einer Erstaufnahmeeinrichtung auf Lesbos (Griechenland) bezeichnet sie als „Bürgerkriegshölle“ geschaffen von Geflüchteten, die „angeblich […] seit Monaten oder Jahren unterwegs“ waren und wissen müssten was Geduld bedeute. Grund der dortigen Ausschreitung ist eine eklatante Unterversorgung der Verwaltung sowie Konflikte die erwartbar daraus resultieren, dass syrische Geflüchtete mit Vorrang registriert werden. Jassina kommt es gelegen, um einmal mehr ihre kulturassistische Geschichte von gewalttätigen Geflüchteten zu weiterzuspinnen.

59:37

In einem kurzen Zusammenschnitt möchte Jasinna mit solchen „sich häufenden Szenen“ aufzeigen, „wovor die Leute Angst haben“. Mit „Leute“ mein Jasinna Pegida-Demonstrant*innen, die sie in erster Linie als „besorgte Bürger“ verkauft.

1:00:00

Sie wirbt im folgenden für einen Dialog zwischen vermeintlich „besorgten Bürgern“ und der „Mehr-Flüchtlinge-Fraktion“ und behauptet, „die Medien“ würden „mehrheitlich nur zwei Optionen anbieten. Dafür oder dagegen“. Antifaschist*innen vergleicht Jasinna mit dem IS.

1:07:25

Deutschland wird als Land dargestellt, dessen Einwohner*innen zukünftig aus sehr viel mehr Menschen bestehen wird, die nicht bereits seit Generationen in Deutschland leben. Richtig. Die Autorin wertet das nicht sofort. Doch wenig später serviert sie einen Zusammenschnitt an Zitaten von Politiker*innen, die sich negativ auf den deutschen Nationalismus und positiv auf Zuwanderung beziehen. Eine braune Suppe aus Nationalismus und Angst vor „Umvolkung“ rührt uns Jasinna dort im Subtext an, ohne den Begriff selbst zu verwenden.

1:08:50

Dann arbeitet sie sich noch an Jutta Ditfurth ab, deren Engagement gegen Faschismus, Rechtsradikalismus, Antisemitismus und völkische Ideologie sie als „Aufarbeitung eines Traumas“ darstellt, welches darauf basiere, dass Ditfurth in der Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte auf sehr viele Nazis gestoßen sei. Wie in Querfront-Kreisen üblich, wir Ditfurth als jemand dargestellt, der Nazis sieht wo keine sind. Antifa-Demonstrationen in Heidenau werden als „keine gruppenverbindende Erlebnispolitreisen mehr, wo man mal so richtig schön Randale machen kann“.

1:15:40

Dann wird uns der Verschwörungsmythos von der staatsfinanzierten Antifa aufgetischt, der in rechtsradikalen Kreisen aber auch bei den völkisch-antisemitischen, sogenannten Mahnwachen für den Frieden bereits zu den Klassikern zählt. Antifas werden standesgemäß als „linke Faschisten“ bezeichnet, über deren Straftaten die Presse angeblich nicht berichte und die juristisch nicht belangt würden. Direkt im nächsten Schnitt sieht man einen MDR-Beitrag der über Sachbeschädigungen von Antifas am Amtsgericht in Leipzig.

1:18:00

Nach einer kurzen Aufzählung, wer alles nicht auf Pegida-Gegendemos wäre, wenn alles gut wäre in Jasinna-Deutschland, werden Pegida-Demonstrant*innen als „Pegida-Rentner“ verharmlost, „die eh nichts machen können“.

1:22:20

Geflüchtete, die den Zuständen in den Aufnahmelagern an den EU-Außengrenzen entkommen wollen und sich in Deutschland eine würdigere Unterbringung und eine bessere Versorgung erhoffen, werden als unzufriedene Menschen dargestellt, die mehr fordern als ihnen zustehe. Jasinna spricht hier von „sogenannten Refugees“ und wirft die Verschwörungsideologische Frage nach dem Interesse der USA und Großbritanniens, möglichst viele Geflüchtete nach Deutschland zu „locken“. Hier freuen sich die Querfront-Fans die den Verschwörungsmythos von Christoph Hörstel anhängen, Geflüchtete würden von den USA als „Migrationswaffe“ eingesetzt, um Europa zu destabilisieren.

1:28:50

Im folgenden Teil klärt uns Jasinna noch darüber auf, dass Geflüchtete dazu „konditioniert“ seien, sich positiv auf ihre Nation zu beziehen und sich in Konfliktfällen zuerst mit Geflüchteten aus dem eigenen Herkunftsland zu solidarisieren. Damit sei für sie der Demospruch „Wir sind bunt“ ad absurdum geführt. Die Autorin, die gerade noch den rassistisch-nationalistischen Mob von Pegida als harmlose „Pegida-Rentner“ verteidigte, will nun also Nationalismus bei Geflüchteten gewittert haben, der eine Bunte Gesellschaft verhindere.

1:29:50

Jasinna weist darauf hin, dass Syrien nicht an Deutschland grenzt und merkt an, dass die meisten Geflüchteten bereits durch mehrere sichere Länder gereist seien bevor sie in Deutschland ankamen. Ein beliebtes Argument fremdenfeindlicher Agitation, um Geflüchtete als Menschen darzustellen, die nicht genug bekommen können. In diesem Zusammenhang findet sich oft auch die Argumentation, dass diese Menschen, auch wenn sie aus einem Kriegsgebiet kommen, ab dem Punk an dem sie das erste, vermeintlich sichere, Land verlassen haben, als „Wirtschaftsflüchtlinge“ zu bezeichnen seien. Es handelt sich dabei um eine argumentative Vorbereitung auf die Art von Fremdenfeindlichkeit wie sie von neurechten Parteien wie der AfD aber auch von rechtskonservativen Parteien wie der CSU und der CDU kommuniziert werden.

1:30:48

Geflüchtete aus Syrien bezeichnet Jasinna als „Minderheit“, obwohl diese Menschen die mit Abstand größte Gruppe von Geflüchteten ausmachen, die aktuell nach Deutschland flüchten. 13 Warum sie das tut, erschließt sich nur im Gesamtkontext. Mit dieser Behauptung wollen rechte Ideolog*innen implizieren, dass nur eine Minderheit von Geflüchteten tatsächlich vor Krieg fliehe und damit hilfebedürftig sei.

1:33:30

Auch mit der Angst, mit Geflüchteten könnten Terrorist*innen nach Deutschland einreisen, spielt Jasinna in ihrem Video, um auch noch diesen Punkt neurechter Agitation gegen Geflüchtete abgedeckt zu haben. So spricht sie von „nicht wenige[n], die sich nach der Ankunft einfach ein Taxi nehmen und kein Mensch weiß dann wohin sie fahren“. Gleich darauf kommt sie, anhand eines Falls, zu dem sie keinerlei Hintergrundinformationen liefert, wieder auf die „Anspruchshaltung einiger Flüchtlinge“ zu sprechen und erklärt, dass sie dies nur zeige, um einen Kontrast zur Berichterstattung im „Mainstram-TV“ zu bieten. Denn dort werden Geflüchtete laut Jasinna „ausschließlich als überqualifizierte Facharbeiter oder angehende Fußballstars präsentiert werden“. Auf welchen Sendern sie derartig einseitige Darstellungen gesehen haben will, erklärt sie nicht. Dass die angebliche Minderheit syrischer Geflüchteter im Schnitt tatsächlich einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Akademiker*innen mit sich bringt, erzählt sie und nicht. Auch die Frage, welchen Einfluss der Bildungsgrad auf die Hilfebedürftigkeit eines Menschen haben soll, bleibt offen.

1:34:30

Wie „galant“ man seine fremdenfeindliche Agitation einpacken kann, zeigt Jasinna abschließend. So erklärt sie Geflüchtete wie auch alle weiteren in Deutschland lebenden Menschen zu „Bauern auf einem Schachbrettspiel das von anderen gespielt wird. Denn all das was jetzt abläuft, scheint schon lange geplant gewesen zu sein.“

1:34:53

Eine Studie der UNO in der berechnet wurde wie viel Zuwanderung Deutschland brauche, um die demografischen Probleme zu lösen, die in Zukunft auf die Sozialsysteme wirken, stellt Jasinna als dunklen Plan der Mächtigen dar. Worin eigentlich genau das Problem liege, wenn Deutschland sich noch stärker als Zuwanderungsland begreifen würde, erfahren wir nicht. Das bleibt der Gedankenfreiraum den Jasinna an vielen Stellen schafft, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Linke Verschwörungsideolog*innen finden darin genauso ihren Stoff wie neue Rechte die Angst vor dem „Volkstod der Deutschen“ haben. Hier wird es nun sehr gerissen. So unterstellt Jasinna der UNO eine Mitschuld am Ertrinken von Geflüchteten im Mittelmeer, weil diese sich nicht gegenüber „Frau Merkel“ darum bemüht habe, Gelder zu akquirieren, mit denen man die Geflüchteten in der Nähe der Herkunftsländer versorgen könnte. Dass die teure und lebensgefährliche Überfahrt ein Problem ist welches nicht von der UNO sondern von der EU und ihren Mitgliedsstaaten leicht zu lösen wäre, verschweigt sie.14

1:37:30

Die Einstellung der Hungerhilfe für syrische Geflüchtete in Jordanien, der Türkei, im Libanon, in Ägypten sowie im Irak im Jahr 2014 mutmaßt Jasinna als gesteuerten Akt zur Forcierung des „Überschwämmen[s] Europas mit Flüchtlingen“. Dies setzt sie lieber in Anführungszeichen, damit die Richtung ihrer Agitation nicht zu .leicht erkennbar wird. Ziel des düsteren Plans der UN sei die „Neuordnung Europas“ durch „Geostrategen“. Dabei bleibt unerwähnt, dass die Einstellung der Hungerhilfe aufgrund ausbleibender Zahlungen einiger Geberländer geschah und nicht, weil bei der UN Reptiloide das Ruder übernommen haben.15

1:39:31

Die Rede der Grünen-Abgeordneten Stefanie Berg, in der sie sich positiv darauf bezieht, dass die zukünftige Gesellschaft in Deutschland keine ethnischen Mehrheiten mehr kennt, wird von Jasinna als „Nachquatschen“ dessen, „was bei der EU auf dem Gesinnungsplan steht“. Auch hier erfahren wir wieder nicht, was eigentlich Jasinnas Problem mit einem solchen Gesellschaftsbild ist. Die Formulierung „eine von der in Deutschland lebenden Bevölkerung bezahlte Angestellte“ als Bezeichnung für Bundes- oder Landtagsabgeordnete zieht sich durch den gesamten Film und ist Ausdruck der Reichsbürgerideologie von Ines Pritzl.

1:42:15

Im Hinblick auf Morddrohungen gegen Politiker*innen spricht sie von „sogenannten Rechten“. Warum diese nur „sogenannt“ seien, bleibt wiederum offen. Aber um gleicht auf wieder links und rechts in einen Topf werfen zu können, zeigt sie Drohungen die sie selbst erhalten habe.

1:43:45

Abschließend wird es nochmal kurz absurd, als sie Nazis mit Guppies vergleicht, um zu belegen, dass Gregor Gysi in einem Interview indirekt alle Deutschen als Nazis bezeichnet haben soll.

Jasinna lässt uns noch wissen: „Oah, was bin ich happy, dass dieses Video endlich vorbei ist, ja. Das war so anstrengend, weil man sich bei diesem Thema formulieren muss wie eine Katze in einem chinesischen Ming-Vasen-Laden.“ Und dabei hat sie sich wirklich viel Mühe gemacht. Was neue Rechte jedoch nicht verstehen, ist dass sich jede noch so „raffinierte“ Chiffrierung rechter Ideologie am Ende doch selbst entlarvt. Auch für uns war dieses Video sehr anstrengend, Jasinna. Aber was tut man nicht alles als linksgrünversiffter, staatlich gesteuerter Gutmensch, um rechten Ideologien auf den Zahn zu fühlen.

Kommunikationstechnik

Jasinna weiß genau was sie tut und sie weiß welche Chiffren sie benutzen kann, um bei politisch unerfahren Rezipient*innen auf offene Ohren zu stoßen, ihr ideologische Stoßrichtung aber stets beizubehalten. Dabei schafft sie ein braunes Grundrauschen das sich über das gesamte Video hält und das unaufgeregter daherkommt als es für Rechtspopulist*innen üblich ist. Sie bedenkt alle möglichen Vorwürfe, die man ihr in ihrem Vortrag machen könnte und geht auf diese vorauseilend ein. Dabei sagt sie stets was sie nicht tun will, während sie es gleichzeitig tut oder gerade getan hat. Eine Technik die sich besonders leicht über Videos realisieren lässt, weil hier die Bildsprache mit einem widersprüchlichen Kommentar versehen werden kann. Ähnlich wie Mahnwachen-Aktivist*innen die sich gegen Rechts aussprechen und dann mit Reichsideolog*innen, Antisemiten und Rechtspopulist*innen die Bühne teilen. Oder auch wie Rassist*innen die sagen: „Ich habe nichts gegen Ausländer, aber…“ Und hinter dem „aber“ kommt dann erwartbar rassistische Äußerungen. Man glaubt, mit der Aussage „Ich tue xy nicht…“ könnte man Menschen beeindruckt über sein tatsächliches Handeln hinwegtäuschen. Jasinna versucht das konsequent bei fast jedem Punkt, der sie als rechte Ideologin entlarven könnte.

In verschwörungsideologisch konsequenter Andeutungsrhetorik gibt sie den Zuschauer*innen genau den Raum den es braucht, um möglichst viele reaktionäre Ideolog*innen unter einen Hut zu bekommen. Gleichzeitig sagt sie nur wenig Explizites worauf sie von politisch unerfahrenen Menschen festgenagelt werden könnte. Im Gegenteil. Die Rolle der wohlwollenden, vorgeblich multiperspektivischen Menschen- und Weltversteherin, die nach jedem Satz ein sich auf Verständnis rückversicherndes „ja?“ ins digitale Schwurbelland haucht, spielt sie souverän. Mit Formulierungen wie „manche sind der Meinung“ oder „es gibt Leute die glauben“ leitet sie Behauptungen ein, die selbst nicht explizit als ihre eigenen vermittelt sehen will. Ohne jegliche kritische Betrachtung dieser vermeintlich fremden Behauptungen bleibt es jedoch durchsichtig, dass sie diese Formulierungen nicht beschreibend einsetzt, sondern instrumentell. Liebe Jasinna, es gibt Leute die sagen, du seist eine antisemitische, völkisch-rassistische, verschwörungsideologische Reichsbürgerin, der einiges an Aufwand betreibt, um nicht als solche erkannt zu werden. Auch wir gehören zu diesen Leuten und gratulieren dir zu einem weiteren gescheiterten Versuch.

Der Beitrag Die Deutschland-HASSER : Review erschien zuerst auf Indyvegan.

Befreiung abgesagt – Kommunikation auch

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Unter dem Titel „Total Liberation Demo“ wollten die Veranstalter*innen von Voice of Liberation, Animal Rights Watch und der Tierrechtsinitiative Aschaffenburg am 23. Januar 2016 in Wiesbaden alle emanzipatorischen Befreiungskämpfe für Mensch und Tier zusammen auf die Straße bringen. Nun wurde die Demonstration überraschend und kurzfristig abgesagt. Die offizielle Begründung wirft eine Reihe von Fragen auf.

Die Veranstalter*innen erklärten in ihrer Stellungnahme vom 18. Dezember 2015:

„Wir haben in der Bewegung eine Entwicklung wahrgenommen, die uns nicht nur nicht gefällt, sondern zunehmend erschreckt. Gerade Gruppen und Personen, die sich als emanzipatorisch bezeichnen, fallen durch ihren totalitären Anspruch und ihr repressives Vorgehen gegenüber anderen (vermeintlich weniger emanzipatorischen) Gruppen und Personen auf.“1

In ihrer Stellungnahme kritisieren die Veranstalter*innen „moderne Internetpranger“ und bezeichnen die beschriebenen Entwicklungen als Blockwart-Kultur“. Abschließend teilen sie mit:

„Wir meinen aber auch, dass es dringend eines Diskurses innerhalb der Bewegung über diese Entwicklung bedarf. Die Wiesbaden Total Liberation Demo 2016 sagen wir deswegen ab und werden für Anfang 2016 einige Diskussionsveranstaltungen organisieren und hoffen, dass wir nach etwas Reflexion die Basis haben werden, um das Thema Total Liberation in der Bewegung zukünftig besser adressieren zu können.“

Auf der Facebook-Seite von Voice of Liberation meldeten sich daraufhin eine Reihe von Tierrechtsaktivist*innen zu Wort, die der Stellungnahme keine schlüssige Begründung für die Absage der Demonstration entnehmen konnten.2 So wurde mehrfach gefragt, warum die Absage der Demonstration notwendig war. Schließlich stehe eine Diskussionsveranstaltung zu dem von den Veranstalter*innen beklagten Problem in keinem Zusammenhang und auch in keinem Widerspruch zu der planmäßigen Durchführung der Demonstration. Auch wurden Vorwürfe laut, die Veranstalter*innen würden einzelne, ungeklärte Konflikte auf dem Rücken der Bewegung austragen und dabei eine Spaltung derselben in kauf nehmen. Nach aktuellen Erkenntnissen gab es seitens der Veranstalter*innen keinerlei Versuche, die Veranstaltungs-Orga an eine andere Tierrechtsgruppe abzugeben. Eine anonyme Gruppe von Tierrechtsaktivist*innen verfasste zu der Absage einen offenen Brief, in dem es heißt:

„Ihr sagt einen Monat vorher und ohne jede öffentliche Diskussion, eine tradtionsreiche Demo ab und stellt die Bewegung damit vor vollendete Tatsachen. Nach dem Motto „Friss oder stirb“ betreibt ihr eine autoritäre antiemanzipatorische, die Bewegung ausschließende Entscheidungspolitik und haltet es nicht für nötig eure Aktion nachvollziehbar zu begründen.“(sic!)3

Voilib selbst reagierte auf keine der aufgeworfenen Fragen. Der Verein teilte in einem Facebook-Kommentar mit:4

Voice of Liberation Voilib

Welche Probleme die Gruppe in der digitalen Kommunikation sieht und wo diese zu erkennen seien, bleibt fraglich. Die Kommunikation in besagtem Thread verlief weitestgehend sachlich. Einzig eine Tierrechtsaktivistin, die sich hinter die Entscheidung der Veranstalter*innen stellte, beleidigte in diesem Thread Diskutant*innen und warf allen kritisch Nachfragenden vor, Fake-Profile von ein und der selben Person zu sein. Darüber hinaus lässt sich nicht nachvollziehen, warum die Veranstalter*innen eine Diskussion auf Facebook nicht für zielführend halten.

Wir haben Voice of Liberation (Voilib), Animal Rights Watch (ARIWA) und auch die Tierrechtsinitiative Aschaffenburg (TIA) schriftlich um Stellungnahme gebeten. Von keiner der drei Organisationen erhielten wir eine Antwort. Der Originaltext unserer Presseanfrage findet sich am Ende dieses Artikels.

Ist Indyvegan gemeint?

Unbestätigten Gerüchten zufolge sei mit „moderne Internetpranger“ auch unsere Seite gemeint. Wir selbst hatten die „Total Liberation Demo“ bisher nur einmal, und zwar positiv, in einer Frage im Rahmen unserer Total Liberation Interview-Serie erwähnt.5 Wir können uns daher nicht erklären, welcher Zusammenhang zwischen der Absage der Demonstration und unserem Netzwerk bestehen soll. Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass sich seitens der Vorstände von ARIWA, Voilib und der TIA bis heute niemand mit Kritik an uns gewandt hat. Auch unabhängig von der Frage, welche „Gruppen und Personen“ die Organisator*innen in ihrer Stellungnahme meinen, bleibt unklar, woraus die Notwendigkeit der Absage der Veranstaltung resultiert.

Zusammenhang zum Fall „Kaesmacher“?

Ebenfalls unklar ist, inwieweit Gerüchte zutreffen, wonach die Absage der Demonstration im Zusammenhang mit Diskussionen um die ehemalige Mitarbeiterin des Vereins die tierbefreier e.V., Viola Kaesmacher, steht.6 Im Oktober 2014 hatte Kaesmacher, die bis dahin langjährige Mitarbeiterin des Vereins war, die Mitgliederliste einer geheimen Facebook-Gruppe an den rechtsradikalen Querfrontideologen Semael Nahash Karzinger7 weitergegeben, welcher diese wenig später auf der Website des rechtsradikalen Unternehmers Thomas Opalka8 veröffentlichte.9 Die Aktivist*innen der betroffenen Recherchegruppe engagierten sich gegen rechte Ideologien innerhalb der „veganen Szene“. Nach dem Vorliegen umfassender Indizien dafür, dass Kaesmacher die Liste weitergegeben hatte, nachdem sie im Rahmen einer Anfrage in ihrer Funktion als Tierbefreier-Mitarbeiterin in der Gruppe zu Gast war, wurde sie vom Verein entlassen. Auf der Mitgliederliste standen auch Aktivist*innen mit Klarnamen. Darunter auch Vereinsmitglieder der Tierbefreier. Einzelne Mitglieder stellten sich trotz dieses schwerwiegenden Vertrauensverlusts hinter Kaesmacher. Heiko Weber, Vorstand von Voilib und Mitorganisator der „Total Liberation Demo“, kritisierte die öffentliche Diskussion um den durch Kaesmacher begangenen Verrat und ihre politische Kooperation mit einem Rechtsradikalen als „systematische Existenzvernichtung“ und sah Viola Kaesmacher im „Fadenkreuz antideutscher Blockwarte“.10 Wenig später sagte Weber die Total Liberation Demo ab.

Die Diskussionen um Viola Kaesmacher haben für einige Turbulenzen innerhalb der Tierbefreier*innen-Szene gesorgt. Ein möglicher Grund für die Absage der Demonstration könnte sein, dass die Unterstützer*innen Kaesmachers innerhalb der Demo-Orga kein Interesse hatten, mit Tierrechtsgruppen gemeinsam eine Demo zu bestreiten, die sich in dieser Frage deutlich kritisch positionieren und nur wenig Mitleid für eine Person übrig haben, die antifaschistische Aktivist*innen an einen Neonazi verraten hat. Da die Veranstalter*innen auf unsere Anfragen nicht reagierten, können wir hier jedoch nur spekulieren.

„Blockwart-Kultur“

Nicht zuletzt irritiert uns, dass Gruppen und Organisationen wie Voilib, ARIWA und die Tierrechtsinitiative Aschaffenburg, die sich sonst klar gegen Holocaust-Analogien in der Tierrechtsarbeit aussprechen, antifaschistische Aufklärungsarbeit auf eine Stufe mit NS-Verbrechen stellen. Eine derartige Instrumentalisierung der NS-Verbrechen zur rhetorischen Aufladung der eigenen Stellungnahme mit einem Begriff wie „Blockwart“ finden wir absolut untragbar und mit emanzipatorischen Positionen unvereinbar. Das ist ein Schlag in die Gesichter der Opfer von NS-Verbrechen. Wir empfehlend den Veranstalter*innen an dieser Stelle dringend, sich mit dieser Begrifflichkeit und den dahinter stehenden Verbrechen auseinander zu setzen und sich dahingehend politisch fortzubilden.11

Fazit

Was bleibt, sind eine Reihe offener Fragen, eine fehlende, nachvollziehbare Begründung für die Absage einer wichtigen Veranstaltung und der Gesamteindruck einer konsequenten Kommunikationsverweigerung auf Seiten der Veranstalter*innen. Diese versuchen hier aus unserer Sicht, einer öffentlichen Diskussion bewusst aus dem Weg zu gehen. Zudem werden all jene aus der angekündigten, lokalen Diskussionsrunde ausgeschlossen, die daran aus finanziellen, aus logistischen Gründen oder aus Gründen der Wahrung ihrer Anonymität nicht teilnehmen können. Auch wir finden eine offene bewegungsinterne Diskussion über die Strategien im Umgang mit rechten Ideologien innerhalb der Szene wichtig. Der Zusammenhang einer solchen Diskussion mit der Total Liberation Demo in Wiesbaden erschließt sich uns auch nach längerem Nachdenken nicht.


Text unserer Presseanfrage:

Anrede,

in einer Stellungnahme vom 18. Dezember 2015 sagen die Organisator*innen
der "Total Liberation Demo Wiesbaden" die Veranstaltung ab. Hinsichtlich
unserer Berichterstattung zu diesem Vorgang bitten wir nun Sie als
Mitorganisator*innen der Demo um Stellungnahme zu unseren folgenden Fragen.

Damit wir diese Stellungnahme für unseren Artikel berücksichtigen
können, bitten wir Sie, uns diese bis Mittwoch 23.12.2015 14:00 Uhr
zurück zu senden.

1. Ist es richtig, dass Sie offiziell an der Organisation der o.g.
Veranstaltung beteiligt sind?

2. Waren Sie an der Entscheidung, diese Organisation abzusagen, beteiligt?

Wenn ja, hier weiter. Wenn nein, hier Ende.

Im Zusammenhang mit dieser Absage kam es unter Tierrechtsaktivist*innen
zu einiger Verwirrung und Kritik. Die konkreten Gründe für die Absage
werden in der Stellungnahme nicht genannt. So ist dort lediglich von
"Gruppen und Personen" die durch "totalitären Anspruch und ihr
repressives Vorgehen gegenüber anderen (vermeintlich weniger
emanzipatorischen) Gruppen und Personen" auffallen.

3. Welche Gruppen und Personen sind hier gemeint?

4. An welchen konkreten Beispielen wird diese Einschätzung festgemacht?

5. Es gibt Gerüchte nach denen damit "Indyvegan" gemeint sei. Ist das
richtig? Und wenn ja, welche Teile unseres politischen Engagements
vermitteln einen "totalitären Anspruch" und "repressives Vorgehen"? Und
warum hat sich aus dem Kreis der Organisator*innen bisher niemand mit
Kritik an unser Netzwerk gewandt?

6. Welcher kausale Zusammenhang besteht zwischen der Entscheidung die
Demonstration abzusagen und den in der Stellungnahme genannten, von den
Organisator*innen beobachteten Entwicklungen?

7. Wurde die Stellungnahme mit ihrer Organisation abgestimmt?

Wenn ja,...
8. Die Stellungnahme setzt mit der Bezeichnung "Blockwart-Kultur" die
Aufklärungsarbeit antifaschistischer Aktivist*innen mit Verbrechen der
Nazis auf eine Ebene. Damit wird Recherchearbeit, öffentliche
Aufklärung, das Üben öffentlicher Kritik und das Aufstellen von
Forderungen an NGOs und Veranstalter*innen mit der Bespitzelung und dem
Verrat von jüdischen Menschen und politischen Gegner*innen im
NS-Faschismus sowie deren darauffolgender Deportation gleichgesetzt.
Neben aller Kontroverse die man über antifaschistische Internetpranger
führen kann: Was war das Ziel dieser Rhetorik? Ging es darum, die
Verbrechen der Nazis auf das Level von Internetprangern herunter zu
relativieren oder sehen Sie antifaschistische Recherche- und
Aufklärungsarbeit tatsächlich als mit Nazi-Verbrechen vergleichbar an?

Die abschließende Begründung der Stellungnahme lautet:

"Wir meinen aber auch, dass es dringend eines Diskurses innerhalb der
Bewegung über diese Entwicklung bedarf. Die Wiesbaden Total Liberation
Demo 2016 sagen wir deswegen ab und werden für Anfang 2016 einige
Diskussionsveranstaltungen organisieren und hoffen, dass wir nach etwas
Reflexion die Basis haben werden, um das Thema Total Liberation in der
Bewegung zukünftig besser adressieren zu können."

9. Was sprach bei der Entscheidung, die Demonstration abzusagen,
dagegen, eine entsprechende Diskussionsveranstaltung zu planen, die
Demonstration aber dennoch durchzuführen?

10. Gab es Versuche, andere Organisationen und/oder Aktivist*innen für
eine Durchführung der Demonstration zu gewinnen, um an diese zu
übergeben, als klar war, dass das bisherige Orgateam die Veranstaltung
nicht durchführen möchte?

11. Es gibt eine Reihe von Akteur*innen, die für diese Demonstration
mobilisiert haben. Warum wurde die Bewegung nicht in diese Entscheidung
einbezogen?

12. Es gibt Mutmaßungen, dass die Entscheidung der Absage der
Veranstaltung in Zusammenhang mit den Diskussionen um "Viola Kaesmacher"
stehe. Ist das zutreffend? Und wenn ja: Welcher Zusammenhang besteht
dort genau?

13. Welche Vorkehrungen treffen die Organisator*innen, um auch den
Menschen eine Teilnahme an der angekündigten Diskussion zu ermöglichen,
die aus zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht an einer "analogen"
Diskussionsrunde in Hessen oder Luxemburg teilnehmen können?

14. Welche Organisationen und Gruppen waren an der Entscheidung
beteiligt, die Demonstration abzusagen?

Wir danken schon vorab für Ihre Stellungnahme.

Der Beitrag Befreiung abgesagt – Kommunikation auch erschien zuerst auf Indyvegan.

Veganmagazin – Von Rüdiger Dahlke, Sexismus und Schleichwerbung

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Wir haben 4,90 € für das aktuelle Veganmagazin ausgegeben und Erstaunliches entdeckt. Im aktuellen Heft des Veganmagazins findet sich ein Interview mit dem Rechtsesoteriker und Verschwörungsideologen Rüdiger Dahlke. Das Heft mit den kleinen Buchstaben, herausgegeben von dem Tierschützer Christian Vagedes, gerät wiederholt aufgrund fragwürdiger Inhalte in die Diskussion. Ein Beitrag über fehlende Berührungsängste nach rechts, über Sexismus, Schleichwerbung und über die angeblich fehlende Nachweisbarkeit von Viren und elektrischem Strom.

Paul Watson & Sea Shepherd

Zuletzt war es ein Feature des rechtsoffenen Tierschützers Paul Watson in der Ausgabe vom Oktober 2015 das für Kritik sorgte. Insbesondere die enge Zusammenarbeit von Watsons Meeresschutzorganisation Sea Shepherd mit der rechtsradikalen Tierschützerin Brigitte Bardot und ihrer Stiftung sehen viele Tierrechtsaktivist*innen als einer der Gründe, diese Organisation nicht zu unterstützen.1

Veganmagazin Paul Watson Sea Shepherd

Rüdiger Dahlke

Das aktuelle Heft präsentiert den Arzt und Esoterik-Scharlatan Dr. Rüdiger Dahlke als seriöse Instanz in gesundheitlichen Fragen, in einem Interview über vegane Säuglingsnahrung, . Neben einigen wirklich sinnvollen und teilweise fachlich richtigen Anmerkungen von Herrn Dahlke, findet sich dort vor allem Werbung für seine Bücher und Seminare, deren Nennung von Dahlke  auf unterschiedlichen Wegen herbeigekrampft wird. Schönstes Beispiel:

Persönlich erlebe ich in meiner Ärtztausbildung Integrale Medizin, an der inzwischen jeder Interessierte teilnehmen kann, schon große und ständig noch zunehmende Offenheit für das Thema »vegan«.

Am Ende des Interviews erfahren wir, wie es um den „Schaden“ für die Figur der stillenden Frau bestellt ist. Um diesen müsse man sich keine Sorgen machen, denn Mütter die „mit Hingabe und Überzeugung“ stillen, seien davon nicht betroffen. Nicht genug, dass Dahlke hier esoterisches Geschwurbel mit der Fortschreibung des sexistischen und gleichsam lookistischen Frauenbildes, vom niemals alternden Frauenkörper kombiniert. Im letzten Teil dieses Absatzes  legt er nach und erzählt die Geschichte von einer leiblichen Mutter von 6 Kindern und „ihrer fabelhaften Figur die Männer in Seminaren regelmäßig nervös macht“. Am Ende das Artikels findet sich unter „Literatur zum Thema“ eine Auflistung dreier Bücher Dahlkes sowie ein Link zu seinem Onlineshop. Dort verkauft Dahlke neben seinen Büchern eine Reihe von wirkungslosen, teilweise sehr teuren Esoterikprodukten. Dieses zum Beispiel:

GeoWave Welle

Bei der GeoWave-Welle handelt es sich um ein Wellblech, welches das „Biofeld“ des Menschen und die „Funktion der Chakren“ positiv beeinflussen soll.2 Von der Redaktion geschätzte Material und Produktionskosten: 30 €. Im Webshop von Rüdiger Dahlke finden sich weitere, ähnliche Produkte.

Dem „Chuck Norris der Feinstofflichkeit“, verlieh die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (gwup) im Jahr 2013 das „Goldene Brett“ für sein Lebenswerk.3 Neben der „Reinkarnationstherapie“, vertritt Dahlke eine Reihe von fragwürdigen, zum Teil schwer gesundheitsgefährdenden Therapieformen wie beispielsweise das „Lichtfasten“. Der menschliche Körper soll demnach in der Lage sein, seinen Energiebedarf allein durch Licht decken zu können. Dahlke, der außerdem Anhänger der Chemtrail-Verschwörungsthese ist, glaubt zudem an eine staatliche Manipulation der „Mainstreammedien“ und solidarisierte sich mit der Montagsquerfront4 sowie mit dem Reichsbürgerideologen Xavier Naidoo.5 Von Mobbing betroffene Menschen hält Rüdiger Dahlke für „Wahnsinnig“.6 Zuletzt machte Dahlke mit einem fremdenfeindlichen Text auf seiner Facebook-Seite auf sich aufmerksam.7

Die Vegane Gesellschaft Deutschland und die Esoterik

Die Organisation mit dem irreführenden8 Namen Veganen Gesellschaft Deutschland e.V., deren Vorstand der Veganmagazin-Herausgeber Christian Vagedes ebenfalls ist, bewirbt auch dieses Heft auf ihrer Facebook-Seite.9 Zu der dort aufkommenden Kritik an diesem Interview erwiderte die Organisation unter anderem:

„man sollte mit begriffen wie »esoterik« nicht so um sich werfen. denn mit einem solchen begriff ist es wie mit anderen. es gibt scharlatane und es gibt leute, die eine interessante botschaft haben.“(sic!)10

Auf den Einwand einer Facebook-Nutzerin, Esoterik beginne dort, wo Aussagen nicht verifizierbar seien, beantwortete die VGD:

„dann ist ja die die virologie demnach esoterik? und eine chemotherapie ist eine esoterische behandlungsmethode bei krebs? denn so richtig »verifizierbar« ist das alles nicht. selbst elektrischer strom wäre demnach »esoterik«, denn vieles davon können wir noch immer nicht erklären. mit solchen vermeintlichen »argumenten« kann man sich zwar »schön« streiten, mit einer sachlichen debatte hat das alles aber nichts zu tun. „(sic!)11

Vegane-Gesellschaft-Deutschland-Chemotherapie-Virologie-Esoterik

Demnach sei die Wirkung von Chemotherapien, die Existenz von Viren und elektrischer Strom nicht „so richtig verifizierbar“. Aus wissenschaftlicher Sicht ein großer Nonsens, mit dem die VGD versucht, esoterische Therapiemethoden wie das „Lichtfasten“ aufzuwerten.

Weitere Unterstützer*innen Dahlkes

Der Präsident der Schweizer Organisation Swissveg, Renato Pichler, der wegen seiner öffentlichen Solidarisierung mit dem verurteilten Antisemiten Erwin Kessler und seiner Zusammenarbeit mit der Sekte „Universelles Leben“ in der Kritik steht12, veröffentlichte im September letzten Jahres  ein gemeinsames Buch mit Rüdiger Dahlke. Der Titel: „Veganize your Life“13 Auch der Vegetarierbund (VEBU) warb bis vor kurzem noch auf seiner Startseite mit Rüdiger Dahlke als „Unterstützer“.14 Die Frage, warum man sich beim VEBU kürzlich entschied, nicht mehr mit Dahlke zu werben, wollte uns der VEBU schriftlich nicht beantworten.

VEBU Rüdiger Dahlke Reanto Pichler

Fazit

Für das Veganmagazin hingegen scheinen Esoterik, Verschwörungsideologien und Rassismus „interessante Botschaften“ zu sein. Auf unsere schriftliche Anfrage erhielten wir keine Antwort von der Veganmagazin-Redaktion. Rüdiger Dahlke darf sich also weiterhin einer soliden Unterstützung durch das Veganmagazin sowie durch den Präsidenten der größten Schweizer Tierschutzorganisation Swissveg gewiss sein. Diese verhelfen gefährlichen, pseudowissenschaftlichen Behandlungmethoden, esoterischer Desinformation, Verschwörungsideologien und rassistischen Ansichten zu weiterer Reichweite und Popularität.


 

Durchgeblättert. Worüber wir sonst noch stolperten.

Gleich auf den ersten Seiten erscheint ein wohlwollender, unkritischer Beitrag über die prominente Tierschützer Prinzessin Maja von Hohenzollern und ihre neue „geschlechterspezifische […] Tier-Lifestyle-Kollektion“ für Hunde, Katzen und Nager mit dem Titel „Tierische Prinzen & Prinzessinnen“. Unkritisch deshalb, weil bereits ein kurzer Blick auf das Facebook-Profil der Prinzessin fragwürdige Inhalte offenbart.

Frau von Hohenzollern, die sich nicht ganz zufällig besonders gegen das Schächten einsetzt15,  offenbart dort ihr Verhältnis zum Islam:16

Prinzessin Maja von Hohenzollern Islam

Auch verlinkt sie auf ihrer Seite die rechtsradikale Webite „DeutschInfo“.17 Von Hochenzollern folgt darüber hinaus der rechten, islamfeindlichen Seite „Achse des Guten“, der rechtsradikalen Seite „Anonymous.Kollektiv“ sowie der antisemitischen Verschwörungsseite „World Truth.TV“. Man fragt sich, warum ein Magazin mit dem Anspruch, seriöse Arbeit abzuliefern, eine solche Person vollkommen unkritisch bewirbt.

Neben einigen informativen, bemerkenswerten und weniger bemerkenswerten Artikeln, fiel uns eine Menge nicht gekennzeichneter Werbung auf. Der Aufmacher auf dem Titelblatt verweist beispielsweise auf eine „Forschungssensation“. Wer trotz dieser reißerischen Headline einen neutralen Artikel über neue Forschungsergebnisse erwartet, wird mit redaktioneller Werbung enttäuscht, die das Magazin nicht als solche gekennzeichnet hat. Auch die Modestrecke, die Kosmetiktipps oder die veganen Style-Empfehlungen für Silvester 2015 sind im Corporate Design des Magazins gehalten und nicht als Werbung (in dem Fall Productplacement) gekennzeichnet. Aus unserer Sicht handelt es sich in diesen Fällen um Schleichwerbung. Ein besonders bemerkenswerter Fall ist dabei die Anzeige der Firma „Bedda“. Denn der vegane Frischkäse ist, ebenso wie die VGD, das Kind von Christan Vagedes und ist grafisch entsprechend ähnlich aufgemacht.

Neben der Modestrecke mit Models, die den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, wird auf Seite 82 noch einmal nachhaltig an das Frauenbild von Rüdiger Dahlke angeknüpft. Katharina Kuhlmann präsentiert: „das schnelle festtagsmenü von mamis für die ganze familie“.

Veganmagazin Sexismus Katharina Kuhlmann

Erika Gartman präsentiert uns ab Seite 115 ein großes Geschwurbel aus naturalistisch fehlgeschlossener Gesellschaftsutopie, KZ-Tierausbeutungs-Analogien und einer Aufforderung, wir sollten „nicht mehr die Tabletten schlucken, die die Medizin bereithält, uns zu sedieren.“, uns auf die „Naturmedizin“ besinnen und „uns aufraffen, das Großkapital aufzulösen“. Richtig, nicht den Kapitalismus, sondern das „Großkapital“. Diese originär antisemitische Variante einer Kapitalismuskritik, die keine ist, zieht sich durch den gesamten Beitrag.

In einem erklärenden Text wirbt Mahin Klosterhafen, Geschäftsführer der Tierschutzorganisation Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt für den reformistischen Ansatz und setzt sich gegen einen Ausschluss von Reformer*innen von einigen Tierrechtsveranstaltungen ein. Ein Text den man bis zum Ende als eine Einladung zum Dialog verstehen könnte. Bis Klosterhafen Tierrechts- und Tierbefreiungsaktivist*innen eine „Ideologie“ unterstellt. Schade.

Auf der vorletzten Seite wirbt das esoterische Dating-Portal Gleichklang. Die Seite bietet ihren Kund*innen gegen Bezahlung ein Datinginterface mit dem grafischen Charme des Internets von 1999 und erwartet unter den Leser*innen des Veganmagazins offenbar eine nennenswerte Anzahl potenzieller Kund*innen. Mit Blick auf einen Teil der Inhalte erscheint das nachvollziehbar.

Herr Vagedes, es tröstet uns ein wenig, dass Berichte über Lebenshöfe und über Aspekte der Tierbefreiungsbewegung auch noch Platz finden, in ihrem sonst eher auf Konsum, Gesundheit und Beauty orientierten Heft. Sollte es ihre bewusste Strategie sein (was wir für unwahrscheinlich halten), Menschen über diese Themen an die Tierbefreiungsbewegung und an Tierrechtsfragen heranzuführen, so wäre das vielleicht eine Idee, die in diese Zeit und die dazugehörige Marktlogik passt.

Schmeißen sie doch die Esoterikschwurbler*innen, rechtsoffenen Tierschützer*innen, die verschwörungsideologischen Töne, die Pseudowissenschaften und KZ-Analogien aus dem Heft. Dann noch das mit der Groß- und Kleinschreibung, durchgängig gekennzeichnete Werbung und vielleicht mehr Artikel über praktische und theoretische Tierethik und Tierrechtsproteste. Ersetzen sie doch die Mode- und Kosmetiktipps für Frauen wenigstens mit Kleidungs- und Kosmetikempfehlungen für Menschen jeden Geschlechts. Und buchen sie Models, die sich nicht durch Körpermaße sondern vielleicht durch Tierrechtsengagement auszeichnen. Oder einfach dadurch, dass sie Menschen sind, die unterschiedlich aussehen und von stereotypen Normbildern abweichen. Wie das fast alle Menschen gemeinhin tun. Das Einzige was an ihrem Heft derzeit revolutionär ist, ist die revloutionär anstrengende Kleinschreibung. Sie scheinen vereinzelt auch fähige Redakteur*innen im Team zu haben. Machen sie etwas daraus.

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  1. https://linksunten.indymedia.org/de/node/129770
    https://linksunten.indymedia.org/de/node/139366
    http://akduell.de/2013/04/sea-shepherd-zwischen-reality-tv-und-rassismus-vorwurfen/ 
  2. https://www.psiram.com/ge/index.php/GeoWave-Welle
    http://www.donotlink.com/hvyy 
  3. http://blog.gwup.net/2013/11/29/das-goldene-brett-2013-fur-rudiger-dahlke-und-die-homoopathen-ohne-grenzen/ 
  4. https://www.youtube.com/watch?v=r_Vq8-jK0Qg 
  5. https://www.facebook.com/ruedigerdahlke/posts/805066136204371 
  6. http://www.blog.drteuschel.de/wordpress/ruediger-dahlke-mobbing-opfer-sind-wahnsinnig/ 
  7. https://www.facebook.com/indyvegan/photos/a.695041657270078.1073741828.694947570612820/892275167546725/ 
  8. Nach aktuellen Recherchen gibt es entgegen der Behauptungen auf der Website der VGD keine einzige aktive Ortsgruppe des Vereins. Auch agiert die VGD nicht als Interessensverband, wie der Name es vermuten lässt. 
  9. https://www.facebook.com/veganegesellschaft/photos/a.159698390738254.28272.154920631216030/1022345144473570/?type=3 
  10. https://www.facebook.com/veganegesellschaft/photos/a.159698390738254.28272.154920631216030/1022345144473570/?type=3&comment_id=1022357071139044&comment_tracking=%7B%22tn%22%3A%22R1%22%7D
    http://abload.de/img/14-01-_2016_17-44-324hspr.png 
  11. https://www.facebook.com/veganegesellschaft/photos/a.159698390738254.28272.154920631216030/1022345144473570/?type=3
    http://abload.de/img/11-01-_2016_16-12-44k4rgl.png 
  12. http://indyvegan.org/swissveg-toleranz-fuer-antisemitismus-und-sekten-unter-dem-v-label/ 
  13. http://www.randomhouse.de/Buch/Veganize-your-life-Das-grosse-Buch-des-veganen-Lebens-1000-Fakten-zu-Peace-Food/Ruediger-Dahlke/e469737.rhd 
  14. http://abload.de/img/29-11-_2015_23-44-24gzu1z.png 
  15. https://www.facebook.com/maja.prinzessinvonhohenzollern/posts/1248882865128372
    https://archive.is/0w1Nl
    https://www.facebook.com/maja.prinzessinvonhohenzollern/posts/1252798891403436#
    https://archive.is/1VWOA 
  16. https://www.facebook.com/maja.prinzessinvonhohenzollern/posts/1252798891403436?comment_id=1252800358069956&comment_tracking=%7B%22tn%22%3A%22R9%22%7D
    https://archive.is/1VWOA 
  17. http://abload.de/img/maja-von-hohenzollernp6ju3.jpg
    https://archive.is/SbqL9
    Der Link wurde mittlerweile entfernt. 

Der Beitrag Veganmagazin – Von Rüdiger Dahlke, Sexismus und Schleichwerbung erschien zuerst auf Indyvegan.

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